Wie die Thaliastraße eine Straße zum Verweilen werden soll
Die Frage, wann die Thaliastraße zum letzten Mal in irgendeiner Art und Weise renoviert wurde, kostet Bezirksvorsteher Franz Prokop (SPÖ) einen Lacher.
Das ist nämlich so lange her, da müsste man geradezu „nachforschen“, sagt er. Zwar wurden die Parks entlang der Straße nacheinander neu gestaltet– aber die Thaliastraße selbst blieb unberührt. Seit Jahren.
„Die Thaliastraße ist in die Jahre gekommen“, sagt Prokop. Dabei war das 2,5 Kilometer lange Straßenstück einst eine der wichtigsten Einkaufsstraßen Wiens.
Belebt ist sie auch heute noch. Es reiht sich Geschäft an Geschäft, und es gibt eine gute Mischung aus Gastronomie, Einzelhandel und Betrieben. Aber: Man muss dort nicht unbedingt länger verweilen, als man zum Einkaufen braucht.
Das soll sich nun ändern. Prokop will aus der wichtigen Ottakringer Einkaufsstraße eine „Flaniermeile“ machen, wie er zum KURIER sagt. Innerhalb von zwei Jahren – von 2021 bis 2023 – soll die Thaliastraße in mehreren Abschnitten umgestaltet werden.
Wie? „Moderner, offener“, sagt der Bezirksvorsteher. Bäume sollen gepflanzt, Trinkbrunnen errichtet, Sprühnebelduschen installiert werden. Auch konsumfreie Räume wird es geben.
Mit den ersten beiden Abschnitten – von Gürtel bis Kirchstetterngasse und Kirchstetterngasse bis Feßtgasse/Panikengasse – soll 2021 begonnen werden.
So viel zu den Vorstellungen des Bezirks. Alles weitere können die Bürger vorschlagen. Am Donnerstag hat der Beteiligungsprozess begonnen – in Zeiten von Corona freilich ohne persönliche Beteiligung.
Wer Vorschläge machen will, kann das per Telefon, Mail oder via Videochat machen. Außerdem gibt’s einen Fragebogen zum Ausfüllen.
Bäume und Bänke
Mit Bürgerbeteiligung dürften die Ottakringer und Ottakringerinnen bereits Erfahrung haben. Denn zuletzt wurde dort viel umgebaut und aufgehübscht.
Größtes Projekt: Die Umgestaltung des Johann-Nepomuk-Berger-Platzes direkt vor der Ottakringer Brauerei von 2018 bis 2019. Damit aus dem buchstäblich zerfahrenen Platz – die Streckenführung der Straßenbahnlinie 44 kreuzte sich dort mit jener der Linie 2 – ein richtiger Platz wird, wurde die Streckenführung beider Linien geändert.
Jetzt ist dort ein Park mit Bänken und Tischtennistisch.
Noch bevor der Johann-Nepomuk-Berger-Platz neu eröffnet wurde, wurde ganz in der Nähe mit der Umgestaltung der Neulerchenfelder Straße begonnen. Dort befinden sich nun Bänke für konsumfreie Zonen, Bäume und breitere Gehsteige.
Zwischen Neulerchenfelder Straße, Friedmanngasse und Hellgasse wurde der sogenannte „Dreieckspark“ – eine kleine Grünfläche eingepfercht in die genannten Straßen – neu gestaltet. Das sei den Bürgern wichtig gewesen fürs Grätzel.
Und davor wurde die Ottakringer Straße aufgehübscht. Auch dort: Bäume, neue Pflasterung, mehr Sicherheit für Fußgänger.
289 Geschäfte
Die Thaliastraße ist eine der wichtigsten Einkaufsstraßen Wiens. Wegen der Coronakrise hatten dort bis Dienstag nur 32 Shops geöffnet, darunter Lebensmittelgeschäfte, Trafiken und Drogerien.
Seit der gelockerten Maßnahmen ab Dienstag sind 141 weitere Geschäfte wieder offen. Etwa Optiker, Handyshops oder Schneidereien. Ab 1. Mai kommen 23 Geschäfte dazu (davon 20 Friseure).
Und wenn Mitte Mai die Lokale wieder öffnen dürfen, sind auf der Thaliastraße 87 Prozent der Geschäfte wieder offen.
In Sachen Gestaltung des öffentlichen Raums ist der Ottakringer Bezirksvorsteher also besonders umtriebig – auch was Projekte der grünen Vizebürgermeisterin Birgit Hebein betrifft.
Die Imagefotos für die „Coole Meile“ im Sommer etwa wurden in der Hasnerstraße aufgenommen; dort wurde nun auch eine der ersten temporären Begegnungszonen geschaffen.
Sieht das Bürgermeister Michael Ludwig in Zeiten der rot-grünen Begegnungszonen-Querelen noch gern? Prokop gibt sich diplomatisch: „Ich habe sowohl im Bürgermeister, als auch in der Vizebürgermeisterin Verbündete.“
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