Für die Chefs des Wiener Gesundheitsverbunds (Wigev) bringt der Umzug in die Beletage eines generalsanierten Gebäudes auf dem AKH-Gelände wahrlich Vorteile. Doch der Exodus der Generaldirektion hat eine seltsame Optik und wirft einige Fragen auf, zumal er völlig im Geheimen stattfand, nie öffentlich kommuniziert worden war.
Obwohl der Bezug des 60 Meter hohen ehemaligen Personalwohnheims („Schwesternturm“) bereits vor einigen Wochen stattfand, lautet der Dienstort der Generaldirektion laut Homepage nach wie vor: 1030 Wien, Thomas-Klestil-Platz 7/1.
Betreten verboten!
Der wahre Dienstort ist jedoch zweifelsfrei in der Lazarettgasse 14 am Alsergrund auszumachen, wie dort einige mit gelben Klebebändern schlampig angepickte Wegweiser im A4-Format verraten. Der Zugang führt – wenig einladend und keineswegs barrierefrei – mitten durch die noch bestehende Baustelle. Als Entrée ins verwaiste Gebäude fungiert der Seiteneingang, die Pkw-Zufahrt ist noch gesperrt („Betreten der Baustelle verboten!“).
Dass in dieser Hinterhofidylle die Spitäler-Direktoren respektive überhaupt irgendwer seinen Arbeitsplatz haben könnte, scheint seltsam. Ist aber so. Rechtlich möglich macht dies laut Baupolizei eine „Teilfertigstellungsanzeige“, die im Innenbereich bereits eine Büronutzung erlaubt, während ringsum noch gebaut wird.
All dies nährte das Gerücht von baulichen Problemen am bisherigen Standort „Towntown“, was eine Wigev-Sprecherin jedoch dementiert. „Nein, Towntown bleibt weiterhin die Zentrale der Verwaltung.“ Betroffen vom dauerhaft angelegten Umzug aufs AKH-Gelände seien einige Vorstandsressorts und Stabstellen – den frei gewordenen Platz in Erdberg würde der Wigev-„Einkauf“ einnehmen, der derzeit bei den Gasometern untergebracht ist. Für alle, auch die Direktion, bleibe die bisherige Postadresse bestehen.
Stellt sich die Frage, warum die Generaldirektion nun zwar am Puls der Wiener Gesundheitsvorsorge (also im AKH) residiert, aber dafür fünf Kilometer Luftlinie zur restlichen Verwaltung in Kauf nimmt? Und den vor rund 15 Jahren extra geschaffenen städtischen Verwaltungscluster direkt an der U3 (u. a. mit Stadtgesundheitsamt und zentraler Impfstelle) wieder verlässt?
Büros im „Barcode“
Seitens der Wigev werden Einsparungen bei den Mietkosten angeführt, zumal man am AKH Eigentümer ist. Benötigt werden sechs der insgesamt 19 Geschoße des Baus, insgesamt betraf der Umzug 120 Mitarbeiter.
Wegen des Fassadenmusters wird die neue Heimat der Generaldirektion übrigens „Barcode“ genannt. Im Zuge des Umbaus war der Stahlbetonbau aus den 1960er-Jahren entkernt worden (Kosten: 34,6 Millionen Euro). Künftig beherbergt er Büro- und Dienstzimmer für AKH und Wigev. Krankenschwestern werden im ehemaligen Schwesternturm nicht mehr wohnen.
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