Überfallserie auf Banken: Pärchen-Bande in Wien festgenommen
Der Öffentlichkeit dürfte der mutmaßliche Bankräuber durch seine "große Nase" in Erinnerung geblieben sein, der Polizei ist der 26-Jährige schon länger bekannt. Der Verdächtige, Marco L., wurde am 15. Dezember in Wien festgenommen. Er soll von 21. November bis 12. Dezember insgesamt fünf Raubüberfälle auf Banken und einen Raub auf eine Tankstelle begangen haben. Dabei ging er immer nach demselben Modus Operandi vor, wie Oberstleutnant Dietmar Berger vom Landeskriminalamt Wien am Dienstag erklärte.
"Geld schnell" stand auf dem Zettel
"Geld schnell" oder "Überfall, Geld her" schrieb der Verdächtige auf einen Zettel und legte ihn den Bankangestellten auf den Tresen. "Durch Zeugenaussagen, die Kleidung des Verdächtigen und dieselbe Vorgangsweise war uns schnell klar, dass die Taten in Zusammenhang stehen", so Berger. Auffallend waren einerseits die schwarzen Hugo-Boss-Handschuhe, andererseits die markante Nase des 26-Jährigen. "Es könnte sein, dass sich der Verdächtige die Nase mal gebrochen hat, auf früheren Fotos sieht der Mann nämlich anders aus", sagte ein Ermittler. Der 26-Jährige soll Thaiboxer sein.
Perplex gewesen
Für die Ermittlungen entscheidend war ein gescheiterter Raubversuch auf eine Bank in der Wiedner Hauptstraße. "Der Bankangestellte war schon einmal Opfer eines Banküberfalls und hat den Hauptverdächtigen direkt angesprochen. Dieser dürfte dadurch so perplex gewesen sein, dass er seine Maske runtergezogen hat und die Bank wieder verlassen hat", schilderte Berger. Diese Zeugenaussage half der Polizei, eine detaillierte Personenbeschreibung anzufertigen.
➤ Mehr lesen: Serienbankräuber? Mann mit "großer Nase" überfiel neuerlich Bank in Wien
Durch Observationen konnte der 26-Jährige schließlich ausgeforscht werden. Vor wenigen Tagen klickten dann die Handschellen für Marco L. sowie drei weiteren Personen, die in die Banküberfälle involviert sein dürften. Es handelte sich dabei um zwei Frauen (jeweils 25 Jahre) und einen Mann (27 Jahre). Bei dem Mann handelt sich um einen mutmaßlichen Beitragstäter, der entweder Schmiere gestanden oder selbst Raubdelikte verüben wollte. "Die Frauen haben das Fluchtauto gelenkt", sagte Berger.
Verdächtige wohnten in Luxushotels
Gewohnt haben die Verdächtigen in Luxushotels. Wie viel vom gestohlenen Geld - es dürfte sich um eine Summe im mittleren fünfstelligen Bereich handeln - noch übrig ist, sei schwer zu sagen, so Berger. Der Hauptverdächtige sei im Drogenmilieu tätig, dort dürfte viel Geld geflossen sein.
Am 15. Dezember erfolgte dann schließlich die Festnahme Johann-Nepomuk-Vogl-Platz in Wien-Währing. "Die Verdächtigen befanden sich zu diesem Zeitpunkt in einem Auto, mit anderen Kennzeichen. Der 26-Jähriger, der das Fahrzeug lenkte, versuchte noch zu flüchten und rammte dabei ein Fahrzeug der Cobra", schilderte Berger. Dabei wurde ein Cobra-Beamter auch verletzt.
Bei der Einvernahme habe sich der Hauptverdächtiger bislang nicht geständig gezeigt, der 27-Jährige hingegen schon. "Er hat den 26-Jährigen voll belastet", so Berger. Im Zuge der Ermittlungen erfuhren die Wiener Kriminalisten auch, dass ihre Kollegen vom niederösterreichischen LKA gegen den 26-Jährigen bereits seit geraumer Zeit wegen Suchtmittelhandels ermittelten und gegen ihn seit einem Jahr eine Festnahmeanordnung bestand.
Der Hauptverdächtige sei brandgefährlich und sehr aggressiv, er habe auch aus dem Arrestwagen flüchten wollen, ergänzte der Oberstleutnant.
Für die Ermittler stellte sich durch die Zusammenarbeit mit den Drogenfahndern des Landeskriminalamtes Niederösterreich rasch heraus, dass der 27-Jährige bereits vor den Raubüberfällen amtsbekannt war. Er soll einem Drogendealer, der in der Justizanstalt Hirtenberg im Bezirk Baden sitzt, geholfen haben, einen Drogenring aufzuziehen.
➤ Mehr lesen: Drogenhandel aus der Gefängniszelle: Elf Jahre Haft für Altbekannten
Drogenhandel aus der Zelle
Von seiner Zelle in der Justizanstalt aus soll der junge Mann einen regen Drogenhandel aufgezogen haben. Zehn Kilo Heroin, vier Kilo Kokain, jeweils ein Kilo Haschisch und Crystal Meth, zusammen im Wert von über 300.000 Euro, seien über Mittelsmänner verkauft worden, lautete damals die Anklage. Der 26-jährige Drahtzieher wurde zu elf Jahren Haft verurteilt, ein Komplize zu drei Jahren und ein anderer zu viereinhalb Jahren.
➤ Mehr zum Thema: Warum Bankräuber als aussterbende Spezies gelten
Zurück zu Marco L., dem mutmaßlichen Serienbankräuber. Der 26-Jährige soll nicht in großem Stil gedealt haben, sondern auch während einer Polizeikontrolle die Fassung verloren haben. Die Beamten waren vergangenen November zu einem Parkplatz in Asten im Bezirk Linz-Land gerufen worden, weil ein Auto mit laufendem Motor abgestellt war. Sie wollten die Dokumente der beiden Insassen - Marco L. und eine 25-jährige Frau - überprüfen. Dabei stellte sich heraus, dass der Pass des Mannes gefälscht war.
➤ Mehr lesen: Drogenhandel aus der Gefängniszelle: Elf Jahre Haft für Altbekannten
Seine Begleiterin, eine 25-Jährige ohne festen Wohnsitz, verwickelte sich im Gespräch mit den Polizisten mehrmals in Widersprüche. Plötzlich trat die Frau aufs Gaspedal und versuchte zu flüchten. Sie fuhr über eine Parkplatzeinfriedung und landete in einem Graben. Die Polizisten holten sie aus dem Auto und nahmen sie fest. Die 25-Jährige wehrte sich dabei so heftig, dass zwei Beamte leicht verletzt wurden.
Verdächtiger lebte als U-Boot
Währenddessen lief der 26-Jährige über die Straße zu einer Tankstelle und bedrohte er einen 30-Jährigen mit einer Faustfeuerwaffe. Er zwang ihn, ihm sein Auto zu überlassen. Mit dem geraubten Fahrzeug ergriff er schließlich die Flucht.
➤ Mehr lesen: Bewaffneter Drogendealer raubte während Polizeikontrolle Fluchtauto in OÖ
Im Auto, mit dem die beiden Verdächtigen anfangs unterwegs gewesen waren, wurden Drogen gefunden. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie mit ihrer Kontrolle einen Suchtgiftdeal gestört haben. Seitdem lebte der 26-Jährige Mann als U-Boot - bis zum 15. Dezember.
Kommentare