Wiens neuer Club in Purpur und seine wilde Vergangenheit
Lange war es still um Volksgarten-Ikone Kaveh Ahi, nun kehrt er mit dem „Purple“ zurück: ein neuer Club, der auch die verruchte Vergangenheit der Krugerstraße feiert.
Das Hotel in der Krugerstraße ist heute eine respektable Bleibe. Schriftsteller John Irving diente das ehemalige Stundenhotel jedoch einst als Vorlage für seinen Bestseller „Hotel New Hampshire“, in dem Prostituierte ihrer Arbeit nachgingen.
Eine bewegte Geschichte hat auch die Krugerstraße 6. Schon in den 1970er-Jahren sollen hier Partys für Homosexuelle veranstaltet worden sein – für damalige Zeiten revolutionär.
Den meisten dürfte die Adresse aus den 1980er-Jahren und unter dem Namen „Jack Daniel’s Bar“ bekannt sein. In einer eigenen Facebook-Gruppe mit über 800 Mitgliedern erinnern sich noch heute ehemalige Stammgäste daran zurück. Auch Falco statte dem Club einen Besuch ab, wie Fotos zeigen.
Kaveh Ahi beendet Party-Pension
Nun gibt es einen neuen Mieter und auch er ist kein Unbekannter: Kaveh Ahi galt lange als Partyikone Wiens, ganze 22 Jahre lang managte er die Veranstaltungen im Volksgarten. 2016 ging er in „Party-Pension“ und kehrt nun mit dem „Purple Club“ zurück.
Das Lokal lag drei Jahre brach und sah sehr wild aus, als man es mir gezeigt hat. Es war total abgerockt
von Kaveh Ahi
Club-Betreiber
„Das Lokal lag drei Jahre brach und sah sehr wild aus, als man es mir gezeigt hat. Es war total abgerockt“, schildert Ahi. Als Übergangslösung öffnete der 48-Jährige den Club als Pop-up unter dem Namen „Kruger 6“, bis ein Wasserschaden dem Ganzen ein Ende setzte.
Ahi baute schließlich aufwendig um, die Kosten lägen im hohen sechsstelligen Bereich.
Ein "puffiges Eck" als Hommage
Nach einem regen Betreiberwechsel hatte der Club eine Rundumerneuerung nötig. Mal wurde er als „ACE-Club“ nur für Mitglieder, „S-Club“ oder „Selfies“ für Latin Dance betrieben. Wirklich nachhaltig funktionierte davon aber nichts.
Auch ein Stripclub soll hier betrieben worden sein. Sichtbar gemacht hat Ahi diesen Teil der Geschichte mit einem „puffigen Eck“: eine Poledancestange mit Deckenspiegel und samtbezogenen Sitzbänken.
Den größten Raum des Clubs und die dazugehören VIP-Logen hat man hingegen im silbernen Industrial-Style und mit einer aus Beton gegossenen Bar gestaltet.
Um keine Probleme wegen möglicher Lärmbelästigung zu bekommen, hat Ahi viel Geld in den Schallschutz investiert – und bei den Nachbarn vorgesprochen.
„In Wien ist es wichtig, dass alles vorschriftsmäßig ist. Ich bin auch auf alle Nachbarn zugegangen und habe mich vorgestellt und ihnen meine Nummer gegeben“, erzählt der Club-Chef.
Wo das Glück wohnt
Hinter der Poledancestange entdeckt man eine Cocktailbar, daneben ein Gewölbe mit goldenem Deckenfresko, in dem laut lateinischem Schriftzug über dem Eingang das Glück wohnt. „Es hat was von einer Höhle und ist wie ein Club im Club“, beschreibt der Chef.
Das auf den ersten Blick harmlos wirkende Deckenfresko sollten sich Gäste genauer ansehen: Die nackten und eindeutig berauschten Engerl und Bengerl halten Wodka- und Champagnerflaschen in ihren Händen, prosten sich zu und schmusen miteinander.
Entworfen wurden die Engerl von einer Künstlerin. Statt der Himmelsgeschöpfe waren ursprünglich Penisse mit Flügeln angedacht, die dann jedoch wieder verworfen wurden.
Früher war das Kernpublikum zwischen 21 und 35 Jahre alt. In den Club zu gehen, gehörte zum Leben dazu. Heute brauchen die Leute das viel weniger.
von Kaveh Ahi
Club-Betreiber
Mit seinem Club steht Ahi auch vor der Herausforderung einer veränderten Ausgehkultur: „Früher war das Kernpublikum zwischen 21 und 35 Jahre alt. In den Club zu gehen, gehörte zum Leben dazu. Heute brauchen die Leute das viel weniger. Sie haben während Corona gelernt, wieder vermehrt zu Hause und private Partys zu feiern.“
Diese Altersgruppe zur Rückkehr in die Nachtclubs zu bewegen, sei laut dem Branchenkenner besonders zäh gewesen.
Trotz Krisen in Feierlaune
Von Schließungen und Insolvenzen, wie jene der Roberto-Bars, der Betreiber des Palais Auersperg oder dem frühen Ende des Millionenprojekts „Treehaus“, lässt sich Ahi nicht entmutigen.
Was die Feierlaune der Gäste angesichts von Krisen und hoher Inflation angeht, ortet er keine Krisenstimmung: „Ich glaube, es gibt beide Tendenzen: Manchen vergeht’s, andere feiern um so mehr.“
Junge Zielgruppe
Ansprechen will Ahi mit dem „Purple“ vor allem eine junge Generation, die in der Pandemie zu Hause saß und nun volljährig sind: „Die Jungen gehen noch viel aus. Andere Club-Betreiber wollen diese Zielgruppe nicht, weil sie ihnen zu jung ist. Ich gleiche das sozusagen aus.“
Am Freitag darf im „Purple“ ab 22 Jahren zu Housemusik gefeiert werden. Am Samstag senkt man die Altersgrenze auf 19 Jahre, der musikalische Schwerpunkt liegt auf Hip-Hop und R’n’B. Geöffnet ist jeweils ab 23 Uhr, Infos zu Events gibt es auf Instagram (purpleclub.at).
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