Wiener Grüne fordern Gratis-Öffis und Gratis-Bäder an Hitzetagen

Parteivorsitzende der Wiener Grünen Judith Pühringer und Peter Kraus präsentieren Hitzekampagne
Bei Temperaturen von über 30 Grad sollen Öffis und Freibäder kostenlos sein. Das Rathaus will man als "Kühlhaus" für alle öffnen.

Neue Rekord-Temperaturen, wie sie weltweit vergangene Woche an sechs Tagen hintereinander gemessen wurden, sind die direkten Folgen der Klimakrise. Vor allem Städte bekommen das zu spüren, Wien erlebt zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 36 Grad.

Um die Stadt abzukühlen, präsentierten die Wiener Grünen am Dienstag ihre neue Kampagne "Ab wann lässt dich die Hitze nicht mehr kalt?" inklusive acht Forderungen.

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Schnelle Abhilfe soll an Hitzetagen mit über 30 Grad Gratis-Eintritt in Wiens Freibäder sowie Gratis-Öffis bringen. "Dadurch wären weniger Autos auf der Straße, die sich in der Sonne aufheizen und man bekommt mehr Leute in die Öffis", erklärten die Parteivorsitzenden Judith Pühringer und Peter Kraus.

Damit man an Haltestellen und vor Bäder-Kassen nicht in der prallen Sonne steht, müsse auch für eine bessere Beschattung gesorgt werden. Überhaupt zeige die rot-pinke Stadtregierung zu wenig Mut, wenn es darum ginge, die Ursachen der Hitze zu bekämpfen. 

100.000 neue Bäume

Gefordert wird, an besonders heißen Orten in Wien Betonflächen aufzubrechen und diese zu begrünen. Jede Straßensanierung müsse mit zusätzlicher Begrünung einhergehen. Negativbeispiel sei die erst kürzlich umgestaltete und erneut komplett asphaltierte Hartlgasse in Brigittenau.

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Der "Baum-Masterplan" der Grünen sieht vor, 100.000 neue Bäume zu pflanzen und so den derzeitigen Bestand zu verdoppeln. Auch die Zweierlinie will man im Zuge des U-Bahn-Baus in einen grünen Boulevard verwandeln.

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Akute Abkühlung soll man auch im Rathaus selbst finden: "Türen auf und das Rathaus zum Kühlhaus für alle machen", so die Forderung. Bezirksämter und Bildungseinrichtungen sollen ebenfalls geöffnet werden.

Wie dringend es Maßnahmen brauche, zeigen laut Kraus auch aktuelle Statistiken: Wie Forscher im Fachjournal „Nature Medicine“ berichten, gab es 2022 in Österreich 419 Hitzetote. "Damit gibt es in Österreich mehr Hitzetote als Verkehrstote. Hier liegt die Zahl bei 369", betonte Kraus.

Comeback für "Coole Straßen"

Kritik kam einmal mehr am Aus für die „Coolen Straßen“. Diese waren 2020 angeboten worden - also noch unter Rot-Grün. Die Aktion sei sehr erfolgreich gewesen, Rot-Pink habe sie jedoch eingestellt, beklagte Pühringer.

In jenem Jahr waren in ganz Wien einzelne Straßen für den Verkehr gesperrt und mit Sitzmöglichkeiten und Nebelduschen ausgestattet worden. Nach dem Ausscheiden der Grünen aus der Regierung wurde das Projekt nicht fortgesetzt, seither können Autos dort wieder ungestört parken.

Maßnahmen für Benachteiligte

Nötig sind nach Ansicht der Grünen auch Maßnahmen für sozialökonomisch benachteiligte Menschen, die nicht über Klimaanlagen oder Terrassen verfügen. In welchen Bezirken Handlungsbedarf besteht, zeige ganz klar die Hitzekarte. Anwohner sollen in "Klimaoasen" mit beschatteten Sitzbänken und Schattenzonen Abkühlung finden. Auch Notschlafstellen im Sommer werden als sinnvoll erachtet.

Erneut aufgerufen werden Betriebe, sich an der Aktion der Grünen Wirtschaft - "Dein Durscht is mir net Wurscht" - zu beteiligen. 1.000 Geschäfte machen laut Pühringer bereits mit und bieten Menschen die Möglichkeit, ihre Wasserflaschen kostenlos aufzufüllen. Teilnehmende Betriebe sind an Aufklebern erkennbar.

SPÖ-Kritik an der Seestadt

Um auf ihre Hitzekampagne aufmerksam zu machen, sind die Grünen bis Ende August unterwegs und verteilen Sticker, Flyer sowie Fächer.

Seitens der SPÖ reagierten Gemeinderätin Luise Däger-Gregori und Gemeinderat Erich Valentin per Aussendung auf die Forderungen: Die Grünen hätten in ihrer einstigen Zuständigkeit für das Planungsressort mit ihrer Planung der Seestadt Aspern eindrucksvoll gezeigt, dass sie Wein trinken und Wasser predigen. Immerhin sei in der Planung das Pflanzen von Bäumen grob vernachlässigt worden.

Man investiere 100 Millionen Euro in die nachhaltige Umgestaltung des öffentlichen Raums. Das Hauptaugenmerk liege auf dichtbesiedelten Gebieten. Verwiesen wurde auch auf Trinkbrunnen, Sprühnebelanlagen oder „Coole Zonen“, in denen man sich abkühlen könne.

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