Uni bleibt besetzt: Lehrende und Mitarbeiter solidarisieren sich
Tag 20 der Besetzung des Hörsaals C1 in der Uni Wien. Am Montag lud man zu einer Pressekonferenz, bei der nicht nur die Besetzer von "Erde brennt" dabei waren. Auch Lehrende und Mitarbeiter aus verschiedenen Instituten und die neu gegründete Initiative "Schule brennt" äußersten ihren Frust über die derzeitige Situation im Bildungssystem.
Schule ohne Noten
Eine Sprecherin von "Schule brennt" sagte, es wäre jetzt die Zeit für die Gesamtschule ohne Noten und forderte einen Generalstreik. Solidarisch mit den Besetzern zeigten sich auch Personal aus dem Institut für Soziologie, Professor Franz Essl, vom Institut für Botanik, sowie Sebastian Kugler, Vertreter der wissenschaftlichen Mitarbeiter der Universität. "80 Prozent der Universitätsmitarbeiter haben ein befristetes Arbeitsverhältnis, das nach acht Jahren enden muss. Danach haben sie an den jeweiligen Instituten ein de facto Berufsverbot. Das muss sich ändern", sagt Kugler. Konkret geht es um eine gesetzliche Neuerung, wonach befristete Verträge nach höchstens acht Jahren in eine unbefristete Anstellung übergehen müssen. Das passiert aber so gut wie nie, beklagen die wissenschaftlichen Mitarbeiter.
Das Rektorat ist aber offenbar wenig begeistert von den Forderungen. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter hatten zu einer Vollversammlung geladen und dafür das Audimax reserviert. "Kurz vorher wurde uns dann aber abgesagt mit der Begründung, dass man Angst vor einer Besetzung habe", sagt Kugler.
§ 109 UG sieht für den wissenschaftlichen und künstlerischen Bereich eine Höchstbefristungsdauer von acht Jahren nach maximal zweimaliger Verlängerung bzw. zweimaliger Befristung vor. Diese Zeitspanne wird nun auf die gesamte Lebenszeit gerechnet. Wobei sich diese Regelung immer nur auf das Beschäftigungsverhältnis an einer bestimmten Universität bezieht.
Daher werden Beschäftigungszeiten an anderen Universitäten, Hochschulen oder Forschungseinrichtungen in diese Frist auch nicht eingerechnet. Das gilt auch für Ausbildungszeiten vor Abschluss des Doktoratsstudiums – also etwa die sog. Praedoc-Phase. Auch Zeiten, in denen man beispielsweise als Studienassistentin bzw. Studienassistent gearbeitet hat sowie Ausbildungszeiten von Ärztinnen und Ärzten (Basisausbildungen, Lehrpraxen, Turnus- und fachärztliche Ausbildungen) bleiben außen vor.
Die Höchstbefristung von acht Jahren gilt auch für Lehrbeauftragte (= acht Studienjahre) und für Mitarbeiter/innen, die im Rahmen von Drittmittelprojekten finanziert an der betroffenen Universität werden. Allerdings gibt es für sie Übergangsfristen.
Räumung könnte jederzeit erfolgen
Die "Erde brennt"-Besetzer und die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) haben derweil schon Forderungen ausgearbeitet. Studierende sollen etwa bei der Erstellung des Curriculums einbezogen werden und der Zugang zur Universität soll für alle möglich sein. Nur 22 Prozent der Kinder aus Arbeiter-Familien, können studieren. Das liege vor allem an den Teuerungen und daran, dass zum Beispiel Vorbereitungskurse für bestimmte Studiengänge teuer seien. Die soziale Krise sei untrennbar mit der Klimakrise verbunden. "Uns geht es nicht nur darum, dass die Uni auf Energiesparlampen umsteigt. Es braucht einen Systemwechsel. Die Kommunikation mit dem Rektorat hat am Anfang gut funktioniert, wird aber leider immer schlechter. Wir wissen nicht, ob oder wann wir geräumt werden. Das kann jederzeit passieren", sagt Bruno Sanzenbacher von "Erde brennt".
Wann und ob geräumt werden soll, kommentiert auch die Uni Wien nicht. Auf KURIER-Anfrage hieß es in der vergangenen Woche, dass es immer mehr Studierende gäbe, die in den Hörsaal zurück wollen. Und weiter: "Das Rektorat hat auch dafür zu sorgen, dass Studierende – insbesondere nach zwei Jahren Coronapandemie – am Lehrbetrieb vor Ort teilnehmen können. Es wird angestrebt, zeitnah einen uneingeschränkten Universitätsbetrieb wiederherzustellen." Nach wie vor sei es das Ziel der Uni Wien, dass die Aktion konstruktiv und im Dialog – in anderer Form als der einer Besetzung – fortgeführt werden könne.
An anderen Universitäten, wie an der Boku und an der Uni Salzburg zeigten man sich verständnisvoller. Bei der Besetzung der Boku in der vergangenen Woche, lud das Rektorat die Besetzer nach drei Tagen zum Gespräch ein, das sehr konstruktiv gewesen sei. In Salzburg sind die "erde brennt"-Aktivisten zuversichtlich, dass das Rektorat den eingebrachten Forderungskatalog unterschreiben wird.
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