UNESCO-Weltkulturerbe: Wien soll auf Roter Liste bleiben

Vienna skyline with St. Stephen's Cathedral roof, Austria
Die Welterbehüter sehen Wiens Welterbe in Gefahr. Besonders ein Projekt lässt die Experten zweifeln.

Bleibt der Welterbestatus Wiens erhalten oder nicht? In dieser Frage, die Beobachter der Causa Heumarkt seit Monaten in Atem hält, wurde nun ein weiteres Kapitel aufgeschlagen. 

Die entscheidende Sitzung der Welterbehüter der UNESCO findet zwar erst von 10. bis 25. September in Riad, der Hauptstadt von Saudi-Arabien statt. Schon jetzt dürfte aber klar sein, dass es für Wien nicht gerade rosig aussieht. In einem Beschlussentwurf, der dem KURIER vorliegt, empfehlen die Experten, dass Wien weiterhin auf der Roten Liste bleibt, denn der Welterbestatus sei nach wie vor in Gefahr.

Stadtbild gefährdet

Hauptsächlich liegt das an den  Plänen rund um die Errichtung eines Hochhauses am  Heumarkt, das laut der UNESCO nicht mit dem Stadtbildschutz vereinbar sei. Für die  Stadt dürfte das neuerliche harte Urteil ein böses Erwachen sein –  im Vorfeld gab man sich betont  zuversichtlich, dass Wien bald nicht mehr auf der Roten Liste aufscheine; der KURIER berichtete.

Der Optimismus begründete sich darin, dass seit der ursprünglichen Kritik der Welterbehüter nicht nur fleißig diskutiert, sondern auch umgeplant wurde.

Eh bemüht, aber

Erst  im Juni  hatte die zuständige Wertinvest neue Pläne vorgestellt, die unter anderem eine 56,5 Meter hohe „Wohnscheibe“, einen Neubau des Hotels Intercontinental mit 47,85 Metern Höhe sowie eine frei zugängliche Stadtterrasse vorsehen. 

Mehr dazu hier: Welterbe: Heumarkt-Projekt fällt bei Experten durch – schon wieder

Man erkenne zwar die Bemühungen an, die negativen Auswirkungen des Heumarkt-Projekts durch Entwurfsänderungen abzumildern, heißt es im UNESCO-Papier dazu, diese seien aber noch immer nicht DSCOR-Konform. Sie würden  also nicht den „erwünschten Erhaltungszustand zur Entfernung einer Stätte von der Liste des gefährdeten Welterbes“ erreichen. Dann werden die Welterbehüter noch deutlicher: Gefordert wird ein überarbeiteter Entwurf mit „deutlich reduzierter Höhe, Grundfläche und Bauform“. 

Auf stadtpolitischer Ebene wird das Urteil der UNESCO  freilich  völlig unterschiedlich bewertet.  ÖVP-Planungssprecherin Elisabeth Olischar (ÖVP) ortet ein „Totalversagen der Stadt“. Markus Figl, Bezirksvorsteher der Inneren Stadt (ebenfalls ÖVP), erwartet sich, „dass die Stadt Wien dieses Thema nicht auf die leichte Schulter nimmt und nicht mehr fahrlässig mit dem Schutz des Weltkulturerbe-Status umgeht“.  

➤ Weiterlesen: Die Vorgeschichte zur Welterbe-Entscheidung

Im  Büro des Wiener Landtagspräsidenten und UNESCO-Beauftragten Ernst Woller (SPÖ) konzentriert man sich hingegen auf die positiven Passagen des Schreibens. Die Anstrengungen der Stadt würden „voll des Lobes“ hervorgehoben, so das Fazit. 

Gute Ansätze

Ganz falsch liegt man damit nicht. Im Papier wird tatsächlich einiges positiv gesehen. Wohlwollend vermerkt die UNESCO etwa, dass der Erhalt des Welterbestatus „in der Wiener Bauordnung, dem wichtigsten planungsrechtlichen Instrument der Stadt Wien,“ verankert wurde. Auch die bevorstehende Denkmalverträglichkeitsprüfung  für das Palais Schwarzenberg wird goutiert, da damit ein besserer rechtlicher Schutz aller historischen Gärten verbunden sei.
Ob dem Vorentwurf Folge geleistet wird, entscheidet sich  Mitte September.

Sollte das der Fall sein, was anzunehmen ist, hat Wien im Februar eine neuerliche Chance, von der Roten Liste zu kommen. Da findet wieder eine UNESCO-Sitzung statt, bis zu der nochmals adaptierte Pläne an das Welterbe-Komitee übermittelt werden sollen.  

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