Wiener Polizist macht im Schnitt 49 Überstunden pro Monat

Das Jahr 2024 war besonders für die Wiener Polizei herausfordernd: Der Silvesterpfad etwa sowie die Christkindlmärkte fanden unter strengen Sicherheitsauflagen statt, auch die Ballsaison und Veranstaltungen im Sommer waren überschattet von Anschlagsplänen der radikalen Terrormiliz „Islamischer Staat“.
Im vergangenen Jahr fielen so allein in der Bundeshauptstadt zwei Millionen Überstunden für die 7.278 Beamtinnen und Beamten an. Überstunden werden bei der Polizei grundsätzlich finanziell abgegolten.
Die Zwei-Millionen-Marke wurde bereits in den vergangenen Jahren erreicht, im Pandemiejahr 2020 fielen mit 1,78 Millionen vergleichsweise wenig Mehrdienstleistungen an, wie es polizeiintern heißt.
Anstieg der Stunden
Die Mehrbelastung ist aber besonders für die einzelnen Polizistinnen und Polizisten spürbar: „Im Zeitraum von Jänner bis September 2024 waren es im Schnitt 49 Überstunden pro Beamten“, sagte Polizeisprecher Markus Dittrich. Die Gesamtanzahl der Mehrstunden pro Kopf sei systembedingt erst Ende Jänner möglich. Fest steht jedenfalls: Die Zahl nimmt zu.
Musste ein Wiener Polizist bzw. eine Polizistin im ersten Pandemiejahr pro Monat im Schnitt 28 Überstunden leisten, so waren es 2021 33 und 2022 insgesamt bereits 35 Überstunden. Ein großes Problem bei den Mehrdienstleistungen seien kurzfristige Kommandierungen.
Tagelange Veranstaltungen
„Wenn der Dienst zum Beispiel um 18 Uhr endet und man erst im Lauf des Tages darüber informiert wird, dass man doch bis zu zwölf Stunden länger bleiben muss, sorgt das für Frust“, sagte etwa Walter Strallhofer, Vorsitzender der sozialdemokratischen Polizeigewerkschaft (FSG). Die meisten Überstunden fallen bei größeren Kundgebungen bzw. Veranstaltungen an. „Insbesondere bei jenen, die mehrere Tage dauern, wie beispielsweise beim Donauinselfest“, erklärte Dittrich.
Um der massiven Anzahl an Überstunden entgegenzusteuern und den Polizistenmangel an sich zu bekämpften, startete das Innenministerium eine große Personaloffensive. Im vergangenen Jahr wurden in Wien laut Innenministerium mehr als 800 Polizeischüler in die Grundausbildung aufgenommen.
Hilfe aus den Bundesländern
Um die Überstunden abzubauen, werden zusätzlich zur Personaloffensive „permanent Aufgaben und Systeme evaluiert, um Belastungsspitzen abzufangen“. heißt es bei der Polizei. „Es findet auch eine laufende Prüfung der Überstunden auf Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit statt“, sagte Dittrich.
Zudem hat die Exekutive die Möglichkeit, zur Einsatzunterstützung Polizistinnen und Polizisten aus anderen Bundesländern anzufordern. So geschehen im Sommer im Kampf gegen die Bandenkriminalität in Wien. Wegen des erhöhten Kräftebedarfs griff man auf Einsatzeinheiten aus anderen Bundesländern zurück, etwa aus der Steiermark. Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen ethnischen Gruppen hatten die Exekutive auf Trab gehalten. Alle Verdächtigen konnten ausgeforscht werden.
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