Tierschutz: Die Zirkustiere vom Margaretengürtel
„Es gibt kaum einen besseren Standort für uns, hier werden wir gesehen“, sagt der 23-jährige Marvin Spindler. Er ist Jongleur und Clown des Zirkus Safari. Sein bereits verstorbener Großvater gründete den Zirkus in Berlin. Durch Österreich touren sie schon seit 20 Jahren.
Über den perfekten Standort lässt sich aber streiten, denn der Verein gegen Tierfabrik prangert die Lage an: „Vergangenes Jahr waren sie am Verteilerkreis, jetzt am Margaretengürtel“, sagt Heidi La Croix, Kampagnenleiterin des Vereins. Der Zirkus hält Pferde, Kamele, Ponys, Ziegen und Esel. Derzeit stehen die Tiere im Gehege neben dem McDonald’s-Parkplatz. Fünfmal die Woche gibt es eine zweistündige Vorführung im Zelt.
Der konkrete Vorwurf: 15 Fahrbahnen treffen hier aufeinander, die Lautstärke des Verkehrslärms sei zu hoch, das Gehege nicht sicher. „Kein Applaus für Tierquälerei“, fordert der Verein, der bereits vier Mal erfolglos den Zirkus angezeigt hat. Einmal wegen der Unterbringung. Ein andermal wegen zu hoher Überlastung der Tiere, während der Show. In einer aktuellen Petition fordern die Tierschützer ein Ende der Zirkustiere. „Wir kennen die Tiere beim Namen: Das ist Magnum, das ist Jahal“, entgegnet Spindler den Vorwürfen, während er durch das Pferde-Gehege führt. Die Unterbringung sei größer, als die Bestimmung verlangt: Anstatt 9, 12 Quadratmeter. Und es wirkt vor Ort ruhiger als erwartet.
Die Chefin des Veterinäramts (MA 60) Ruth Jily stellt im Gespräch mit dem KURIER klar, dass die Genehmigung für den Zirkus an sich, die MA 36 (Veranstaltungswesen) ausstelle. „Sie kontrollieren die Örtlichkeiten und Fluchtwege. Und in Bezug auf die Tiere wendet man sich an uns“, sagt sie. Die MA 60 stützt sich auf das Bundestierschutzgesetz mit der ersten und zweiten Tierhaltungsverordnung und die Zirkusverordnung. „Das Thema Lärm sei dabei nicht geregelt“, heißt es. Die MA 60 kontrolliere die Tierhaltung wöchentlich.
Für die Tierschutz-Austria-Präsidentin, Madeleine Petrovic, sei die Gesamtsituation ausschlaggebend. Das Tierschutzgesetz verbiete alles, was dem Tier Schmerzen zufügen könnte. Nicht Geräusche an sich, sondern die Wechselgeräusche können durchaus belastend sein: „Wie oft fährt die Polizei oder die Rettung vorbei?“, fragt sie. „Es gehe um Arbeitsplätze, wie auch bei den Fiaker-Fahrern“, meint sie. Als Alternative schlägt sie den Umzug von der Stadt in den Grünraum vor, wie Schönbrunn. Oder könne man nicht ganz auf Tiere im Zirkus verzichten? Etwa, wie beim Cirque de Soleil.
„Nein“, meint dazu Spindler. Er sei mit den Tieren aufgewachsen. Die Zuschauer wollen Tiere sehen. „Die Pferde haben das Areal mit Schatten bekommen, während wir mit unseren Wohnwagen auf der anderen Zeltseite ohne Schatten leben“, sagt er. Man kümmere sich liebevoll , meint er.
"Vorschriften reichen"
Muss man also das Gesetz adaptieren, das Thema Lärm für die Zirkustiere regeln? Aus juristischer Sicht meint dazu Regina Binder vom Institut für Tierschutzwissenschaften der Vetmeduni: „Prinzipiell reichen die bestehenden Vorschriften für den Zirkus. Ich denke, wenn man sie richtig auslegt, wäre dieser Standort nicht möglich gewesen. Bei einem Gesetz ist vieles auch Interpretations- und Ermessenssache“. Die Tierschutzombudsstelle möchte aktiv werden: Sie wird sich beim Tierschutzrat, dem Beratergremium des Tierschutzministers Johannes Rauch (Grüne) dafür einsetzen, dass genau verändert wird.
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