Wien: Wenn Wahnvorstellungen drei Frauen das Leben kosten
Drei Messer hat sich der Mann in einem Supermarkt gekauft. Drei Sexarbeiterinnen soll der 27-Jährige in dem Erotikstudio in Wien-Brigittenau umgebracht haben.
60-mal soll er auf die erste Frau eingestochen haben, 20-mal auf die zweite, 26-mal auf die dritte.
Stehend, mit dem abgebrochenen Messer in der Hand, ist der 27-Jährige schließlich aus seinem Blutrausch aufgewacht, wie er später bei seiner Einvernahme berichten wird. Bei der Einvernahme erzählte der Mann auch von einer Verschwörung, gegen die er ankämpfen musste. Von einer Frau, nennen wir sie hier Katharina, die ihn mit einem Fluch belegt haben soll.
Katharina spielt im Leben des Verdächtigen eine Schlüsselrolle. Sie ist eine ehrenamtliche, zutiefst christliche Mitarbeiterin einer Flüchtlings-NGO, die der 27-Jährige auf seinem Weg aus dem Iran nach Europa kennengelernt hat. Die Familie des jungen Mannes stammte ursprünglich aus Afghanistan, flüchtete wegen des Regimewechsels dort 2021 aber in den Iran.
Eine platonische Freundschaft
Die Familie entschied, einen der Söhne nach Europa zu schicken. Auf dem Weg dorthin lernte der 27-Jährige in Serbien in einem Flüchtlingscamp Katharina kennen. Schnell entwickelte sich eine Bindung, es sei zunächst aber eine rein platonische Freundschaft gewesen, betonte Anwalt Philipp Springer.
Katharina war das aber nicht genug. Als der junge Afghane schließlich nach Österreich kam, bot sie ihm an, ihn zu begleiten, bei ihm zu wohnen. Sie dürfte ihm sogar einen Heiratsantrag gemacht haben.
„Mit Fluch belegt“
All das lehnte der 27-Jährige, der zu diesem Zeitpunkt in einer Flüchtlingsunterkunft in Kärnten untergebracht war, aber ab. Aus Rache über die Zurückweisung soll sie ihn dafür mit einem Fluch belegt haben, sagte der Verdächtige gegenüber der Polizei aus.
Er habe nur mehr essen und trinken können, wenn sie es ihm erlaubte. „Zu diesem Zeitpunkt dürfte auch die psychische Krankheit bei meinem Mandanten ausgebrochen sein“, sagt Anwalt Springer. Ein psychiatrisches Gutachten steht noch aus, genauso wie ein toxikologisches. Einer Erstdiagnose zufolge dürfte der Verdächtige aber an Schizophrenie leiden.
Flugticket zerrissen
Ein Gewalterlebnis in der Flüchtlingsunterkunft in Kärnten dürfte seinen Zustand weiter verschlechtert haben. Er kam nach Wien, wo er bei einem Freund in Brigittenau wohnte. Sowohl dem Freund als auch der Familie des 27-Jährigen entging seine zunehmend schlechte Verfassung nicht.
Man entschied also, den Sohn heimzuholen. Am 1. März wäre der Flug nach Kabul gegangen. Das Ticket zerriss er aber. Und kaufte sich stattdessen drei Messer. „Gott hat mir gesagt, ich hab’ noch was zu erledigen“, soll er ausgesagt haben.
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