Zweck war ursprünglich, die Kriminalität zu bekämpfen. Mittlerweile erprobt die Stadt das System aber auch für die Verkehrsüberwachung – in Begegnungszonen und Arealen, in denen nur emissionsfreie Fahrzeuge einfahren dürfen.
Wo die Fäden zusammenlaufen
Von diesen Erfahrungen will Wien lernen, wo man die Innenstadt ebenfalls verkehrsberuhigen möchte. Die Wiener Delegation rund um Wirtschafts- und Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SPÖ), die den Bären live beobachtet, sitzt dafür in der zum System gehörigen Sicherheitszentrale, wo alle Fäden zusammenlaufen.
Rund um die Uhr – und das jeden Tag – werden hier die Geschehnisse in der Stadt beobachtet. „Verdächtige Gegenstände können über Video geortet werden“, sagt General Michał Domaradzki, der der Zentrale vorsteht. „Zoomen können wir auf alle statischen und beweglichen Objekte.“ So auch auf Menschen – oder Bären. „Unser Grundsatz ist die Suche nach einer Balance zwischen dem Recht des Einzelnen auf Privatsphäre und dem Sicherheitsbedürfnis der Menschen“, sagt Domaradzki. Gelernt hat Warschau in diesem Bereich von Chicago.
Obwohl für die Verkehrsberuhigung in der Wiener City, wie der KURIER berichtete, ebenfalls Kameras zum Einsatz kommen sollen, sei ein Sicherheitszentrum in diesem Ausmaß „nicht der richtige Ansatz“ für Wien, sagt Stadtrat Peter Hanke. „Wir haben eine andere Rechtslage und Datenschutzsituation. Dass es automatisierte Systeme entlang der rechtlichen Vorgaben braucht, will ich aber nicht absprechen.“ Man werde für Wien eine andere Lösung finden. Dafür werde man sich weitere Städten ansehen.
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Ein kleines Wien in Polen
Deutlich konkreter sind dagegen die Erfahrungen, die sich Polen – genauer gesagt, die Städte Warschau und Krakau – von Wien abschauen will. Krakau zum Beispiel plant ein Stadtentwicklungsprojekt nach dem Vorbild der Seestadt Aspern.
Außerdem sollen Teile des Krakauer Straßenbahnnetzes künftig unterirdisch verlaufen. Etwa so wie am Matzleinsdorfer Platz.
Auch Warschau plant ein Projekt, das die dortige Stadtregierung nach Wien schielen lässt. Nämlich eine Müllverbrennungsanlage in unmittelbarer Nähe zur Stadt. Das Vorbild: die Spittelau.
Und diese Projekte kommen zu einem günstigen Zeitpunkt. Seit 2015 war Polen in Konflikt mit der EU, die die Reformen der regierenden Partei PiS als Gefahr für Demokratie und Rechtsstaat einschätzte und Fördergelder blockierte. Nach den Parlamentswahlen im Oktober wurde die Blockade aber gelockert, einige Milliarden Euro sind inzwischen bereits ausbezahlt.
Know-how wird gebraucht
Um die Legitimität der Fördergelder zu garantieren, will Wien die polnischen Städte bei der Planung und Ausschreibung der oben genannten Projekte unterstützen. „Wir nehmen von den Gesprächen mit, dass unser Know-how gebraucht wird und dass man gerne von uns lernt“, sagt Stadtrat Hanke.
Voneinander lernen wollen Wien und Warschau auch im Bereich der Wasserstoff-Busse. Die erst kürzlich von den Wiener Linien erworbenen E-Busse eignen sich auf steileren und längeren Strecken nämlich nicht besonders gut, weshalb die Städte ihre Erfahrungen mit Wasserstoff untereinander austauschten wollen.
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Und der Bär? Der stand Stunden später noch immer in der Innenstadt. Dieses Mal wurde er aber mit eigenen Augen und ganz ohne Kameras geortet.
Die Reise nach Polen fand auf Einladung der Stadt Wien statt.
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