Spitze der Wiener Spitäler wird neu besetzt - oder auch nicht
Mit rund 30.000 Mitarbeitern gehört der Wiener Gesundheitsverbund (Wigev) zu den größten öffentlichen Unternehmen des Landes. Im Eigentum der Stadt Wien, betreibt er acht Krankenhäuser (darunter das AKH Wien), neun Pflegehäuser ein Therapiezentrum und fünf Ausbildungsstätten.
Entsprechend groß ist das Interesse, wenn es an der Spitze eines derartigen Unternehmens zu personellen Veränderungen kommt. Umso mehr, wenn wie aktuell gleich zwei der drei Führungsposten im Wigev neu ausgeschrieben werden.
Zum einen jener des Generaldirektors: Befristet auf eine Dauer von fünf Jahren wird der Posten des obersten Wigev-Chefs mit monatlich 18.492 Euro vergütet, exklusive Aufwandsentschädigung und allfälliger Mehrdienstleistungsvergütung, wie es in der Ausschreibung heißt.
Aktuelle Generaldirektorin ist Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, die seit 2018 in dieser Funktion tätig ist. Davor gehörte sie schon dem seit 2017 bestehenden interimistischen Führungsteam des Spitalsträgers an.
Neu ausgeschrieben wird auch die Position ihres Stellvertreters, gleichzeitig Vorstandsdirektor für Finanzen Recht, Einkauf und nicht-klinischen Betrieb sowie Direktor der Teilunternehmung AKH. Bruttogehalt: 15.690 Euro.
Dieser Posten ist derzeit mit Herwig Wetzlinger besetzt. Der Kärntner war zunächst 2011 als stv. Direktor ins AKH gerufen worden, später übernahm er das Krisenmanagement bei der außer Kontrolle geratenen Baustelle Krankenhaus Nord (heute: Klinik Floridsdorf).
Auf die neuen Wigev-Manager warten gleich mehrere Mammut-Aufgaben: Allen voran die milliardenschwere Sanierung der Wiener Gemeindespitäler, die bis 2040 angesetzt ist. Weiters die organisatorische Überführung des Wigev in eine Anstalt öffentlichen Rechts, die die Stadtpolitik seit bald einem Jahrzehnt vor sich herschiebt.
FPÖ ortet Scheinausschreibung
Falls es überhaupt zwei neue Wigev-Chefs geben wird: Bei der Wiener FPÖ hat man den Eindruck, dass die Ausschreibungskriterien so formuliert wurden, dass sie eigentlich nur die bestehenden Manager erfüllen können.
„Offenbar handelt es sich um eine Scheinausschreibung. Hier werden jene SPÖ-Günstlinge verlängert, die gemeinsam mit SPÖ-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker das Wiener Gesundheitssystem in den letzten Jahren in den Abgrund geführt haben“, sagt Parteichef Dominik Nepp. „Wir fordern eine Neubesetzung mit kompetenten Gesundheitsexperten und ein Hearing der Kandidaten im Gesundheitsausschuss.“
Tatsächlich werden sich Kölldorfer-Leitgeb und Wetzlinger für eine Verlängerung ihrer Funktion bewerben, wie man im Wigev bestätigt. Den Vorwurf der Scheinausschreibung weist man hingegen im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker entschieden zurück. Es handle sich um eine den Anforderungen entsprechende europaweite Ausschreibung, wie ein Sprecher gegenüber dem KURIER betont. Notwendig sei sie geworden, weil die Verträge beider Manager auslaufen würden.
Schon 2018 Debatte um Ausschreibung
Es ist nicht das erste Mal, dass die Bestellung dieser Posten für Diskussionen sorgt. Als 2018 Kölldorfer-Leitgeb und Wetzlinger von interimistischen zu regulären Leitern des Wigev wurden, wurden Stimmen laut, wonach auch dafür eigentlich eine Ausschreibung erforderlich gewesen wäre. Laut Hacker-Sprecher sei aber auch damals alles völlig korrekt abgelaufen.
Der dritte im Wigev-Führungstrio muss sich übrigens nicht neu bewerben: Der Vertrag des Medizinischen Direktors Michael Binder – bekannt durch seine öffentlichen Auftritte während der Corona-Pandemie – sei unbefristet, heißt es im Hacker-Büro.
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