Schließlich erfüllt die Nachtgastronomie in Wien nicht nur kulturell, sondern auch wirtschaftlich eine wichtige Rolle. 4.300 Unternehmen mit 24.000 Beschäftigten erwirtschaften einen Jahresumsatz von einer Milliarde Euro – Tendenz steigend, ergab eine Studie der Wirtschaftskammer.
Servicestelle für fünf Jahre finanziert
Nun wird aus der dem Pilotprojekt eine dauerhafte Einrichtung: Die Servicestelle vorerst für fünf Jahre eingerichtet. 1,5 Millionen Euro stellen die Geschäftsgruppen Wirtschaft, Kultur und Jugend dafür zur Verfügung. Die Ausschreibung soll noch vor Weihnachten erfolgen, sagt Neos-Wirtschaftssprecher Markus Ornig, der das Projekt seit Langem fördert.
Angesiedelt wird die VCC künftig in der Wirtschaftsagentur. „Sehr gut“, findet das Reiter, „denn dort gibt es diese Schnittstellenkompetenz zwischen Kultur und Wirtschaft bereits“.
Trotz der intensiven Krisenhilfe kann das künftige Team auch an anderer Stelle auf breiter Vorarbeit des Pilotteams aufsetzen. So wurde jede Menge Informationsmaterial erstellt und eine Bedarfserhebung in der Szene durchgeführt.
Lärm-Problem
Das größte Problem: Lärm. Hier sieht Reiter auch die Clubs in der Verantwortung; vermeintlich einfache zwischenmenschliche Dinge wie mit den Anrainern zu reden, seien nicht für alle selbstverständlich. „Aber um Lösungen zu finden, muss ich wissen, was los ist und mit meiner Umgebung in einem Diskurs bleiben.“ Sofern die Anrainer Interesse daran haben.
Umgekehrt soll aber auch das „Agent of change“-Prinzip diskutiert werden. Diese in Großbritannien verankerte Regel verpflichtet Bauträger dazu, von vornherein für entsprechenden Lärmschutz zu sorgen, wenn sie in der Nähe bestehender Bars oder Clubs Wohnbauten errichten.
Für ein sicheres Nachtleben
Ein weiteres großes Thema ist „safer nightlife“ – etwa der Schutz vor sexueller Belästigung. In Graz gibt es seit 2019 die Kampagne „Ist Luisa da?“, ein Codesatz, mit dem sich Frauen an das Personal wenden können, um diskret Hilfe in unangenehmen Situationen zu bekommen. In Wien gebe es vonseiten der Stadt zwar „Ansätze, etwas zu tun, die mangels Schnittstelle aber noch nicht so in die Szene hineingewirkt haben“, sagt Reiter. Ein klassisches Thema für eine Club Commission.
Und es gibt noch genügend weitere Ansatzpunkte, etwa die Vermittlung niederschwellig zugänglicher Orte zum Feiern im Freien. Auch das ein Thema, das in Wien während der Pandemie akut wurde – Stichwort Karlsplatz oder Maria-Theresien-Platz.
Letztlich stellt sich für Reiter generell die Frage, wie wir künftig in Clubs gehen werden. „Aus heutiger Sicht wird uns das Virus nie mehr verlassen. Ich vermute, dass man ungetestet nie mehr reinkommt. Und damit müssen auch die Clubs selbst umgehen lernen.“
Das heißt auch: Viel Arbeit für die neue Club Commission.
Kommentare