Wiener Pleitier wollte Ehefrau Luxusleben bieten - dann war sie tot
Am 5. Oktober des Vorjahres rückte die Polizei zu der Adresse in Wien-Liesing an: Die Beamten fanden eine blutüberströmte Frau, die am Boden lag. "Es war nicht mein erster Tatort", sagt die Staatsanwältin. "Aber das Bild der toten, abgeschlachteten Frau hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt."
Im Haus befand sich auch der Ehemann der 35-Jährigen. Er hatte ebenfalls Schnittverletzungen. Allerdings nur oberflächliche. Tagelang schwieg er. Dann gab er zu: "Ja, ich habe meine Frau getötet."
Es war kein Streit, kein Hass, der zu der Tat geführt haben soll. Es dürfte die Angst gewesen sein, die Frau zu verlieren. Jahrelang hatte ihr der 63-Jährige vorgespielt, ein vermögender Mann zu sein. "Ich habe so getan, als kann ich mir all die schönen Dinge, die Reisen, leisten", erzählt er am Dienstag im Landesgericht für Strafsachen in Wien. "Ich habe ihr Schmuck gekauft, kosmetische Operationen finanziert." Doch in Wirklichkeit war der Mann pleite.
149 Exekutionsverfahren zählt die Vorsitzende Richterin auf.
Wie es dazu kam? Der Unternehmer hatte einst eine Firma, dann wurde er schwer krank, die Firma geriet in finanzielle Schieflage - und er lebte plötzlich von einer Berufsunfähigkeitspension.
Casino-Bekanntschaft
Im Kartencasino lernte er 2017 die Frau kennen. Sie arbeitete dort als Croupier. Irgendwann gingen die beiden miteinander aus. Im nächsten Jahr wurde geheiratet.
"Wir waren glücklich, sagt der Mann. Sie war so fröhlich." Einmal habe sie gesagt: "Ich kann nicht ohne dich leben."
Hoffen auf den Volltreffer
Gemeinsam zogen sie in ein Haus in Wien-Liesing. Eine Million Euro kostete es. "Sie wollte immer schon in einem eigenen Haus leben", erklärt der Mann. Doch leisten konnte er sich das nicht. Bisher, so gibt er selbst zu, habe er sich von Freunden und Verwandten Geld besorgt - angeblich, um es zu veranlagen, in Wirklichkeit finanzierte er so den ausschweifenden Lebensstil. Doch das reichte schließlich nicht mehr aus. "Also habe ich hochpreisig Lotto gespielt und gehofft, dass ich einen Volltreffer lande", schildert er. Doch der Gewinn blieb aus.
"Hatten Sie einen Plan B?", fragt die Richterin. "Nein", gibt der Angeklagte zu.
Am 5. Oktober schließlich verfasste er einen Abschiedsbrief, fälschte die Unterschrift seiner Frau. Es sollte wie ein erweiterter Selbstmord aussehen, gab er einst zu Protokoll.
Er griff zu einem Fleischermesser und stach auf die Frau ein, ist er geständig. Dann griff er den gemeinsamen Hund an - doch der biss zu. "Als er gemerkt hat, dass seine Frau noch lebt, hat er sie umgedreht und ihr einen wuchtigen Stich in den Rücken verpasst", schildert die Staatsanwältin.
Und sie bemerkt auch: "So gründlich er bei ihr vorgegangen ist, so dilettantisch bei sich selbst." Denn die Stiche, die er sich im Anschluss selbst zufügte, waren mit einem Stanleymesser. "Das kann ich mir nach wie vor nicht vorstellen", gesteht auch Verteidiger Ernst Schillhammer zu.
Er wurde nicht rechtskräftig zu lebenslanger Haft verurteilt.
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