Warum Josef Ostermayer die Sozialbau AG verlässt
Es ist eine überraschende Personalrochade, die in der Kultur- wie in der Wohnbau-Branche gleichermaßen für Aufsehen sorgt: Ex-SPÖ-Kulturminister Josef Ostermayer quittiert mit Jahresende seinen Job als Generaldirektor bei der Sozialbau AG. Ihm folgt der 58-jährige Christian Strasser, Geschäftsführer des Wiener Museumsquartiers (MQ) nach.
Ostermayer wechselt in die Geschäftsführung der Imfarr Beteiligungs GmbH, an der mit Ex-SPÖ-Bundeskanzler Werner Faymann sein engster Vertrauter Anteile hält.
„Ich habe mit ihm schon in den unterschiedlichsten Rollen zusammengearbeitet und werde dies auch jetzt tun“, sagt Ostermayer zum KURIER. Gemeinsam wolle man nun Immo-Projekte in München, Leipzig und Frankfurt entwickeln.
Was auffällt: Der 60-Jährige ist innerhalb kürzester Zeit der zweite Spitzenmanager, der den SPÖ-nahen Wohnbau-Konzern verlässt. Schon im Mai hatte sich, wie berichtet, Bernd Rießland aus dem Vorstand zurückgezogen, um sich verstärkt anderen Tätigkeiten zu widmen, wie es damals hieß.
Bank-Querelen
Kurz davor hatte der Konzern für negative Schlagzeilen gesorgt: Unternehmen der Sozialbau AG hatten mehr als 70 Millionen Euro auf Konten der burgenländischen Commerzialbank liegen, als diese im Sommer 2020 pleite ging. Diese Gelder drohen nun verloren zu gehen. Seitens der Sozialbau AG wurde stets beteuert, dass man auf die Prüfinstanzen vertraut habe.
Branchenintern ist zu vernehmen, Ostermayer sei für den Sozialbau-Mehrheitseigentümer, die Wiener Städtische, nicht mehr haltbar gewesen. Dort betont man hingegen, dass sein vorzeitiger Abgang (sein Vertrag wäre bis Ende 2022 gelaufen) nicht im Geringsten mit der Causa zu tun habe: „Nur wer bösartig denkt, sieht hier einen Zusammenhang.“ Bei der Pleite des Instituts hätte es sich um einen Bankenskandal und nicht um einen Wohnbauskandal gehandelt.
Bei der Wiener FPÖ sieht man das anders: „Nach den horrenden Verlusten des Sozialbau-Verbundes in Mattersburg war Ostermayer de facto nicht mehr tragbar“, sagt Parteichef Dominik Nepp und fordert abermals eine Sonderprüfung der betroffenen Unternehmen durch das Land Wien.
Ostermayers Nachfolger, der gebürtige Oberösterreicher Christian Strasser, betritt nicht völliges Neuland. Aktuell sitzt er bereits im Aufsichtsrat der Sozialbau AG, laut eigenen Angaben mit 53.000 Wohnungen Österreichs größte gemeinnützige Wohnbaugesellschaft.
Er stand seit 2011 an der Spitze des MQ, das rund 60 kulturelle Einrichtungen beherbergt und jährlich 4,5 Millionen Besucher zählt. Laut Branchenkennern habe Strasser die Kultur-Einrichtung erfolgreich gemanagt. Er war zudem im Burgtheater Aufsichtsratsvorsitzender. Und zwar zu dem Zeitpunkt, als die dortige Millionenkrise zu bewältigen war – was auch gelang.
Rätsel um Nachfolge
Erst im vergangenen Mai war Strassers Vertrag als MQ-Chef bis 2026 verlängert worden. Entsprechend überraschend kommt nun sein Wechsel. Daher ist auch noch völlig unklar, wer ihm nachfolgen könnte.
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