Wiener Minoritenkirche gehört jetzt der Piusbruderschaft

Minoritenkirche in der Wiener Innenstadt
Schönborn-Sprecher: Erzdiözese war in Transaktion nicht eingebunden und hat keinen Einfluss mehr.

Die Minoritenkirche in der Wiener Innenstadt, eine der wohl ältesten und künstlerisch wertvollsten Kirchen der Stadt, hat einen neuen Besitzer – die innerhalb der römisch-katholischen Kirche höchst umstrittene Priesterbruderschaft. Der private Verein „Italienische Kongregation Maria Schnee“ hat sie im Juni der erzkonservativen Priestervereinigung geschenkt. Die Erzdiözese Wien war nicht eingebunden, sie erfuhr davon aus den Medien, stellte deren Sprecher Michael Prüller am Samstag in der Agentur Kathpress klar.

Die Minoritenkirche war seit 1786 im Besitz der italienischen Kongregation. Kaiser Josef II. wollte der katholischen Gemeinde der Italiener in Wien damals ein spirituelles Zuhause geben. Dieser Stiftungszweck könne mit der jetzigen Schenkung „an die mit der katholischen Kirche im Konflikt stehende Piusbruderschaft wohl nicht mehr erfüllt werden“, merkte Prüller an.

Die Erzdiözese habe über das weitere Geschehen in der Minoritenkirche keinen Einfluss und keine Aufsicht, „da die Piusbruderschaft den regulären Bischof nicht als Vorgesetzten anerkennt“. Die Piusbruderschaft steht seit Ende Juni als Eigentümer im Grundbuch.

Wiener Minoritenkirche gehört jetzt der Piusbruderschaft

Die traditionalistische Piusbruderschaft schildert in ihrem Mitteilungsblatt, wie es zur Übernahme der Kirche mitten im Stadtzentrum gekommen ist: Demnach habe man im November 2020 von der italienischen Kongregation das überraschende Angebot bekommen, die Kirche zu übernehmen. Zuvor sei bereits jahrelang nach einer geeigneten Kirche gesucht worden. 

„Seelsorge ungefährdet“

Die Seelsorge für die „sehr lebendige“ katholische Gemeinde der in Wien lebenden Italiener – insgesamt sind es rund 13.500 – sei aber ungefährdet. Die Erzdiözese habe diese schon vor einigen Monaten in die Pfarrkirche in der Alservorstadt verlegt, betonte der Sprecher von Kardinal Christoph Schönborn.

Die 1970 gegründete Piusbruderschaft befindet sich – laut Kathpress – aktuell zwar nicht mehr im „radikalen Schisma mit der Katholischen Kirche, aber sie gehört auch nicht ganz dazu“. Immer wieder waren Priester durch antisemitische, islamfeindliche und homophobe Äußerungen aufgefallen – wenngleich sich die Bruderschaft in der jüngeren Vergangenheit davon distanzierte. Unter Papst Benedikt XVI. erfolgte ab 2009 schließlich ein Prozess der Annäherung. 

Papst Franziskus, der die Theologie der Piusbruderschaft schärfer ablehne als seine Vorgänger, habe sich barmherzig gezeigt – und etwa die Gültigkeit der Beichte und der Eheschließungen durch Priester der Bruderschaft ausdrücklich anerkannt.

Kommentare