Wiener Spitäler lehnen immer häufiger "Gastpatienten" ab

Wiener Spitäler lehnen immer häufiger "Gastpatienten" ab
In Wiens Spitälern soll die Wartezeit auf OP-Termine sinken. Darum werden Patienten, die ihren Hauptsitz nicht in Wien haben, immer häufiger abgelehnt.

Menschen, die in Wien arbeiten, aber nicht ihren Hauptwohnsitz haben, werden immer häufiger in Wiener Spitälern für Operationen abgelehnt, berichtete die Kronen Zeitung am Donnerstag. Ursache sind Obergrenzen für "Gastpatienten" in der Bundeshauptstadt, die u.a. dafür sorgen sollen, die Wartezeiten für die Wohnbevölkerung zu verkürzen. Denn diese habe keine Spitalsinfrastruktur in anderen Bundesländern, auf die sie großflächig ausweichen könne, hieß es auf APA-Anfrage.

"In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der Patienten aus anderen Bundesländern in den Wiener Spitälern stark gestiegen", zitierte die Krone Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). "Die Kosten dafür muss Wien stemmen. Es kann auch nicht sein, dass Wiener auf dringend benötigte Operationen ewig warten müssen, weil auf den Wartelisten 20, 30 oder sogar 40 Prozent Gastpatienten stehen." Hacker spricht von Mehrkosten von über einer Milliarde Euro pro Jahr. Zudem warte man auf einzelne OP-Termine mitunter doppelt so lang wie unbedingt nötig.

Die Finanzierung der Krankenanstalten ist laut den Vorgaben des Bundes auf die Wohnbevölkerung des jeweiligen Bundeslandes abgestimmt. Über den Finanzausgleich werden Mittel zur Verfügung gestellt, die der Errichtung und Aufrechterhaltung einer Infrastruktur entsprechen, die der jeweiligen Wohnbevölkerung angemessen ist. Wien bekomme zwar über den Finanzausgleich "ein wenig mehr", als dem Wiener Anteil an der Gesamtbevölkerung entspräche, das reiche aber nicht aus, um die durch die hohe Anzahl von Gastpatienten entstehenden Kosten abzugleichen, hieß es gegenüber der APA aus dem Hacker-Büro.

Hohe Zusatzkosten für Wiener Budget

Generell sei diese Finanzierung der Krankenanstalten über den Finanzausgleich nicht kostendeckend: Aus dem Budget der Stadt wird das Defizit abgedeckt - für die Ordensspitäler im Rahmen einer jährlich durch den Gemeinderat beschlossenen Fördervereinbarung, aktuell schießt die Stadt 136 Millionen Euro zu. "Das heißt, über das Wiener Budget werden dadurch gar nicht so wenige Patienten aus den Bundesländern mitfinanziert. Im Gegenzug ersparen sich die Bundesländer - insbesondere Niederösterreich, aber auch das Burgenland - die Finanzierung von notwendigen Kapazitäten, durch die die gesamte Bevölkerung versorgt werden könnte", sagte ein Sprecher des Gesundheitsstadtrats.

Im Wiener Gesundheitsverbund seien die Gastpatientenzahlen aufgrund der Vorgaben gegen "Überbelag" gesunken: im stationären Bereich von 26 Prozent aller Patientinnen und Patienten im Jahr 2017 auf 17 Prozent im Jahr 2023 und bei den ambulant zu Betreuenden von 26 auf 19 Prozent. Bei den Ordensspitälern sind diese Zahlen hingegen im selben Zeitraum deutlich gestiegen: stationär von 14 auf 25 Prozent, ambulant von fünf auf 21 Prozent. 

Die aktuelle Fördervereinbarung für die Ordensspitäler mit dem Ziel der Absenkung der Gastpatientenzahl auf das Niveau von 2019, nämlich 17 Prozent des Gesamtaufkommens, sei vom Gemeinderat im April mit den Stimmen aller Parteien beschlossen worden, wird betont. Wird diese Vorgabe überschritten, werde die Subvention entsprechend gekürzt. "Der Wiener Gemeinderat und damit auch der Gesundheitsstadtrat versprechen sich von dieser Maßnahme eine verkürzte Wartefrist und damit eine positive Auswirkung auf die Wiener Patientinnen und Patienten", hieß es.

Klar sei aber auch: "Bei Notfällen werden natürlich alle behandelt", betonte der Sprecher. Betroffen seien nicht dringende bzw. planbare Eingriffe, die in jedem Spital in Österreich durchführbar sind. Für das AKH gebe es einen Leistungskatalog mit Spezialbehandlungen, denn Österreichs größtes Spital hat diesbezüglich einen bundesweiten Versorgungsauftrag, der von den Einschränkungen nicht betroffen sei.

Artikel der Kronen Zeitung

Kurz zusammengefasst

  • In Wien werden zunehmend "Gastpatienten" ohne Hauptwohnsitz abgelehnt, um Wartezeiten für Wiener zu verkürzen und Kosten zu senken.
  • Die steigenden Kosten durch Gastpatienten belasten das Wiener Gesundheitssystem, das jährlich über eine Milliarde Euro Mehrkosten verzeichnet.
  • Notfälle werden weiterhin behandelt, die Einschränkungen betreffen planbare Eingriffe, und das AKH bleibt von den Maßnahmen ausgenommen.

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