Mädchen (4) verschwinden aus Kindergarten: Personal wird nachgeschult

Kinder in Kindergarten
Die Kleinkinder machten sich selbstständig auf den Heimweg, Mutter schlug Alarm. Nun wurde Maßnahmenpaket geschnürt.

Groß war die Aufregung vor wenigen Tagen in einem Kindergarten in Floridsdorf, als das Verschwinden der drei vierjährigen Mädchen bemerkt wurde. 

Das passierte allerdings erst durch einen Anruf der betroffenen Mutter, zu der die Kinder heimspaziert waren, wie die Gratiszeitung Heute zuerst berichtete.

Eineinhalb Stunden waren die Kleinkinder allein unterwegs, wie Ingrid Pöschmann, Sprecherin der Wiener Kinder- und Jugendhilfe (MA 11) auf KURIER-Anfrage bestätigte. Die Mädchen dürften in einem unbeobachteten Moment über den Garten entwischt sein. 

Kinder unter Zaun durchgeklettert

„Die Erde unter dem Zaun ist so weich, dass die Kinder eventuell auf diesem Weg nach draußen kommen konnten“, schilderte Pöschmann. Doch wie konnte das überhaupt geschehen?

Die Kinder spielten an jenem Tag im Garten, die Gruppe in dem Kindergarten in Floridsdorf besteht derzeit aus 22 Schützlingen – ist demnach nicht überbelegt. „Die Pädagogin war zwar im Garten, führte zu dem Zeitpunkt aber ein telefonisches Gespräch mit einer externen Fachkraft über die Kinder“, erklärte Pöschmann. 

Gefährlicher Heimweg

Dabei dürfte sie nicht bemerkt haben, wie sich die drei Kinder – die nicht miteinander verwandt sind – auf den Weg nach Hause gemacht hatten. Rund einen Kilometer wanderten die drei Vierjährigen gemeinsam Richtung Brünner Straße, teilweise auch entlang gefährlicher Kreuzungen und stark frequentierter Straßen.

Passiert ist den vier Mädchen nichts. Der Schock der Mutter, die umgehend im Kindergarten Alarm schlug, saß dafür umso tiefer.

Inspektorin vor Ort

Betrieben wird der Kindergarten in Floridsdorf von den Wiener Kinderfreunden, die noch am selben Tag Selbstanzeige bei der MA 11 machten. Am Freitag stattete aus diesem Grund auch eine von der Kinder- und Jugendhilfe beauftragte Inspektorin der Einrichtung einen Besuch ab. Auch die Standortleitung und die Pädagogin – die selbst „irrsinnig erschrocken“ sei, dass ihr das passiert ist – waren vor Ort.

Bei einer Begehung mit allen Verantwortlichen stellte sich heraus, dass ein Teil des Gartens nicht gut einsehbar war – in diesem Bereich dürften die Kinder unter dem Zaun durchgeklettert sein. „Noch am Freitag wurde der untere Bereich des Zauns so verstärkt, dass da niemand mehr durchkommt“, erläuterte Pöschmann eine der nun gesetzten Maßnahmen.

Der Pädagogin, die an jenem Tag Dienst hatte, drohen keine dienstrechtlichen Konsequenzen. „Aber wir werden das gesamte Personal zum Thema Aufsichtspflicht, speziell im Garten, noch einmal schulen. Es darf dann zum Beispiel nicht mehr telefoniert werden, wenn die Kinder sich im Garten aufhalten“, sagte die Sprecherin der MA 11.

Elternabend am Montag

Am Montag wird ein Elternabend im betroffenen Kindergarten stattfinden. „Die Eltern wollen natürlich wissen, was passiert ist. Wir werden sie dort aufklären und sie auch darüber informieren, welche Maßnahmen wir nun ergriffen haben, damit so etwas nicht noch einmal passiert“, so Pöschmann. Man sei sehr froh, dass die drei Kinder wohlauf sind, und werde alles dazu beitragen, dass sich so ein Vorfall nicht wiederhole, heißt es auch von den Kinderfreunden.

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