Universiät Wien stuft 33 Ehrungen als „problematisch“ ein

Universiät Wien stuft 33 Ehrungen als „problematisch“ ein
Weitere 56 Ehrungen gelten nun als "diskussionswürdig". Aberkannt werden die Auszeichnungen aber nicht.

Die Universität Wien hat sich selbst überprüft. Genauer gesagt ihre Ehrungspraxis, also wen sie bisher geehrt hat. Dafür hat ein Team unter der Leitung von Zeithistoriker Oliver Rathkolb alle 1.577 Ehrungen, die die Uni seit 1865 vergeben hat, untersucht. Mit dem Ziel, kritische Aspekte aufzuarbeiten, zu benennen und sichtbar zu machen.

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28 Personen beziehungsweise 33 Ehrungen – manche Personen wurden mehrfach geehrt – wurden dabei als „problematisch“ eingestuft, sagt Herbert Posch, Leiter des Forums „Zeitgeschichte Wien“. Dabei handelt es sich um Personen, die in der Öffentlichkeit durch antisemitische, rassistische oder faschistische Handlungen hervorgetreten sind oder Vorurteile in Richtung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit geäußert haben. Darunter fallen unter anderem der Nobelpreisträger Konrad Lorenz, der Schriftsteller Nichifor Crainic oder der Mediziner Theodor Billroth.

56 Ehrungen sind "diskussionswürdig"

Viele der Personen, deren Ehrungen nun als „problematisch“ gelten, waren in irgendeiner Weise in den Nationalsozialismus involviert und sind – zum Großteil – trotz ihrer NS-Vergangenheit nach 1945 ausgezeichnet worden.

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Weiters wurden 39 Personen bzw. 56 Ehrungen als „diskussionswürdig“ eingestuft. In diese Kategorie fallen Personen, die eher formal Ideologien oder Funktionäre unterstützt haben, die unter die oben genannten Kategorien fallen, so Posch. Damit sind unter anderem einfache NSDAP-Mitglieder gemeint.

Kontextualisierung

Aberkennungen von Ehrungen – wie es andernorts geschieht – werden von der Uni nicht vorgenommen. „Geschichte kann man nie abschaffen. Zurück geht es im Leben nicht“, sagt der Rektor Sebastian Schütze. Stattdessen müsse das Geschehene immer wieder neu kontextualisiert werden. „Das, was wir hier präsentieren, ist nicht in Stein gemeißelt. Das kann sich wieder ändern“, sagt er.

Einsehen kann man die Ergebnisse auf der Website „650 plus/Geschichte der Universität Wien“. Bei den Namenseinträgen der betroffenen Personen wird auf die „problematische“ oder „diskussionswürdige“ Ehrung hingewiesen.

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