Wien-Holding-Arena: Gericht kippt Vergabe, Neuausschreibung folgt
Die in St. Marx geplante Multifunktionshalle für zumindest 20.000 Menschen - Arbeitstitel: Wien-Holding-Arena - muss zurück an den Start. Das Verwaltungsgericht Wien gab am Mittwoch dem Einspruch des Projektwerbers CTS Eventim statt und erklärte die Zuschlagsentscheidung an die OVG Bristol Limited aus formalen Gründen für nichtig.
"Derartige Entscheidungen des Verwaltungsgerichts sind nichts Ungewöhnliches", sagt Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) zum KURIER. Allerdings bedeute das für das Projekt einen Zeitverlust.
Hohe Kosten, verzögerter Zeitplan
Ursprünglich, bei den ersten Planungen im Jahr 2019, war die Eröffnung der Halle bereits für 2024 angedacht gewesen. Wegen der erwarteten hohen Kosten - im schlimmsten Fall hätte das Projekt die Stadt Wien mehr als eine Milliarde Euro kosten können - musste die Wien Holding allerdings auf Partnersuche gehen.
Der Bestbieter OVG Bristol wurde im Juli präsentiert. Dieser veranschlagte 384 Millionen Euro für die Errichtung der Halle, die Stadt hätte nur noch 55 Millionen Euro zahlen müssen. Die Eröffnung wurde auf 2029 verschoben. Ob dieser Zeitplan zu halten ist, dürfte nun unklar sein. "Ich bin mir aber sicher, dass die Geschäftsführung der Wien Holding die richtigen nächsten Schritte setzen wird", so Hanke.
Vergabeverfahren wird wiederholt
Die Wien Holding wiederum gab noch am Abend bekannt, keine Revision einzubringen und stattdessen das Vergabeverfahren zu widerrufen - sprich, neu durchzuführen. "Die Wien Holding beabsichtigt an die CTS Eventim keinen Zuschlag zu erteilen und das Vergabeverfahren zu widerrufen, da das Angebot der CTS Eventim im Vergleich zum Angebot von OVG um ein Vielfaches höhere Errichtungskosten und Zuzahlungen der Stadt Wien vorsieht", heißt es in einer Aussendung.
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Tatsächlich war das OVG-Anbot eklatant billiger, wie aus einer Tischvorlage einer Aufsichtsratssitzung der Wien Holding hervorgeht, die der KURIER einsehen konnte. Warum die OVG Bristol mit Sitz in London, die zum US-Konzern Oak View Group gehört, so viel billiger anbieten kann?
Das sei nur mit Downsizing und weniger Funktionalität möglich, erklärte im Sommer ein Experte gegenüber dem KURIER.
Siegerprojekt mit deutlich weniger Fläche
Für dieses Downsizing gibt es mehrere Beispiele. Beim Quadratmeterpreis von 4.500 Euro liegen die beiden Letztbieter OVG und CTS in etwa gleich auf - bei der Fläche gibt es aber große Unterschiede.
Der Vorschlag der OVG umfasst 64.000 Quadratmeter Gesamtfläche, die CTS ging mit mehr als 92.000 Quadratmeter ins Rennen. Der Gastro-Bereich sollte bei der OVG-Halle rund 2.500 Quadratmeter umfassen, bei CTS fast 4.400 Quadratmeter.
Technik sollte weniger Platz bekommen
Das Interessante dabei: Die Gästeanzahl soll bei beiden Anbietern annähernd gleich sein. Gespart werden soll bei anderen Dingen wie der Technik. Während die OVG rund 7.000 Quadratmeter für die Technik eingeplant hat, wurden bei der Eventim circa 20.000 Quadratmeter Fläche dafür vorgesehen.
Die OVG sah dafür mehr VIP-Logen und Premium-Sitze vor, die Veranstaltern höhere Preise bringen.
ÖVP wirft Stadt unsaubere Arbeit vor
Von der Opposition hagelte es umgehend Kritik. "Das ist Ausdruck einer völlig verantwortungslosen Unprofessionalität der Stadtregierung“, ließ der Klubobmann der Wiener Volkspartei Markus Wölbitsch via Aussendung verlauten.
Anstatt eine korrekte Vergabe sicherzustellen um das bereits ohnehin verspätete Projekt endlich realisieren zu können, habe man offensichtlich weiterhin völlig unsauber gearbeitet und die bestehende Misere prolongiert, so Wölbitsch weiter.
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