"Virus hat keine Schulferien": Ludwig verteidigt Kinder-Tests
Ludwig rechtfertigt Pflichttests für Kinder
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) verteidigte am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz die im Vergleich zum Rest des Landes schärferen Corona-Maßnahmen in der Bundeshauptstadt.
Besonders die verhängte Testpflicht auch für 6- bis 12-Jährige an Orten, an denen die 3-G-Regel gilt, sorgte für breiten Unmut. Ludwig weicht aber von seiner im Vergleich zur Bundesregierung strengeren Kurs nicht ab: "Meiner Meinung nach ist die Pandemie nicht vorbei, weil durch die Delta-Mutation zu befürchten ist, dass es wieder zu Steigerungen der Infiziertenzahlen kommen wird und auch wieder mehr Personen in Spitäler müssen", sagte Ludwig.
Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ)
Kinder geben Virus weiter
Kinder seien genauso infektiös wie Erwachsene, auch wenn sie oftmals keine oder nur geringe Symptome entwickeln würden, betonte Ludwig. Sie können das Virus aber insbesondere an ungeimpfte Erwachsene weitergeben, daher sei Vorsicht geboten: "Ich bin der Meinung, dass das Virus keine Schulferien hat." Doch auch auf den Schutz der Jungen selbst müsse geachtet werden, sagte Ludwig, "auch weil wir die Long-Covid-Folgen noch schwer abschätzen können".
Unverständnis äußerte Ludwig in Richtung des oft geäußerten Vorwurfs, man müsse Kinder vor jedem Besuch im Freibad testen lassen. "Das einfachste ist, wenn man sich so wie viele andere in der Stadt dreimal die Woche testen lässt", warb der Stadtchef einmal mehr für die flächendeckend und kostenlos erhältlichen PCR-Gurgeltests.
Experte: Befinden uns in Plateauphase
Unterstützung erhielt der Bürgermeister von Michael Binder, dem medizinischen Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes, und Sylvia Hartl, Vorständin der Abteilung für Atemwegs- und Lungenkrankheiten der Klinik Penzing.
Anhand mehrerer Grafiken zeigte Binder, dass die Infektionszahlen in Österreich mittlerweile nicht mehr sinken. Vielmehr befinden wir uns, so wie auch Deutschland und Italien, in einer "Plateauphase". Darüber hinaus sei Mitteleuropa von Regionen umgeben, in denen die Fallzahlen mittlerweile wieder stark steigen. Nicht nur in Großbritannien, sondern auch in Dänemark und den Niederlanden.
Neue Welle möglich
Und: In allen Ländern haben die Zuwächse mit der aggressiven Delta-Variante des Coronavirus zu tun, so Binder. Deren Dominanz sei eine "biologische Tatsache". Die Talsohle sei europaweit bereits überschritten und sie werde auch uns zu Handlungen zwingen, sagte der medizinische Direktor der städtischen Wiener Spitäler. Auch die europäische Gesundheitsagentur ECDC warne davor, dass die Delta-Variante eine neuerliche Welle möglich mache.
Um es nicht so weit kommen zu lassen bzw. die Welle zumindest so flach wie möglich zu halten, sei ein flächendeckendes Screening - auch von Kindern - notwendig, sagte Binder. Und zwar mit Tests mit der besten zur Verfügung stehenden Qualität - und das seien eindeutig PCR-Tests und nicht Antigentests, die insbesondere bei asymptomatisch Erkrankten deutlich unzuverlässiger anschlagen würden.
Spitäler weiterhin schützen
Lungenmedizinerin Hartl betonte, man müsse die Krankenhäuser weiterhin schützen. Man habe momentan "alle Hände voll damit zu tun", während der Hochphase der Pandemie verschobene Behandlungen wie Tumor-Operationen nachzuholen. Bereits die Einlieferung von nur zehn Prozent der Ungeimpften würde jedoch bedeuten, diese Versorgungen wieder aussetzen zu müssen.
Daher müsse man einerseits so viele Menschen wie möglich von einer Impfung überzeugen und andererseits diejenigen, die man nicht impfen kann - wie eben Kinder - regelmäßig testen. "Es hilft nichts, wenn wir uns zu Hause etwas vorschwindeln", sagte Hartl. Aus ihrer Sicht sei es erforderlich, "dass an allen Ecken und Ende so viel gegurgelt wird, wie es geht".
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