Wiener Krankenhaus Nord: Mitarbeiter legen die Arbeit nieder
Zweieinhalb Monate nachdem es – zumindest theoretisch - den vollen Betrieb aufnahm, gärt es im krisengeschüttelten Krankenhaus Nord weiter: Übermorgen, Montag, kommen die Mitarbeiter des Floridsdorfer Spitals zu einer Dienststellenversammlung zusammen. Und zwar, um gegen zu wenig Personal, mangelnde Einschulungen und bauliche Probleme zu protestieren.
In eineinhalb Wochen ist eine weitere Versammlung angesetzt - initiiert von der Liste „Solidarität“. Sie hat sich im Vorfeld der Personalvertretungswahlen der Stadt Wien im Frühling neu gegründet.
In der Einladung zur Versammlung, die dem KURIER vorliegt, kritisiert die Liste, dass „immer weniger Personen immer mehr Arbeit machen müssen und Überstunden ansammeln.“ Dazu komme, dass viele Bedienstete an Geräten arbeiten, für die ihnen die Einschulung fehle. Das betreffe insbesondere das Pflegepersonal auf der Intensivstation.
Weiterer Kritikpunkt: bauliche Mängel. Auf den Stationen fehlen Sozialräume; Lagerräume und das Logistiksystem sei unzureichend, moniert die Liste. Und: „Arbeitsmaterial wird aus Einsparungsgründen immer schlechter und ist nur begrenzt verfügbar“, heißt es weiter.
Für zusätzlichen Missmut sorgt das neue Gehaltsschema für die Mitarbeiter der Gemeindespitäler. Im Vorjahr eingeführt, sieht das neue System höhere Einstiegsgehälter bei gleichzeitig flacheren Lohnkurven vor - allerdings nur für neu in den Dienst eingetretene Mitarbeiter.
Langjährige Kollegen fühlen sich finanziell benachteiligt und fordern die Möglichkeit, in das neue System zu wechseln - der KURIER berichtete. Immerhin: Zuletzt hat die Gewerkschaft eine Beseitigung dieses Problems in Aussicht gestellt.
KAV: Inbetriebnahme "äußerst erfolgreich"
Der Krankenanstaltenverbund (KAV) kontert und bezeichnet viele der Kritikpunkte als "vage" und "überhaupt nicht nachvollziehbar". Fakt sei, "dass die Inbetriebnahme des Krankenhaus Nord äußerst erfolgreich war."
In Wahrheit liege die Personal-Fluktuation im Normalbereich, Dienstposten könne man "sehr gut" nachbesetzen, teilt eine Sprecherin auf KURIER-Anfrage mit. Von rund 430 Ärzteposten und 1.000 Pflegestellen seien aktuell je 20 vakant. Nachsatz: "Ja, Personal, das neu kommt, muss mitunter erst geschult werden, wenn es neue Bedingungen vorfindet."
Auf jeder Station gebe es sowohl ein Besprechungszimmer, einen "berufsgruppenübergreifenden" Sozialraum und zusätzlich ein Dienstzimmer mit Schlafmöglichkeit.
Patienten müssen sich laut KAV während der Dienststellenversammlung nicht um ihre Versogung bangen. Laut Gesetz sei der Betrieb während des Treffens aufrecht zu erhalten. "Das wird bei allen Dienststellenversammlungen so gehandhabt und war bis dato nie ein Problem."
30 Traumabetten gesperrt
Unabhängig von den Versammlungen kämpft die Abteilung für Orthopädie und Traumatologie derzeit mit Engpässen. Über alle Stationen verteilt seien auf dieser Abteilung derzeit 30 Betten gesperrt. Wegen Krankenständen, sagt der KAV. Die Versorgung sei dennoch gewährleistet. Aus Kreisen des Spitalspersonals ist hingegen zu vernehmen, dass Personalmangel im Pflegebereich dafür verantwortlich ist.
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