Wagenplätze: Demo in der Innenstadt

Statt leerer Häuser werden ungenutzte Plätze besetzt.
Wagengruppen-Aktivisten fordern mehr Platz für alternatives Wohnen.

Kurz vor dem Winter spitzt sich der Streit um die Wiener Wagenplätze wieder zu: Für kommenden Freitag (15 Uhr) zieht die Wagengruppe „Treibstoff“ mit ihren Fahrzeugen durch die Innenstadt. Die Forderung der Demonstranten: Mehr städtische Plätze, auf denen alternative Wohnformen verwirklicht werden können.

Das versuchen die rund 20 Treibstoff-Mitglieder seit rund vier Jahren. Während andere Jugendliche leer stehende Häuser besetzen, besiedeln sie mit ihren umgebauten Lkw und Zirkus-Wohnwagen ungenutzte Freiflächen in der Stadt, um dort ein möglichst selbstorganisiertes Leben zu führen. „Uns geht es vor allem um das gemeinschaftliche Leben. Gleichzeitig wollen wir aber auch eine Antwort auf die wachsende Wohnungsnot und die steigenden Mieten finden“, erzählt Gruppenmitglied Gundula.

Angestrebt wird auch eine möglichst unabhängige Versorgung: Der Strom kommt aus Solar-Paneelen, gegessen wird zum Teil, was andere Menschen wegwerfen. Im Ofen landet Abfall-Holz von Baustellen.

Bis vor Kurzem funktionierte das auch einigermaßen reibungslos: Die Wagengruppe hatte einen Mietvertrag für ein gewerbliches Baugelände an der Aderklaaer Straße (21. Bezirk). Für den Stellplatz zahlen die Mitglieder auch Miete.

Räumungen

Nachdem der Vertrag Ende August jedoch auslief, tingelt die Gruppe auf Standort-Suche durch ganz Wien. In den vergangenen Wochen entwickelte sich ein Katz-und-Maus-Spiel mit den Behörden, die kurzfristig besetzte Plätze immer wieder räumte. Zuletzt etwa in Simmering.

„Seit Jahren fordern wir Sonderregelungen für alternatives Wohnen. In anderen Großstädten ist das ja auch möglich“, sagt Aktivist Martin.

Seitens der Stadt hat man für den Protest kein Verständnis. In der Lobau habe man den Wagengruppen bereits vor Jahren einen Platz zur Verfügung gestellt, heißt es im Büro von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ). Mieter ist derzeit die Wagengruppe AKW, die für 1331 m² 9000 Euro im Jahr bezahlt. „Es besteht die Möglichkeit, die Fläche auszuweiten“, betont ein Ludwig-Sprecher.
Davon will Treibstoff jedoch keinen Gebrauch machen. Der Platz sei für die Fahrzeuge ungeeignet, heißt es. Außerdem sei dort die Miete zu hoch.

Bilder von der Siedlung

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