Wettbewerb ruft zur Neugestaltung von Wiens Bezirkswappen auf
Glaubt man den Bezirkswappen, ist Wien sehr heilig. Von Josef, Maria Magdalena bis Nepomuk sind nämlich 22 unterschiedliche Heilige auf den Schildfeldern abgebildet, erklärt Michael Göbl, Heraldiker und ehemaliger Archivar des Österreichischen Staatsarchivs.
Dazu kämen noch kirchliche Symbole wie das Osterlamm oder Heiligenscheine. Das erkläre sich auch dadurch, dass das Wappenwesen eine „christlich-abendländische Kulturerscheinung ist“, so Göbl.
Auf den Wappen finden sich sonst lokale Symbole, die sich auf die Erwerbstätigkeit der Bewohner beziehen und Dinge, die sich direkt vom Bezirksnamen ableiten.
Oft sind auch Zeichen aus der eigentlichen Grundherrschaft abgebildet. Das Ottakringer Wappen erinnert zum Beispiel auf einer Hälfte an Klosterneuburg. Welches das Wappen von Ottakring ist, finden Sie in der Diashow.
Gar nicht so alt
Die Bezirkswappen sind noch gar nicht so alt. Die Idee dazu entstand Anfang des 20. Jahrhunderts. Es sollte damit die Kirche des ehemaligen Lainzer Versorgungsheims geschmückt werden.
Da es in der NS-Zeit und auch in den Jahren danach zu Änderungen und Verschiebungen bei den Bezirksgrenzen gekommen war, legte das Wiener Stadtarchiv in den 80ern neue Entwürfe vor, die bis heute gelten.
Alles Symboliken der Wappen werden hier ausführlich erklärt.
Innere Stadt: Der Wappenschild ist auch das Wappen der Stadt Wien.
Leopoldstadt: Gezeigt wird als Namenspatron der Hl. Leopold.
Landstraße: Die Erdbeere symbolisiert Erdberg.
Wieden: Die Wieden wird durch einen Weidenbaum symbolisiert.
Margareten: Den Laurenzergrund erkennt man am Feuerrost. Der Heilige Laurentius wurde damit zu Tode gefoltert.
Mariahilf: Maria Magdalena als Zeichen für den Magdalenengrund.
Neubau: Rechts unten wird der Spittelberg dargestellt.
Josefstadt: In der Mitte sieht man Josef mit dem Jesuskind am Arm.
Alsergrund: Michelbeuern erkennt man an den silbernen Flügeln des Erzengels Michael.
Favoriten: In der Mitte prangt die „Spinnerin am Kreuz“.
Simmering: S wie Simmering.
Meidling: Die Nymphe, die den Wellen entsteigt, weist auf den Wienfluss hin.
Hietzing: Der silberne Hirsch symbolisiert den Lainzer Tiergarten.
Penzing: DP ist die Abkürzung für Dorf Penzing.
Rudolfsheim-Fünfhaus: Ein brauner Hirsch steht für die ehemalige Gemeinde Braunhirschen.
Ottakring: Mit drei Vögeln (Lerchen) und einem Baum (Lärche) wird Neulerchenfeld dargestellt.
Hernals: Die Weintraube steht für die Hernalser Weingärten.
Währing: Zwei Winzer repräsentieren den Bezirksteil Weinhaus.
Döbling: Der goldene Nussbaumstamm steht für Nussdorf.
Brigittenau: Die Zunge symbolisiert den Hl. Johannes Nepomuk und steht für Zwischenbrücken. Er wurde getötet, weil er sich weigerte, das Beichtgeheimnis zu brechen.
Floridsdorf: Die Bäume zeigen Stammersdorf.
Donaustadt: Das „Stadel in der Au“ links oben zeigt Stadlau.
Liesing: Die Zahl Sieben mit den Schafhirten steht für Siebenhirten.
Diese sind allerdings nicht gesetzlich geregelt. Schuld daran habe Liesing, sagt Göbl, der damals mitgearbeitet hat. Der Entwurf sieht Felder für alle Bezirksteile wie Rodaun vor. Der 23. Bezirk, der sich nie wirklich mit der Eingemeindung in Wien abgefunden hat, bestand aber auf das ursprüngliche Wappen.
Auseinandersetzung dank Wappenbewerb
Dieses ist nun der Kern des aktuellen Wappens und weist unter anderem mit der Jahreszahl 1683 auf die Türkenbelagerung hin, nach der der zerstörte Ort neu besiedelt werden musste. Göbl hat erst im Mai mit „Wappenreiches Wien: Ein heraldisches Handbuch der Inneren Stadt“ ein neues Buch herausgebracht.
Jemand, der auch von den Bezirkswappen fasziniert ist, ist Manuel Gras vom Red Carpet Award, einem Wiener Kunstpreis.
Derzeit läuft eine Ausschreibung, um die Wappen neu zu gestalten. „Wir wollen sie nicht ersetzen, aber die Auseinandersetzung damit ankurbeln“, sagt er. Auf den Wappen fänden sich ganz viele Märchen, Geschichten und Legenden, die nicht in Vergessenheit geraten sollen.
Wappen mit "Meidlinger L"
Die Einreichungen sollen sich an den alten Wappen orientieren. Eine Einreichung von Künstlerin Lukretia zeigt eine Nymphe, die auch im Ursprungswappen zu sehen ist.
Neu ist, dass die ein „Meidlinger L“ in den Händen hält. Der Floridsdorfer Entwurf von Markus Raffetseder greift die Pflanzenoptik des Ursprungswappens auf.
Derzeit können Künstler Wappen für den 3., 19. und 21. Bezirk, einreichen. Die Suche in Meidling ist abgeschlossen. Der Siegerentwurf soll im Herbst feierlich auf einem Fahnenmast gehisst werden, begleitet von einer Musikkapelle. Infos auf www.redcarpetartaward.com
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