Aufgeheizte Stimmung bei Demonstrationen

Die Aktivisten bewegen sich vom Westbahnhof über die Mariahilferstraße zum Heldenplatz.
11.000 Teilnehmer in Wien / eine Festnahme, fünf Rettungseinsätze

Intifada,Intifada“, hallte es durch die Gassen. Die Rufe erschallten nicht in Gaza, sondern auf der Wiener Kaiserstraße. Vereinzelt wurden auch Flaggen der Hamas geschwenkt, sogar Kinder waren mit deren grünen Stirnbändern geschmückt. Und es wurden Schilder mit „Nazis Israel“ hochgehalten.
11.000 Demonstranten zogen am Sonntag vom Westbahnhof zum Heldenplatz. Trotz der teils gespenstischen Rufe blieb die Demo friedlich. Die Mehrheit waren Türken, teilweise waren ganze Familien trotz Hitze und Ramadans zu dem Protest gekommen. Sie trugen weiße T-shirts und riefen „Kindermörder Israel“ und „Allahu akhbar“, immer wieder folgten gellende Pfeifkonzerte.

Bereits im Vorfeld wurde Stimmung gemacht. FPÖ und Kronenzeitung schrieben von „antisemitischen Protesten“, die Veranstalter distanzierten sich allerdings von derartigem Gedankengut. Doch so ganz geheuer war der türkischen Organisation UETD die Sache dann doch nicht – via Facebook wurde gewarnt, dass Provokateure die Demo unterwandern wollen.

Doch Festnahme gab es nur eine einzige und die betraf die Gegenseite: Eine Israel-Verfechterin provozierte so lange die Teilnehmer, bis sie von der Polizei abgeführt wurde. Auch am Heldenplatz gab es Störversuche gegen die Demo. Problem war eher die Hitze, mehrere (durch das Fasten im Ramadan geschwächte) Aktivisten mussten versorgt werden.
Bilder wie in Paris, wo es bei so einer Demo zu heftigen Randalen kam und Autos angezündet wurde, gab es nicht. Im Gegenteil: „Ich war bei vielen Demos, aber das ist die erste, bei der nachher kein Putztrupp ausrücken muss. Kein einziges Stück Müll oder eine Dose blieb zurück“, meinte ein Polizist anerkennend.

Den Hamas-Aktivisten wurde in der Schlussrede nahegelegt, nachhause zu gehen. Vom türkischen Präsidenten Erdogan, der Israel mit den Nazis verglichen hatte, gab es hingegen keine Distanzierung. „Wir sind Österreicher und wir lieben dieses Land“, hieß es. „Aber Präsident Fischer und Außenminister Sebastian Kurz sind mitschuldig an der Lage in Palästina, weil sie schweigen.“
Danach gingen die 11.000 Aktivisten friedlich auseinander.

Bilder von der Demo in Wien

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