Wiener Rettung brachte Schwangere in gesperrtes Krankenhaus

In der Klinik Favoriten war kein Platz mehr für die Schwangere.
Weil kein Bett frei war, verwehrte die Klinik Favoriten der Frau die Aufnahme. Allerdings hätte sie die Rettung gar nicht bringen dürfen.

Diese Situation wünscht sich niemand: Einer schwangeren Frau platzt spät in der Nacht die Fruchtblase, mit der Rettung wird sie in das Krankenhaus gebracht, in dem sie den Entbindungstermin vereinbart hat - und dann weigert man sich dort, sie aufzunehmen. Genau das ist Familie A. vergangenes Wochenende in der Klinik Favoriten passiert. Grund war ein Fehler der Rettung.

So schön hatte sich die Favoritner Familie die Geburt ihres dritten Kindes vorgestellt. Im selben Spital wie die beiden älteren Geschwister sollte der kleine Bub das Licht der Welt erblicken. Darum meldete sich Familie A. im ehemaligen Kaiser-Franz-Josef-Spital für den Geburtstermin am 28. Jänner an. Da das Kind aber schon am 15. Jänner kam, blieb Frau A. (28) die Aufnahme verwehrt. Daran änderte auch die spätnachts geplatzte Fruchtblase nichts.

Kein Bett mehr frei

Man habe sich exakt an die Vorgaben des Spitals gehalten, schildert der empörte Vater dem KURIER: Gleich, nachdem in der Nacht auf Samstag um 2:40 Uhr die Fruchtblase seiner Frau geplatzt war, habe er die Rettung alarmiert. Und die habe die Schwangere wunschgemäß in die Klinik Favoriten gebracht. Bis in den Kreißsaal kam sie allerdings nicht, weil sie gar nicht erst aufgenommen wurde. "Der Sanitäter hat gesagt, so was hätte er in seinen 28 Dienstjahren noch nicht erlebt", sagt der Vater, der anonym bleiben möchte.

Die diensthabende Ärztin habe nach vehementem Streitgespräch mit dem Rettungsteam letztlich einen Platz in der Klinik Hietzing organisiert.

In der Klinik Favoriten bestätigt man den Vorfall grundsätzlich, betont aber, dass für die 28-Jährige nie ein gesundheitliches Risiko bestanden habe. So sei sie "nicht leichtfertig weggeschickt", sondern sehr wohl zuerst untersucht worden, sagt eine Sprecherin des Wiener Gesundheitsverbunds. Und erst als klar gewesen sei, dass die Frau transportfähig ist, habe die Ärztin ein alternatives Krankenhaus organisiert.

Kommunikationsprobleme

Ein Fehler sei allerdings sehr wohl passiert - und zwar seitens der Rettung. "Die hätte die Frau nämlich gar nicht erst in die Klinik Favoriten bringen dürfen. Zu diesem Zeitpunkt gab es eine Sperre der Rettungszufahrten, weil aufgrund vieler Geburten kein Bett mehr frei war", heißt es vom Gesundheitsverbund. Das sei der Rettungsleitstelle auch entsprechend kommuniziert worden.

Das bestätigt man bei der Wiener Berufsrettung. Letztlich hätten aber "Kommunikationsprobleme" dazu geführt, dass Familie A. zu ihrem Wunschkrankenhaus geführt wurde. Zu jedem Zeitpunkt sei jedoch die notfallmedizinische Versorgung der Frau gewährleistet gewesen.

Familie A. hätte auf die Aufregung lieber verzichtet. Auch Tage nach dem Vorfall hört man dem Vater die Empörung an. Gemildert wird der Ärger nur durch einen Umstand: Fünf Stunden nach der Überstellung in die Klinik Hietzing kam das Kind gesund auf die Welt.

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