Wiener Busfahrer zeigte "nicht Wolfsgruß, sondern Rock-Symbol“

Wiener Markus Sahiner zeigt, welches Symbol er mit den Fingern geformt haben will.
Österreichischer Busfahrer fühlt sich zu Unrecht von den Wiener Linien entlassen.

Ein Handyvideo wurde acht Busfahrern der Wiener Linien zum Verhängnis. Wie berichtet, wurden die Männer fristlos entlassen, nachdem sie im Zuge einer internen Feier den in Österreich verbotenen Wolfsgruß – das Symbol der ultranationalistischen türkischen „Grauen Wölfe“ – gezeigt haben sollen. Unter den acht ist auch Markus Sahiner (34) – ein Österreicher mit türkischem Vater, der sich „völlig zu Unrecht“ entlassen fühlt. Wie auf dem Video „eindeutig zu erkennen“ sei, habe er nämlich „nicht den Wolfsgruß geformt, sondern ein auf Rockkonzerten übliches Symbol“.

Mithilfe eines Anwalts will Sahiner die Entlassung nun anfechten. Weitere rechtliche Schritte infolge der „erlittenen Kreditschädigung“ behält er sich vor.

„Zeichen der Loyalität“

Entstanden sei das Video am 25. Jänner im Zuge einer verspäteten Silvesterfeier in einem Pausenraum der „Wiener Linien“-Garage Raxstraße, erzählt Sahiner. Die Gruppe sei ethnisch bunt gemischt gewesen – „neben Austrotürken waren ein kurdischstämmiger Kollege, ein Albaner und ich da.“ Und im Zuge der „steigenden Stimmung“ habe der Albaner „aus Respekt“ den türkischstämmigen Kollegen gegenüber begonnen, den Wolfsgruß zu zeigen.

Busfahrer verweist auf dieses Video

„Einer hat den anderen animiert. Aber das sollte nur die Loyalität innerhalb der Kollegenschaft ausdrücken – das hieß: ,Wir sind eine große Familie.’ Mit türkischer Politik hatte das nichts zu tun und rechtsradikal ist erst recht keiner.“

Er selbst habe – „nicht zuletzt im Hinblick auf meinen Dienstvertrag“ – jedoch auf den Wolfsgruß verzichtet und sich stattdessen für die „Devil Horns“ entschieden, die auf jedem Rockkonzert zu sehen seien, sagt Sahiner. Sicherheitshalber, „weil ich nicht wusste, ob das Symbol unter Strafe steht“.

Kein "Wolfsgruß" sondern "Devil Horns“

Zum Teil dürften aber auch andere Busfahrer kein gutes Gefühl bei der Sache gehabt haben. Denn auf dem Video, auf dem neben dem Wolfsgruß der Rabia-Gruß oder das ebenfalls nationalistische albanische Adler-Symbol (siehe Erklärungen unten) zu sehen sind, hört man vereinzelte Warnungen in türkischer Sprache: „Macht keine Zeichen“, rät da einer; „Du bringst uns noch in Schwierigkeiten“, sagt ein anderer in Richtung des Handyfilmers.

Gegenüber dem Dienstgeber habe er zwar auf den Irrtum und den Videobeweis hingewiesen, behauptet Sahiner. Dennoch sei er „ohne Bekanntgabe eines Grundes“ fristlos entlassen worden.

Markus Sahiner über den Wolfsgruß

Bei den Wiener Linien, die auch Anzeige beim Landesamt für Verfassungsschutz erstatteten, will man das nicht bestätigen. Im Zuge der internen Ermittlungen sei wohl ein Verhalten festgestellt worden, „das nicht zu unseren Richtlinien passt“, sagt eine Sprecherin. Deshalb habe man Konsequenzen gezogen.

 

Symbole

Wolfsgruß
Der Wolfsgruß ist das Symbol der rechtsextremen türkischen „Grauen Wölfe“ . Das sollte zwar jedem, der ihn verwendet, bekannt sein, meint Autor Thomas Rammerstorfer. Zum Teil werde der Wolfsgruß aber nicht parteipolitisch gedeutet, sondern als Symbol der türkischen Stärke verwendet.  

R4bia-Symbol
Das Zeichen der Muslimbruderschaft steht für die blutigen Proteste  gegen die ägyptische Militärdiktatur 2013 und wurde  vom türkischen Präsidenten Erdoğan übernommen.  

Albanischer Adler
Der Doppel-Adler ist Teil des Wappens von Albanien. Kosovo-Albaner drücken mit dem Zeichen ihre Unabhängigkeit von Serbien aus.

Kommentare