Wie es eine Mexikanerin schafft, Freude am Spanischlernen zu wecken

Wie es eine Mexikanerin schafft, Freude am Spanischlernen zu wecken
Angelica Martinez aus Mexiko versteht es, die Schüler in ihren Kursen zu motivierten.

Zugegeben, der Montag genießt nicht den besten Ruf: Um den ersten Arbeitstag der Woche nicht erschöpft auf dem Sofa ausklingen zu lassen, braucht es schon eine gewisse Motivation.

Und eine ganz besondere Motivation ist vonnöten, um sich an Montagabenden freiwillig mit den grammatikalischen Feinheiten der spanischen Sprache zu befassen.

Einer, der es gelingt, diese Freude am Lernen zu wecken, ist Angelica Martinez de Kurzweil. Geboren und aufgewachsen ist sie in Mexiko, 1996 zog sie nach Wien. Seitdem gibt sie Spanischunterricht, etwa an der Volkshochschule Urania. Viele Schüler bleiben mehrere Jahre in ihren Kursen, so auch die Autorin dieses Textes. Ein persönliches Porträt einer Lehrerin, die mexikanische Lebensfreude nach Österreich bringt.

Lernen, aber mit viel Freude und Humor

Martinez begrüßt ihre Schüler stets mit einem herzlichen ¡Hola!. In ihren Kursen erzählt sie etwa über das Leben in Mexiko, erklärt Konjunktiv oder indirekte Rede, und versucht, die Angst vor dem Sprechen zu nehmen. All das mit einer gehörigen Portion Humor (selbst wenn die Schüler müdigkeitsbedingt abends zuweilen zur Neigungsgruppe Kauderwelsch werden).

Für die Schwierigkeiten der Anfänger hat sie Verständnis: Immerhin sei ihr Deutsch anfangs auch „sehr kompliziert“ erschienen, sagt sie und lacht. 

Der Kampf mit dem Wort "Zwei"

Die Grammatik, aber auch die Aussprache: „Ich habe damals eine halbe Stunde üben müssen, bis ich die Zahl ,Zwei‘ aussprechen konnte. Die Kombination von Konsonanten war für mich sehr ungewohnt.“ Als sie dann in einer Bäckerei zwei Stück Gebäck bestellte, sah sie die Verkäuferin allerdings fragend an. „Die hat mich nicht verstanden. Dann hat sie gesagt: ,Ach so – zwaa Stück wollen Sie‘“, erzählt Martinez. Nicht nur die Hochsprache, auch der Wiener Dialekt will gelernt sein.

Von Mexiko City nach Cuernavaca

Geboren ist Angelica Martinez de Kurzweil in Mexiko City. „Wir haben in einem großen Haus mit einem Spielplatz vor der Tür gelebt“, erzählt sie. Als sie 13 Jahre alt war, zog die Familie in die kleinere Stadt Cuernavaca. 

Dort hörte sie erstmals von Wien (freilich ohne zu ahnen, dass sie dort später einmal leben sollte). „In Mexiko gibt es die Tradition der Quinceañera: Familien, die es sich leisten können, schenken ihren Töchtern zum 15. Geburtstag eine Feier oder Reise“, erklärt Martinez. Und viele Töchter der wohlhabenderen Familien in Cuernavaca wünschten sich eine Reise nach Wien, um Walzertanzen zu lernen.

Ihr späterer Ehemann nahm bei ihr Unterricht

Nach ihrem Schulabschluss machte Martinez eine Ausbildung zur Spanischlehrerin für Ausländer. Ihr späterer Ehemann, ein Österreicher, befand sich 1992 auf einer Reise durch Mexiko. „Zufällig ist er in meiner Sprachschule in Cuernacava gelandet“, sagt Martinez und lacht.

Das Paar zog von Mexiko nach Wien

Die beiden, sie war 22, er 27, verliebten sich ineinander. „Am Anfang war ich skeptisch. Ich war mir nicht sicher, wie ernst er es meint“, sagt sie. Das Paar führte zuerst eine Fernbeziehung: „Telefonieren war teuer. Und Briefe sind manchmal erst nach einem Monat angekommen.“ Dann heirateten sie, zwei Jahre lebte das Paar in Mexiko. Als Mitte der 1990er-Jahre eine heftige Wirtschaftskrise das Land erfasste, zogen sie nach Wien.

Pünktlich, organisiert

„Am Anfang war es hart für mich: Wir sind im März gekommen, es war sehr kalt, nie hat die Sonne gescheint.“ Dazu die fremde Sprache. „Und Wien war damals noch viel konservativer. Alle waren pünktlich, organisiert und so ruhig. Da bin ich als Latina schon aufgefallen“, sagt sie und lacht. Für maximal vier Jahre wollte das Paar in Wien bleiben – 28 sind es mittlerweile geworden. Nicht zuletzt deshalb, weil ihr Sohn auf die Welt kam, der im sicheren Österreich aufwachsen sollte.

Wien sei jetzt ihre Heimat und „eine fast perfekte Stadt“. Und ihren Job liebe sie auch immer noch: ¡Hasta la próxima! – bis zum nächsten Mal – verabschiedet sie sich jeden Montag von den Schülern. Und tatsächlich sind fast alle beim nächsten Mal wieder dabei.

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