Volle Solidarität, aber kein Grund zum Feiern

Volle Solidarität,  aber kein Grund zum Feiern
9.500 Menschen kamen Donnerstagabend zum Fußballschauen vor das Wiener Rathaus.

Eine fette Party wollte Denise (25), steckte all ihre Erwartungen in den Donnerstagabend und das Match Österreich gegen Deutschland. Für das gemeinsame Fußballschauen postierte sie sich vor dem Wiener Rathaus. Und Tausende andere mit ihr.

Der Rathausplatz war zum EM-Viertelfinalspiel der Österreicherinnen gegen Deutschland Donnerstagabend voll. Gesteckt voll.

Selbstverständlich ist das nicht. Vor fünf Jahren, als das Frauen-Nationalteam erstmals in seiner Geschichte das Viertelfinale einer Europameisterschaft erreichte, gab die Stadt den Platz erst fürs Halbfinale frei.

Diesmal, hört man, habe Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) recht bald nach dem Match gegen Norwegen verfügt, dass am Donnerstag nicht ein Tina-Turner-Konzert gezeigt wird – sondern das Match gegen Deutschland.

Volle Solidarität,  aber kein Grund zum Feiern

Bürgermeister Michael Ludwig hoffte auf einen Sieg

„Männer-Fußball“

Das mit dem Public Viewing, sagt Denise, mache Wien viel besser als Berlin. Mit der Politik hat das allerdings nur am Rande zu tun. „Vielleicht liegt es daran, dass der Männer-Fußball in Deutschland so groß ist.“ Die Männer so gut, dass sich niemand für die Frauen interessiert? Das kann Österreich kaum passieren.

Dass Denise „Männer-Fußball“ sagt, ist pure Absicht. Und manchmal sogar Provokation, erzählt sie. Denn der Frauen-Fußball verlange längst eine Gleichberechtigung gegenüber jenem der Männer.

So ernst mit den Begrifflichkeiten nehmen es am Donnerstag viele andere Fans nicht. Mit der Unterstützung für die Mannschaft allerdings schon. Viele, die gekommen sind, taten das aus Solidarität. „Zu den Männern geht man ja auch“, sagt Monika, die das Match mit drei Arbeitskolleginnen schaut. Aber ja, sagt Monika, „Erfolg macht schön“ – und auch deshalb wollen sie und ihre Freundinnen das Team jetzt in Fahnen gehüllt „ins Finale bringen“.

Volle Solidarität,  aber kein Grund zum Feiern

Grazyna, Regina, Monika und Magdalena 

Mit zunehmender Spielzeit und abnehmenden Temperaturen stieg am Donnerstag auch die Stimmung vor dem Rathaus. Wer Unterschiede zu einem Match der Männer findet, wird kaum welche finden.

Da wie dort wird gegrölt, da wie dort sagt einer „Heast, schiaß!“, da wie dort schimpft einer wegen eines Fouls.

Wenn überhaupt, zeigen sich die Unterschiede im Publikum. Denn da sind besonders viele (junge) Frauen. Manche, die schon lange Fans sind, manche, die erst kürzlich welche geworden sind. „Weil die Frauen, die sind einfach so supergut.“

Sympathie und Solidarität sind dem Frauen-Nationalteam sicher. Aber das mit der fetten Party, das ist an diesem Donnerstagabend nichts geworden.

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