Experte ortet in Wien Etikettenschwindel statt Mega-Radwegoffensive
Von einer „Mega-Radwegoffensive“ sprach Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) bei der Präsentation des Bauprogramms für das Jahr 2022 am Montag. Insgesamt 17 Kilometer würden im Hauptradwegenetz neu errichtet.
Der Verkehrsforscher und Sprecher der Initiative „Platz für Wien“ (PfW), Ulrich Leth, hat sich das Programm nun angesehen und kommt zu einem ganz anderen Schluss: „Etikettenschwindel“, lautet das Fazit des Experten. In lediglich 17 der 44 angekündigten Projekte würden tatsächlich dort neue Radwege gebaut, wo es bisher noch keine gibt.
Diese Projekte würden in Summe nur 5,2 Kilometer und damit nicht einmal ein Drittel des gesamten Volumens ausmachen, so Leth. Damit liege das Bauprogramm deutlich hinter den Erfordernissen einer klimagerechten Verkehrswende zurück. Zusätzlich erfülle es auch die eigenen Ansprüche der SPÖ nicht, die sich im Wahlkampf zu den PfW-Forderungen bekannt hatte.
Vom Feldweg zum Radweg
Konkret entfallen laut Leths Analyse 3,3 Kilometer auf Radrouten und geöffnete Einbahnen, 3,6 Kilometer auf die Verbreiterungen bestehender Radwege und 700 Meter auf das Erlauben von Radfahren auf Busspuren. Ebenfalls eingerechnet wurde die Befestigung eines 1,3 Kilometer langen Feldweges in Aspern.
Zusätzlich kritisiert Leth, dass an zahlreichen Orten der für neue oder zumindest verbreiterte Radwege benötigte Platz nicht dem Autoverkehr, sondern den Fußgängern entzogen wird, etwa in der Linken Wienzeile. An anderen Orten wie der Kagraner Brücke, einer Schlüsselstelle des neuen „Radhighways“, sei wiederum rätselhaft, wo der benötigte Platz herkommen soll, ohne Pkw-Fahrspuren zu schleifen.
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