Türkische Kulturgemeinde fordert Ende der Hetze
Nach der Aufregung rund um den Auftritt des UETD- Vorstandsvorsitzenden Abdurrahman Karayazili in der ZIB24 am 25. Juli fordert die Türkische Kulturgemeinde in Österreich (TKG) „alle Menschen aus der Türkei“ dazu auf, sich von der massiven Hetze gegen ORF-Moderatorin Lisa Gadenstätter zu distanzieren und "die Täter mit schärfsten Sanktionen" strafrechtlich zu verfolgen.
Erdogan will jüdische Auszeichnung zurückgeben
Zur Vorgeschichte: "Was Israel Palästina und Gaza angetan hat, geht über das hinaus, was Hitler den Juden angetan hat", lautete das umstrittene Zitat des türkischen Premiers Recep Tayyip Erdogan. Am heutigen Mittwoch kündigte Erdogan an, eine ihm 2004 verliehene Auszeichnung des American Jewish Congress (AJC) zurückzugeben. Die jüdische Gruppe hatte die Rückgabe gefordert (mehr dazu lesen Sie unten).
Karayazili verließ Studio
Der Eklat im ORF-Studio am vergangenen Freitag entstand, als Gadenstätter Karayazili mehrmals fragte, ob Karayazili er sich von dieser Aussage distanziere. Dieser drückte sich daraufhin um eine klare Antwort und verließ schließlich das Studio, als Gadenstätter ihn auf ein simples "ja" oder "nein" festnageln wollte. Bereits kurz nach der Sendung sah sich die Moderatorin mit massiven Angriffen auf Facebook konfrontiert.
"Beschämend und traurig"
Auch die UETD, die mit einem Aufruf zum ORF-Protest maßgeblich zu dem "Shitstorm" beigetragen hatte, wird von der Türkischen Kulturgemeinde aufgefordert, sich zu distanzieren. "Es ist kein Kampf, es geht im Gegenteil darum, dass wir in Österreich nicht mit Feuer auf die bereits brennenden Zustände losgehen, sondern durch Empathie unsere Gedanken, Schmerzen und Gefühle zum Ausdruck bringen. Hier müssen alle Ansprechpartner sich gegenseitig respektieren und in aller Ruhe eine friedliche Diskussion führen", so TKG-Generalsekretärin Melissa Günes.
Die Hasspostings, die in Folge der Sendung auf der Facebook-Seite von Karayazili, der UETD-Seite, einer Protestseite gegen die Sendung und einer Fanseite von Lisa Gadenstätter auftauchten, seien für die TKG "beschämend und traurig" und würden von der Kulturgemeinde "scharf verurteilt".
Keinesfalls solle laut Günes die Krise im Nahen Osten nach Österreich gebracht werden, "sondern auf zivilisierte Art und Weise versucht werden, auch anders denkende Menschen ohne Hass und Vorurteil zu überzeugen." Facebook-Seiteninhaber egal welcher Religion seien dazu aufgefordert, Hasspostings sofort zu löschen und User vor solchen Tiraden zu warnen.
Kritik richtet die TKG auch gegen die ÖVP und SPÖ Wien, denn durch ihre Wirtschaftsvereine sei das aggressive, gegen Andersdenkende gerichtete, Gedankengut großer türkischer Parteien stark vertreten.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat angekündigt, eine ihm 2004 verliehene Auszeichnung des American Jewish Congress (AJC) zurückzugeben. Die jüdische Gruppe hatte die Rückgabe verlangt, nachdem Erdogan scharfe Kritik an Israel wegen des Gazakonflikts geäußert hatte.
Wie die israelische Zeitung Haaretz unter Berufung auf die Nachrichtenagentur AP weiter berichtete, schrieb der türkische Botschafter in den USA, Serdar Kilic, im Namen Erdogans einen Brief an AJC-Präsident Jack Rosen. Darin heißt es, Erdogan gebe den Preis mit Freude zurück wegen Israels Vorgehen im Gazastreifen und der "bedauernswerten Haltung der gegenwärtigen Führung des AJC angesichts der jüngsten Angriffe auf unschuldige Zivilisten in Gaza".
