Wien reformiert Heizkostenzuschuss

Wien reformiert Heizkostenzuschuss
Sachleistungen statt Bares heißt es ab Anfang 2013. Energiefressende Geräte werden getauscht.

Ich hätte nicht gedacht, dass man in so kurzer Zeit so tief fallen kann.“ Martina K. sitzt in der Küche ihrer Gemeindewohnung. Auf ihrem Schoß ihr zweijähriger Sohn Justin. „Aber es geht doch.“ Vor einem Jahr ist das Leben der mehrfachen Mutter aus den Fugen geraten. Trennung, Jobkündigung und sich stapelnde Rechnungen, die die 45-Jährige nicht mehr begleichen kann. „Ich bin mit 2100 Euro im Rückstand“, sagt K. In der Not wandte sich die Wienerin an die Caritas, die einen Teil der Schulden beglich. Ein Energiegeberater vom Verbund kam zu ihr nach Hause, um ihr Stromspartipps zu geben. „Vor dem Winter bin ich um jede Hilfe dankbar.“

Die bevorstehende kalte Jahreszeit nahm nun auch die rot-grüne Stadtregierung zum Anlass, um eine Reform des Heizkostenzuschusses vorzunehmen. Stadträtin Sonja Wehsely (SP) stellte die „Wiener Energieunterstützung“ am Mittwoch vor. Der Grundsatz der Reform: Statt Geld aufs Konto – 2011 waren es 100 Euro pro Bezieher – gibt es ab 2013 Sachleistungen. „Unser Ziel war es, von der Förderung nach dem Gießkannenprinzip wegzukommen und die Treffsicherheit zu erhöhen“, sagt Wehsely.

Einerseits tauscht die Stadt künftig alte Fünf-Liter-Durchlauferhitzer gegen neue Geräte aus. Die Förderung beträgt maximal 700 Euro. Rund 1600 Haushalte sollen dafür in Frage kommen. Sie werden von Wien Energie aktiv angeschrieben. Andererseits sollen nach strengen Prüfungen durch die MA 40 auch die Kosten für den Tausch alter Kühlschränke oder Waschmaschinen bis zu einem Wert von 1000 Euro bezahlt werden. Bei besonderen Härtefällen übernimmt die Stadt einmalig Rechnungen, um die Sperre von Strom oder Gas zu verhindern.

Wem steht Hilfe zu?

Einen Antrag können alle Mindestsicherungsbezieher, Mindestpensionsten und Pensionisten, die Mietbeihilfe erhalten, ganzjährig stellen (Servicenr.: 01/40008040 ). Das sind derzeit zirka 100.000 Wiener. Wehsely betont, dass die Budgetierung ebenfalls gleich bleibt. Auch heuer stehen wieder sechs Millionen Euro für Maßnahmen zur Verfügung. 2011 nahmen 54.000 Menschen die Hilfe in Anspruch. Auch Martina K. wird heuer erstmalig einen Antrag stellen. „Ich hoffe, dass ich die Rechnungen nächstes Jahr dann wieder selbst bezahlen kann.“

Wiens Caritas-Chef Michael Landau begrüßt den Maßnahmen-Mix, „sofern keine bürokratischen Hürden“ aufgebaut würden. Immerhin würden auch heuer wieder 105.000 Wiener in kalten Wohnungen leben. Ingrid Korosec (VP) kritisiert, dass es für die „Hilfe in besonderen Lebenslagen“ noch immer keinen Rechtsanspruch gibt.

Kommentare