Warum in der Alszeile jetzt doch ein Radweg kommt
Die SPÖ und der Radverkehr – das ist so eine Sache. Zwar wird Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) nicht müde zu betonen, dass in Wien derzeit eine „mega Radwegoffensive“ umgesetzt werde. Allerdings nehmen auch Simas Kritiker jede Möglichkeit wahr, um auf fehlende Radinfrastruktur hinzuweisen.
Zumindest im jahrelangen Streit um einen baulich getrennten Radweg in der Alszeile in Hernals gibt es jetzt aber eine überraschende Kehrtwende der SPÖ.
Zwischen Vollbadgasse und Himmelmutterweg, wo seit etwa einem Jahr im Rahmen eines Pilotprojekts von 7.30 bis 19 Uhr anstelle des vorherigen Parkstreifens geradelt werden darf, soll ein baulich getrennter Radweg errichtet werden. Einen entsprechenden Bericht der Bezirkszeitung bestätigte Bezirksvorsteher Peter Jagsch (SPÖ) gegenüber dem KURIER.
Weil an der Stelle bereits jetzt in der Nacht nur mehr zwei oder drei Autos geparkt werden, sei es „auf der Hand gelegen“, einen permanenten Radweg zu errichten. Er habe die für Verkehrsangelegenheiten zuständige MA46 bereits gebeten, Umsetzungsmöglichkeiten zu prüfen.
Sommer-Konsens
Bis Ende des Sommers hofft Jagsch auf einen entsprechenden Vorschlag, für den er dann „einen breiten Konsens“ herstellen möchte. In der Bezirksvertretungssitzung Ende Mai war ein solcher noch gescheitert. Verspätet hatte die SPÖ den Radweg-Antrag eingebracht, die anderen Fraktionen verweigerten die Zulassung.
Grüne und Neos sind zwar für den Radweg, warum dieser per Dringlichkeitsantrag in letzter Minute eingebracht werden musste, versteht man jedoch nicht. Nicht zuletzt, weil ein entsprechender Antrag der Grünen seit Monaten in der Verkehrskommission liegt, wie es heißt.
Das Angebot von Grün und Pink, den Radweg als gemeinsamen Dreiparteienantrag einzubringen, habe wiederum die SPÖ nicht gewollt. „Es ging also offensichtlich um eine PR-Aktion“, sagt der stv. Neos-Klubchef im Bezirk, Philipp Pichler, „und für diese Art von Politik sind wir nicht zu haben“.
Bei der nächsten Sitzung am 5. Oktober sollte eine Einigung jedoch zustande kommen, denn „inhaltlich können wir das nicht ablehnen“, sagt der Grüne Klubobmann Richard Heuberger.
Christine Ruckenbauer von der Initiative „Dornbach radelt sicher“ kämpft seit Langem für sichere Radinfrastruktur auf der Hauptradroute und ist von der SPÖ-Wende positiv überrascht: „Das ist ein unerwartet schöner Schritt vorwärts für uns“, sagt sie. Ihr Kampf geht jedoch weiter, denn weder gibt es bisher eine Lösung für die weitere Route stadtauswärts, noch für die Gegenrichtung.
An anderer Stelle, nämlich am Gürtel-Ende der Jörgerstraße, wurde unlängst die Umgestaltung abgeschlossen, im Zuge derer zwischen Gürtel und Theresiengasse rund 50 Meter baulich getrennter Radweg errichtet wurden.
Danach geht dieser in einen gewohnten und für Radler gefährlichen Mehrzweckstreifen über, in dem zwischen fahrenden und stehenden Autos geradelt werden muss.
Während die Stadt voll des (Selbst)Lobes für diese Verbesserung ist, sieht das etwa die Radlobby differenzierter. „Ein kurzes Vergnügen“, kommentiert sie. Denn der durchgängige Radweg fehlt nach wie vor.
Kommentare