Wenn man zum Plaudern auf den Friedhof geht

Sie hat immer ein Lächeln und ein offenes Ohr: Laura Rosar-Hundt auf dem Plauderbankerl des Friedhofs in Hernals
Bereits 100 Plauderbankerl gibt es in Wien und Niederösterreich, einige sogar auf Friedhöfen. Freiwillige hören zu und muntern auf.

Ein Friedhof: ein Ort des Friedens, der Ruhe – und neuerdings auch des Plauderns.

Ein sonniger Vormittag auf dem Friedhof in Wien-Hernals: Ein paar Trauergäste warten vor der Aufbahrungshalle, ein Herr mit Gießkanne geht den Kiesweg zwischen den Gräbern entlang. „Grüß Gott“, begrüßt ihn eine Frau, die auf einer Bank im Schatten sitzt. Er nickt und geht weiter. Zum Plaudern ist ihm offenbar nicht zumute – aber er lächelt, erfreut über die freundliche Begrüßung.

Anfang Juli hat die Caritas in Hernals ihr erstes Plauderbankerl auf einem Wiener Friedhof eröffnet. Freiwillige stehen hier für Gespräche zur Verfügung: wenn man trauert, sich einsam fühlt oder sich einfach austauschen möchte.

Eine von ihnen ist Laura Rosar-Hundt. Normalerweise arbeitet sie als Steuerberaterin, doch alle zwei Wochen verbringt sie zwei Stunden ihrer Zeit auf dem Bankerl nahe der Aufbahrungshalle.

Warum sie sich freiwillig engagiert? 

„Mir geht es sehr gut. Und ich möchte gerne etwas von meiner Zeit hergeben, um zu helfen, dass es anderen auch gut geht“, erwidert sie.

Aufmunternd lächelt sie die Menschen an, begrüßt sie, führt Small Talk. Dass ausnahmsweise der KURIER auf der Bank neben ihr Platz genommen hat, hält möglicherweise die Besucher des Friedhofs diesmal vom Plaudern ab.

Dass ein Gespräch auf dem Plauderbankerl Menschen bei der Verarbeitung ihrer Trauer helfen kann, zeigt ein Beispiel aus Niederösterreich. 

Palliativkrankenschwester Petra Strohmaier hat sich mit einer Berufskollegin eingesetzt, auf dem Friedhof in Hennersdorf (Bezirk Mödling) ein Plauderbankerl zu eröffnen. Seit Juni stehen sie dort jeden Dienstag abwechselnd für Gespräche zur Verfügung.

Menschen in Trauerphasen begleiten

Aufgrund ihres Berufs habe sie Erfahrung darin, Menschen in ihrer Trauer zu begleiten. Ein Prozess, der Jahre dauern kann. „Das Wichtigste ist das Zuhören“, sagt Strohmaier. „Es geht um das liebevolle Erinnern an den Verstorbenen und um Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit.“ Oft sei es für die Menschen auch wichtig, mit jemandem außerhalb der Familie sprechen zu können.

Wobei es freilich nicht immer nur traurig zugehe. In einer kleinen Gemeinde wie Hennersdorf sei das Plauderbankerl auch ein bisschen ein Wirtshaus-Ersatz, erzählt Strohmaier. Und da werde natürlich auch gemeinsam gelacht: „20 Prozent der Leute kommen mittlerweile extra zum Plaudern, weil sie wissen, dass wir da sind“, sagt sie.

Zwar gibt es im Herbst und Winter eine wetterbedingte Pause. Doch auch im kommenden Jahr wird auf dem Friedhof wieder geplaudert – in Hernals und in Hennersdorf.

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