Als sich Wien für die Olympischen Sommerspiele bewarb

Als sich Wien für die Olympischen Sommerspiele bewarb
In Paris werden gerade die Olympischen Spiele abgehalten. 1964 wollte Wien auch im Prater zu Olympia einladen - woran die Bewerbung scheiterte.

Rudern auf der Alten Donau, Schießstände in Simmering und das Olympische Dorf im Böhmischen Prater - so stellte sich Wien die Olympischen Spiele 1964 vor. Die entsprechende Bewerbung war sechs Jahre davor von Bürgermeister Franz Jonas per einseitigem Brief abgegeben worden. 

Es war das Ende der 50-er-Jahre und Österreich wollte sich nach dem Staatsvertrag als Opfer-Land präsentieren, dass nun aufblüht und zurück in die Weltgemeinschaft möchte. 1964 sollte die Internationale Gartenschau im Donaupark stattfinden, gleichzeitig Olympische Spiele im winterlichen Innsbruck und im sommerlichen Wien. Während die ersten zwei Anträge erfolgreich waren, erhielt Wien nur die drittmeisten Stimmen.

Tokio statt Wien - für Österreich ein Desaster 

Am Ende fanden die Spiele in Tokio statt und wurden zu einem Desaster. Österreichs Team brachte zum ersten Mal überhaupt, keine Medaille mit nach Hause. Nur in London 2012 sollte sich nochmal so eine Blamage wiederholen.

1964 war die Olympiade, wie man damals noch sagen durfte, noch lange nicht so gigantisch wie jetzt. Die Bundeshauptstadt wollte lediglich die neu gebaute, aber noch nicht ganz fertiggestellte Stadthalle sowie den Prater (Freudenau, Stadionbad, Praterstadion) für den Großteil der Bewerbe nutzen. Denn es waren nur 26 Sportarten olympisch, heute sind es bereits rund doppelt so viele. 

"Die IOC Mitglieder wurden zwar mit den ewigen Kulturdenkmälern der Stadt bezirzt. Wahrzeichen wie Stephansdom oder Staatsoper, beide gerade wiederaufgebaut, nahmen aber nur einen peripheren Platz ein. Im Zentrum stand ein anderes Wien: das Wien der moderaten Moderne. Der absolute Star der Bewerbung war die eben fertiggestellte Stadthalle mit ihren Nebenhallen (damals waren es drei)", schreibt das Wien Museum in einem Bericht zur Wiederentdeckung der Bewerbungsunterlagen.

Prater und Stadthalle im Mittelpunkt 

In der Stadthalle gab es ein heute eher absurdes Ruder-Trainingsgerät, bei dem die Athleten fest saßen und das Wasser wegrudern mussten. Sogar die hauseigene Kegelbahn wurde hervorgestrichen. Die Stadthalle war für alle Hallensportarten vorgesehen (Geräteturnen, Gewichtheben, Fechten, Boxen, Ringen, Basketball und Volleyball). Die Freiluftwettbewerbe hingegen sollten im Prater stattfinden, die Hauptallee galt dafür als das ideale Trainingsareal. Für Rudern und Kanu war die Alte Donau vorgesehen, der Schießsport hätte in Simmering stattgefunden. 

Zwei Wochen waren für den Event eingeplant. Das absolute Herzstück hätte der Prater werden sollen und da speziell das Praterstadion. Ein 1959 eröffneter dritter Rang erhöhte das aus den 30er Jahren stammende Stadion auf eine Kapazität von über 90.000 Zuschauer. Vermutlich hätten hier auch die Eröffnung und die Schlusszeremonie stattgefunden. 

Gelobt wurde in der Bewerbung auch der neu gebaute Flughafen in Schwechat sowie das großartige Autobahnnetz, der Schienenverkehr spielte hingegen keine Rolle. 

Wiens Ambitionen scheiterten wohl auch am inoffiziellen Rotationsprinzip. 1960 gab es die Spiele in Rom, dann folgten Tokio und Mexiko. 1972 war wieder Europa Favorit. Wien hatte zwar eine Absichtserklärung abgegeben, aber keine Bewerbung folgen lassen. Somit gingen die Spiele nach München. 

Und Wien hat sich nie wieder beworben. 

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