Wien: Nummer eins für Manager

Leben in Sicherheit, hohe soziale Standards, gute Infrastruktur: Wien ist Nummer eins
Zum siebenten Mal in Folge ist Wien die Stadt mit der höchsten Lebensqualität. Dabei wird auch Kritik an der Studie laut.

Wien ist die tollste Stadt weltweit – aber nur, wenn man Geld hat. So wird die aktuelle "Quality of Living"-Studie der Beratungsfirma Mercer und die alljährliche Kritik daran gern zusammengefasst.

Zum siebenten Mal in Folge wurde Wien unter 230 überprüften Großstädten weltweit zur Stadt mit der höchsten Lebensqualität gekürt. Auf den Plätzen zwei bis fünf finden sich Zürich (Schweiz), Auckland (Neuseeland), München (Deutschland) und Vancouver (Kanada) ein. Die Stadt mit der schlechtesten Lebensqualität weltweit ist Bagdad (Irak).

Im Zuge der Studie befragte Mercer von September bis November 2015 in jeder Stadt einen sogenannten Expat, also einen Mitarbeiter, der von seinem Unternehmen nach Wien entsendet wurde. 98 Prozent der Analyse basiert nach Nachfrage auf Recherchen im Internet. Bei den Expats wird die Beurteilung der Lebensqualität anhand von 39 Kriterien abgefragt.

Darunter die politische und soziale Stabilität, die Sicherheitslage, die Verfügbarkeit von Konsumgütern, die Infrastruktur, Bildungsangebote oder etwa Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. In Wien wurden unter anderem die Öffis, die medizinische Versorgung, das Angebot internationaler Schulen und das Freizeitangebot gut bewertet.
Erstmals wurde auch der Faktor „persönliche Sicherheit“ gesondert untersucht. Hier landete Wien nach Luxemburg, Bern, Helsinki und Zürich auf Platz fünf.

Wien: Nummer eins für Manager

Kritik

Die Stadtregierung tat ihre Freude über das Ranking zur „Welthauptstadt der Lebensqualität“ traditionell via Presseaussendung kund: „Wien ist eine Stadt, die weltweit wie keine andere für ein Leben in Sicherheit, mit hohen sozialen Standards, preiswertem Wohnraum, hervorragender Infrastruktur und einem ausgezeichneten kulturellen Angebot für unsere Bewohner und Gäste gilt“, erklärten Bürgermeister Michael Häupl und Finanzstadträtin Renate Brauner (beide SPÖ) am Dienstag.

Die Opposition ließ mit Antworten nicht lange auf sich warten. Dominik Nepp, FPÖ-Klubchef im Rathaus, wirft der SPÖ „Schönfärberei“ vor. Vizebürgermeister Johann Gudenus erklärte, dass „hoch bezahlte Top-Angestellte kein Maßstab“ seien. Kritik kommt auch Wirtschaftsbund-Chef und Wirtschaftskammer-Präsident Walter Ruck: „Wien sollte nicht nur für Expats die lebenswerteste Stadt sein, sondern auch die unternehmerfreundlichste.“

Doch auch bei der Studie des Londoner Lifestyle-Magazins Monocle – das traditionell nicht nur leistbares Wohnen, Öffis, Kriminalitätsrate, sondern auch Toleranz, Lebensfreude und das Nachtleben bewertet – landete Wien 2015 auf Platz 2.

Dass bei den Mercer-Studien zur Lebensqualität nur Spitzenkräfte mit hohem Einkommen befragt werden, streitet Mercer auch gar nicht ab: „Ja, wir befragen tendenziell Spezialisten, Manager, Führungskräfte und leitende Angestellte, die eher einen gehobenen Lebensstandard haben“, sagt Sprecher Steffen Zwink. Auftraggeber der Studien seien international agierende Unternehmen. Für jede Stadt erstellt Mercer eine eigene Studie zur Lebensqualität. Das Ranking der lebenswertesten Städte wird dann anhand der Studienergebnisse erstellt – von sich aus, und nicht in einem bestimmten Auftrag, heißt es von Mercer.

