Trotz steigender Passagierzahlen geht Anzahl der Flüge zurück

Erich Valentin sieht Verbesserungen beim Fluglärm. Betroffene Anrainer sagen, nichts habe sich geändert.
SP-Politiker Erich Valentin freut sich über "weniger Fluglärm". Initiativen reagieren verwundert.

Mit einer Jubelmeldung trat der Wiener SPÖ-Umweltsprecher Erich Valentin am Freitag vor Journalisten: In Wien habe sich die Fluglärm-Situation nachhaltig verbessert. Trotz steigender Passagierzahlen nahmen die Flugbewegungen 2013 um 5,5 Prozent (im Vergleich zu 2012) ab. Zudem seien die Beschwerden zurückgegangen. Bei Bürgerinitiativen teilt man Valentins Euphorie allerdings nicht.

Erst am Donnerstag vermeldete die Flughafen Wien AG einen Passagierzuwachs von 2,9 Prozent im ersten Halbjahr (insgesamt 10.543.235 Personen). Den Rückgang der Flugbewegungen erklärt Valentin mit dem Einsatz größerer Maschinen und mit der immer besseren Auslastung. Zudem würden begleitende Maßnahmen, wie das Nachtflugverbot von 21 bis 7 Uhr, Früchte tragen.

Zwei Maßnahmen, die das Wiener Stadtgebiet noch mehr entlasten sollen, sind noch in Vorbereitung: Zum einen evaluieren Austro Control und Flughafen ab Sommer in Kooperation mit AUA und Niki die Auswirkungen des gekurvten Anfluges (Curved Approach) auf die Piste 16 – das könnte in erster Linie für Essling Vorteile bringen.

Widerstand aus NÖ

Zum anderen wird zurzeit geprüft, welche Jets die technischen Voraussetzungen besitzen, um den Abflug über die "Borealis-Route" zu schaffen. Wie berichtet, sollen kleine bis mittelgroße Maschinen nach dem Abheben eine scharfe Rechtskurve fliegen, um Liesing, Hietzing, Penzing und Favoriten zu entlasten.

Da die Flugroute aber östlich am Chemiekonzern Borealis und an der OMV-Raffinerie vorbeiführen würde, wird sie auf nö. Seite abgelehnt. Schwechats Bürgermeister Gerhard Frauenberger (SP) verweist etwa auf ein erhöhtes Unfallrisiko bei Starts und Landungen und sagt im Hinblick auf die riesigen Tanks auf dem Firmenareal: "Ich könnte das mit meinem Gewissen nicht vereinbaren."

Valentin hofft dennoch, dass man sich mit Niederösterreich auf die Route einigen wird.

Bei den Bürgerinitiativen sieht man indes keine große Verbesserung. "Rechnerisch mögen die Flugbewegungen abgenommen haben, aber dafür sind die Flieger größer und damit lauter", meint etwa Herbert Hofmann von der Liste "Stopp Fluglärm Wien-Südwest". Und Johann Hinteregger von der "Initiative Lärmschutz Laaerberg" sagt: "Warum soll ich mich noch beschweren? Da kriegt man ohnehin immer dieselben Standard-Antworten."

Für Aufregung sorgt zurzeit auch die Überlegung von Verkehrsministerin Doris Bures (SP), die bei Fluglinien unbeliebte Ticket-Steuer wieder abzuschaffen.

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