Offener Brief von Rosen
Rosen hatte vorige Woche den türkischen Premier in einem offenen Brief als den "wahrscheinlich virulentesten anti-israelischen Führungspolitiker in der Welt" bezeichnet. Erdogan sei 2004 der Preis für seinen persönlichen Mut ("Profile of Courage award") wegen seines Engagements für eine Friedenslösung im Nahen Osten und für den Schutz von Juden in der Türkei verliehen worden.
Erdogan, der sich um das türkische Präsidentenamt bewirbt, hatte Israel wegen des Vorgehens im Gazastreifen unter anderem des Völkermordes beschuldigt und mit dem Hitler-Regime verglichen.
Ich habe überhaupt nichts Origninelles gemacht", sagt AMS-Vorstand Johannes Kopf. Er freue sich riesig über das Echo, das seine Solidaritätsaktion für ORF-Moderatorin Lisa Gadenstätter auf der Social Media Plattform Twitter ausgelöst hat. "Ich scheine da einfach ausgesprochen zu haben, was so viele denken: Solche Hasstiraden gehen nicht in diesem Land. Frau Gadenstätter macht eine hervorragende Sendung. Die Art und Weise, in der jetzt mit ihr umgegangen wird, ist vollkommen inakzeptabel." Seit seinem Aufruf, den Shitstorm mit einem "Blumenregen" zu beantworten, seien "unzählige total liebe Kommentare" gepostet worden.
Ein Bild, das jeder versteht
Und warum gerade #Flowerrain? Kopf: "Ich war schon lange der Meinung, es bräuchte ein Gegemodell zu 'Shitstorm'. Vor ein paar Monaten habe ich 'Flowerrain' vorgeschlagen, weil das ein Bild ist, das sofort jeder versteht. Es ist schön zu sehen, wie das funktioniert. Aber am schönsten wäre es natürlich, wir bräuchten so etwas nie wieder."
Lisa Gadenstätter selber ist übrigens nicht auf Twitter vertreten. "Aber ich bin sicher, sie hat das inzwischen schon mitbekommen."
Spätestens jetzt.
#Flowerrain
Vor zehn Jahren wurde in Deutschland die "Union of European Turkish Democrats" (UETD) gegründet. Ziele sind laut Homepage die "Fokussierung auf die Probleme der Türken in Europa" und "Politische Öffentlichkeitsarbeit". Zwei Jahre später folgte die UETD Austria, inzwischen ist man auch in Frankreich, Holland, Belgien, Finnland, Großbritannien, Luxemburg, Schweden, Schweiz und Ungarn vertreten. Von sich reden machte die UETD u. a. mit ihrer Einladung des türkischen Premiers Erdogan nach Wien Ende Juni. Außerdem war der Verein für die Gaza-Demonstrationen in Wien verantwortlich.
Die UETD versucht, sich unabhängig zu positionieren, aber die Nähe zur Partei des türkischen Premiers Recep Tayyip Erdogan, AKP, ist unübersehbar. Nicht nur dass Erdogan zur Zehn-Jahres-Feier erst zur UETD Deutschland und anschließend zur UETD Austria gleich zweimal anreiste, an der Generalversammlung von UETD Austria im März hat der für Auslandstürken zuständige AKP-Abgeordnete Metin Külünk teilgenommen. Regelmäßige Besucher sind Abgeordnete und Minister der AK-Partei.
Auch wenn die UETD sich offiziell vor allem um "die Stärkung der Teilnahme am politischen sozialen und kulturellen Leben in Europa" bemüht, kämpft sie um die Doppelstaatsbürgerschaft und ruft auf Twitter Türken in Deutschland dazu auf, sich für die Präsidentenwahlen in der Türkei zu akkreditieren.
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