Grünen-Chefin Hebein: "Natürlich mache ich linke Politik, was sonst?"

Maria Vassilakous Nachfolgerin steht fest: Birgit Hebein hat sich gegen vier Konkurrenten durchgesetzt.

Die nächste Spitzenkandidatin der Wiener Grünen heißt Birgit Hebein. Das steht nun – nach monatelangen Spekulationen – fest. Damit ist fix, wer die größte Landesorganisation der Grünen an vorderster Front in die Wien-Wahl führt, die für 2020 angesetzt ist. Offen bleibt, wann Hebein die bisherige Front-Frau Maria Vassilakou auch in der Stadtregierung ablöst. Das werde sie in einem gemeinsamen Gespräch mit Vassilakou entscheiden, kündigte Hebein am.

Die 51-Jährige, die seit 2010 im Gemeinderat ist, wurde mit 1244 von 2600 Stimmen zur neuen Chefin der Wiener Grünen gewählt. Auf Facebook veröffentlichten die Grünen das Ergebnis im Detail.

In der Zukunft werde sie vermehrt den Dialog suchen, auch Hausbesuche machen und in der Partei "durchlüften". Das heiße auch, die Partei umzubauen und neue Akzente zu setzten, sagte Hebein im Rahmen ihrer Präsentation als neue Spitzenkandidatin der Wiener Grünen am Dienstagvormittag. Thematisch möchte sie Ökologie und Soziales verbinden, denn: "Ökologie ist kein Bobo-Thema".

"Ich möchte, dass alle Wienerinnen und Wiener ohne Sorgen einschlafen können und ohne Sorgen aufwachen - in einer leiwanden Stadt. Und Wien ist eine bemerkenswerte Stadt", sagte Hebein weiter. "Natürlich mache ich linke Politik", sagte Hebein auf Nachfrage. "Was denn sonst?" Linke Politik bedeute Menschlichkeit, den Einsatz für Menschenrechte und Gleichberechtigung. "Man muss sich vor linker Politik nicht fürchten."

Hebein wird Chefin der Wiener Grünen

Hebein hat sich gegen vier Konkurrenten durchgesetzt. Ins interne Rennen gegangen waren auch der Klubchef David Ellensohn, der Gemeinderat Peter Kraus sowie die Ärztin Marihan Abensperg-Traun und der Meidlinger Bezirksrat Benjamin Kaan.

Letzteren beiden waren nur Außenseiterchancen eingeräumt worden. Das komplizierte Wahlsystem hatte Prognosen jedoch bis zuletzt schwierig gemacht. Im Vorfeld waren viele Beobachter von einem Sieg von Ellensohn oder Kraus ausgegangen. Nun machte Hebein das Rennen, die ihre Bewerbung erst nach den beiden bekannt gegeben hatte.

"Mehrere Gewinner"

Bei ihren Konkurrenten bedankte sich Hebein, sie schätze diese Personen sehr und habe nicht auf ihren Rat verzichten wollen. Es gebe auch mehrere Gewinner dieser Wahl, sagte sie: Die Demokratie, die Grüne Idee und die Partei.

Hinsichtlich der Koalition mit der SPÖ in der Wiener Stadtregierung und eventuellen Neuwahlen betonte Hebein: "Wir arbeiten als Rot-Grüne bis zum letzten Tag. Das erwarten sich die Wienerinnen und Wiener."

Hebein war für die Grünen im Gemeinderat bisher Sprecherin für Soziales und Sicherheit. Die Sozialarbeiterin war bereits Ende der 80er Jahre in der Friedensbewegung politisch tätig. Neben ihrer Funktion im Gemeinderat ist sie auch im KZ-Verband-Wien und bei den Grünen GewerkschafterInnen.

Grünen-Chefin Hebein: "Natürlich mache ich linke Politik, was sonst?"

Nicht nur Mitglieder wählten

Stimmberechtigt waren nicht nur 1.548 Parteimitglieder, sondern auch Grün-Affine, die sich gegen einen Beitrag von 15 Euro registrieren lassen hatten. 1.849 Personen haben diese Möglichkeit genutzt. Sie gaben ihre Stimmen per Brief ab – und nicht wie bisher auf einer Versammlung.

Für Kurzentschlossene hatte die Landespartei am Montag in ihrer Zentrale in Neubau ein Wahllokal eingerichtet. Bis 17 Uhr konnte dort auch persönlich abgestimmt werden. Unmittelbar danach begann die Auszählung.

Die amtierende Grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou hat ihrer Nachfolgerin als Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin, ihre "volle Unterstützung" zugesichert. "Mit Birgit Hebein setzen die Grünen ein starkes Zeichen für Solidarität und soziale Gerechtigkeit", befand Vassilakou.

Die Spitzenwahl sei "eines der größten Demokratieprojekte der österreichischen Parteiengeschichte" gewesen. "Sie hat viele neue Menschen für Politik und die Grünen begeistert", teilte Vassilakou in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA mit.

Gratulationen von der SPÖ

Von Seiten der SPÖ gibt es Gratulationen an die neue grüne Spitzenkandidatin. SPÖ Wien-Landesparteisekretärin Barbara Novak zeigt sich zuversichtlich für die künftige Zusammenarbeit. „Die Devise dieser Koalitionsregierung lautet ‚Gemeinsam für Wien‘. Unsere politischen Schwerpunkte sind klar: Sozialer Zusammenhalt, ein leistbares Wien und ein respektvoller Umgang miteinander in unserer Stadt - kurzum unser Anliegen ist es, dass Wien weiterhin die lebenswerteste Stadt der Welt bleibt und daran arbeiten wir tagtäglich. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit Birgit Hebein als erster Ansprechperson beim Koalitionspartner diesen Weg erfolgreich weitergehen werden“, teilte Novak in einer Presse-Aussendung mit.

Von Neuwahlen scheint auch sie nichts zu halten. "Bis zur nächsten Wahl sind es noch zwei Jahre und bis dahin werden wir gemeinsam mit dem Koalitionspartner konstruktiv im Sinne der Wienerinnen und Wiener weiterarbeiten“, schrieb Novak.

Peter Unger (ORF) von den Wiener Grünen

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