Wie Wien gegen die steigende Jugendarbeitslosigkeit vorgehen will

AMS Wien für Jugendliche / Arbeitslosigkeit / Arbeitsmarkt
Stadt Wien, Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer Wien haben Maßnahmen präsentiert, nehmen aber auch den Bund in die Pflicht.

Im August waren 8,4 Prozent mehr Jugendliche und junge Erwachsene in Wien arbeitslos oder in Schulungen als im August 2023. „Bei den Jungen haben wir ein Problem“, sagte darum Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) am Dienstag. Und eines, das wohl nicht von selbst weggehen wird.

In Zukunft gilt es, noch mehr junge Menschen für den Arbeitsmarkt zu begeistern. Lebten 2004 noch 184.000 15- bis 24-Jährige in Wien, werden es laut Schätzung in zehn Jahren bereits 240.000 sein. Das sei grundsätzlich eine gute Nachricht, so Hanke und ebne den Weg für ein „dynamisches und kreatives Wien“. 

Aber natürlich müsse man die internationale „Großwetterlage“ beachten. Diese Großwetterlage ist eine Gemengelage aus vielen Dingen: Kriege, Energiekrise, hohe Inflation, hohe Zinsen. Daraus resultiert ein herausfordernder Jobmarkt, Perspektivlosigkeit bei der jungen Generation, vermehrter Zuzug nach Österreich und damit einhergehend mangelnde Ausbildung sowie fehlende Deutschkenntnisse.

Um diese Herausforderungen zu stemmen, „muss man über Parteigrenzen hinweg gemeinsame Sache machen“, erklärte Hanke. Gemeinsam mit der roten Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl und dem türkisen Wiener Wirtschaftskammerpräsidenten Walter Ruck stellte er darum Maßnahmen und Ideen vor, wie man auf Landes- und auch auf Bundesebene reagieren müsse.

Wie Wien gegen die steigende Jugendarbeitslosigkeit vorgehen will

Rot-Türkise Zusammenarbeit: Hanke (SPÖ), Anderl  (AK) und Ruck (WKW).

Bei der Entwicklung von Lösungsansätzen habe ein Thema besondere Aufmerksamkeit bekommen: arbeitssuchende junge Flüchtlinge mit Asylstatus und subsidiär Schutzberechtigte. Ihre Zahl sei von August 2023 bis August 2024  von 7.767 auf 8.858 Personen gestiegen.

Mehr Geld für AMS Wien gefordert

Gefordert wird darum eine ausreichende Finanzierung des AMS Wien. „Die geplanten Budgetkürzungen beim AMS sind der falsche Weg, weil das Integration verhindert“, sagte Anderl. „Das AMS muss angesichts der Größe der Aufgaben mit zusätzlichen Mitteln ausgestattet und mit Planungssicherheit auf Jahre versehen werden“, ergänzte Hanke.

Ruck hielt sich – wohl auch wegen des laufenden Nationalratswahlkampfes – mit Forderungen an den Bund generell zurück, ließ aber auf Nachfrage wissen, dass er immer der Meinung sei, dass „das Budget der zu stemmenden Aufgabe“ folgen müsse.
Geld  wurde beim Mediengespräch auch für erwachsene Lehrlinge gefordert. 

Stipendium für erwachsene Lehrlinge

Es brauche eine Existenzsicherung während der meist dreijährigen Lehrausbildung, damit es nicht zu Ausbildungsabbrüchen aus finanziellen Gründen komme, hieß es. Hanke forderte die  Bundesregierung  auf, die Grundlagen für die Einführung eines Lehrlingsstipendiums zu erarbeiten. Der Stadtrat sah den Bund klar in der „Finanzierungsverantwortung“, ließ den Vorwurf aber nicht gelten, nur Forderungen zu stellen. Man habe im eigenen Wirkungsbereich einige Projekte auf den Weg gebracht.

So würde im Herbst  das von 900 auf 4.000 Ausbildungsplätze ausgebaute Jugendcollege  für unter 25-Jährige mit Asylstatus starten. Dort sollen junge Flüchtlinge intensiv auf eine Berufsausbildung oder Beschäftigung vorbereitet werden. Im Jänner folgt der Start der Jugendstiftung Wien. Der Waff, das AMS Wien und die Sozialpartner haben diese gegründet, bis Ende 2028 soll bis zu 1.000 jungen Wienerinnen und Wienern  eine Aus- und Weiterbildung ermöglicht werden.

Wichtigkeit von Deutschkenntnissen

Alle drei betonten die Wichtigkeit von Deutschkenntnissen. Die meisten aus der Taufe gehobenen  Maßnahmen würden darum auch Deutschförderungen beinhalten, sagte Anderl.
Ruck strich zum Abschluss noch einen Wettbewerbsvorteil von Menschen mit Migrationshintergrund hervor.  Er habe als Baumeister schon viel mit Menschen aus Drittstaaten zusammengearbeitet:  „Eine andere Sprache als Deutsch perfekt zu beherrschen, halte ich für einen Segen“, sagte er. „Aber natürlich  ist es unabdingbar, sich verständigen zu können.“

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