Ungewöhnlich ruhig war es vergangene Woche rund um die Sportmittelschule sms 10 in der Wendstattgasse. Mit rund 400 Schülern jeden Alters und jeder Herkunft steht die Schule exemplarisch für Favoriten: "Es ist ein Bezirk der Gegensätze“, sagt Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ). Und mit den insgesamt 59 Schulstandorten zugleich auch der heimliche Bildungsbezirk Wiens und einer der größten Schulbezirke Österreichs. Bis zum Beginn des neuen Schuljahres im Herbst wird es 174 neue Klassen geben – unabhängig davon, wie die Wien-Wahl am 27. April ausgehen wird. Bis 2028 sollen es voraussichtlich sogar 216 neue Klassen sein, kündigt Franz an.
Psychosozialer Dienst
Um das Lehrpersonal und auch die Schüler selbst zu unterstützen, startete die Stadt Wien vergangenen November ein Projekt, das zunächst in Favoriten und Wieden ausgerollt wurde: Drei bis vier Schulen werden jeweils von einem "multiprofessionellen Team“ der psychosozialen Dienste betreut. Dieses setzt sich aus klinischen Psychologen, Sozialpädagogen, Sozialarbeitern und – je nach Bedarf – Ergotherapeuten zusammen. An jeder Schule eines solchen Schulverbunds wird jeweils eine Person aus diesen Teams täglich vor Ort sein. Erste Teams starteten an 15 Schulen, das Projekt soll künftig auf alle Bezirke ausgerollt werden.
„Mir wurden bereits die zwei Psychologinnen vorgestellt, die die Schüler an unserem Standort unterstützen werden. Es ist ein geniales Novum, dass medizinisch geschultes Personal an unsere Schule kommt. Bisher hatten wir einen Schulsozialarbeiter“, schildert Markus Ratz, Direktor der Sportmittelschule Wendstattgasse.
17 Teams an Schulen
Getan ist es in den Augen des Schulleiters damit aber noch nicht. "Ich gehe davon aus, dass das gut funktionieren wird, aber das Projekt gehört langfristig weiter ausgebaut. In Berlin gibt es Schulen unserer Größe, an denen drei bis vier Sozialarbeiter und genauso viele Psychologen arbeiten“, betont Ratz. In Wien werden 17 Teams an 52 Schulen geschickt. Die Problemlagen können dabei psychische Belastungen, Krisen, Erkrankungen oder Drogenmissbrauch umfassen.
Themen, die nicht nur in den Schulen in Favoriten aufschlagen. Hört man sich etwa am Keplerplatz um, so kristallisiert sich schnell heraus, dass die Drogenproblematik dort noch nicht zur Gänze aus der Welt geschafft wurde. „Jetzt im Winter geht’s, aber sobald es wieder wärmer wird, kommen Drogenverkäufer hier her“, erzählt etwa Yasmin Celenicek, die ganz in der Nähe wohnt. Die Situation habe sich aber durch die Präsenz der Polizei verbessert. Für ihren Golden Retriever würde sie sich mehr Hunde-Parks wünschen.
„Zu wenig deutsch“
Ähnlich wie eine Bekannte der 38-Jährigen, die gerade vorbeispaziert. Dass Favoriten viel in Schulen investiert, begrüßt sie hingegen. Gleichzeitig ist sie der Ansicht, dass in den Kindergärten mehr auf das Vermitteln der deutschen Sprache geachtet werden müsse. "Wie kann es sein, dass Kinder, die zwei oder drei Jahre in den Kindergarten gehen, kein Deutsch sprechen? Das sollte doch zu Integration dazugehören.“
44,6 Prozent der Taferlklassler, die eine öffentliche Volksschule in Wien besuchen, hatten am Stichtag 1. Oktober 2024 einen "außerordentlichen Status“: Sie konnten aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse dem Unterricht nicht ausreichend folgen. Das zu ändern ist sowohl dem Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos), der die „Mission Deutsch“ ausrief, als auch der Wiener ÖVP ein Anliegen.
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