Die Top 5 in den Kontinenten

Nordamerika

  1. Vancouver (5)
  2. Toronto (15)
  3. Ottawa (17)
  4. Montreal (23)
  5. San Francisco (28)

Südamerika

  1. Montevideo (78)
  2. Buenos Aires (93)
  3. Santiage de Chile (94)
  4. Brasilia (106)
  5. Asuncion (114)

Westeuropa

  1. Wien (1)
  2. Zürich (2)
  3. München (4)
  4. Düsseldorf (6)
  5. Frankfurt (7)

Zentral- und Osteuopa

  1. Prag (69)
  2. Ljubljana (76)
  3. Budapest (77)
  4. Vilnius (79)
  5. Warschau (79)

Pazifik

  1. Auckland (3)
  2. Sydney (10)
  3. Wellington (12)
  4. Melbourne 815)
  5. Perth (21)

Asien

  1. Singapur (26)
  2. Tokio (44)
  3. Kobe (46)
  4. Yokohama (49)
  5. Osaka (58)

Mittlerer Osten & Afrika

  1. Dubai (75)
  2. Abu Dhabi (81)
  3. Port Louis (83)
  4. Durban (85)
  5. Kapstadt (92)

SPÖ Wien: "Rot-Grün bedeutet, diese wachsende Stadt zu planen, zu bauen und zu gestalten"

"Wir haben uns für eine Politik entschieden, die Wien auch in den nächsten Jahren weiterbringen wird", unterstrich Georg Niedermühlbichler und nahm damit Bezug auf die kürzlich erschienene Mercer-Studie, die einmal mehr bestätigt, dass Wien weltweit die lebenswerteste Stadt ist. Auch SP-Gemeinderätin Kathrin Gaal unterstrich die hervorragenden Leistungen der rot-grünen Stadtpolitik. "Rot-Grün bedeutet, diese wachsende Stadt zu planen, zu bauen und zu gestalten", so Gaal, die an dieser Stelle den sozialen Wohnbau, den Ausbau und die Verbesserungen des öffentlichen Verkehrs wie die Verlängerung der U1 in den Süden oder auch das Spitalskonzept 2030 hervorhob.

ÖVP: "Kein umfassender Einblick über die wahren Verhältnisse in Wien"

"Alle Jahre wieder wird seitens der SPÖ der Versuch gestartet, die gravierenden Missstände in Wien durch die Mercer-Studie zu kaschieren. Und neuerlich dürfen wir darauf hinweisen was die Mercer-Studie eigentlich ist: Eine Befragung unter ausländischen Managern. Natürlich ist es erfreulich, dass Wien in diesem positiven Ausmaß bewertet wird. Diese Studie gibt aber keinen umfassenden Einblick über die wahren Verhältnisse in Wien", so ÖVP Wien Klubobmann Manfred Juraczka. "Das Sündenregister der rot-grünen Stadtregierung ist bekanntlich lang. Rekordverschuldung, Rekordarbeitslosigkeit, Betriebsabsiedelungen, zahlreiche vernichtende Rechnungs-bzw. Stadtrechungshofberichte, die gravierenden Versäumnisse bei den islamischen Kindergärten, ein Mindestsicherungstourismus nach Wien und zahlreiche Skandale bei Großprojekten zum Schaden der Steuerzahler", so Juraczka weiter.

Wirtschaftsbund Wien: "Müssen uns den Realitäten stellen"

"Es ist überaus erfreulich, dass Wien erneut zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt wurde", so kommentiert Wirtschaftsbund Wien Obmann & Wirtschaftskammer Wien Präsident Walter Ruck die erneute Pole Position der Bundeshauptstadt im berühmten Managerranking des Beratungsunternehmen Mercer. Gleichzeitig betont er, dass man bei der Studie genau hinschauen müsse: "Die Studie befragt ausländische Spitzenkräfte, die in Wien leben - es ist großartig, dass sich diese hier wohlfühlen und zeigt die internationale Bedeutung, dennoch müssen wir uns den Wiener Realitäten stellen. Wien sollte nicht nur für Expats die lebenswerteste Stadt sein, Wien sollte auch die unternehmerfreundlichste Stadt sein – da müssen wir hin."

FPÖ: "Reine Manager-Studie"

"Wie jedes Jahr treibt die Mercer-Studie SPÖ-Bürgermeister Häupl und seine Finanzstadträtin Brauner die Freudentränen in die Augen. Wien soll einmal mehr die lebenswerteste Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität sein, wird lautstark gejubelt. Die Herrschaften der SPÖ vergessen allerdings, dass es sich bei der Mercer-Studie um eine reine Manager-Studie handelt", kritisiert der freiheitliche Klub-Chef im Wiener Rathaus, Dominik Nepp.

Kommentare