Taxler zeigte Staatsanwältin, wie er Räuber erschoss

Lokalaugenschein, Taxiüberfall, Wien 22.,
Mittwochnachmittag schilderte der Taxilenker, was sich in der Nacht auf den 5. Juni abspielte.

Notwehr oder Selbstjustiz? Diese Frage stellen sich die Ermittler im Fall des Taxifahrers, der den Räuber erschossen hat. Wie berichtet, hat am 5. Juni am Ende der Fahrt der Fahrgast den Chauffeur mit einem Messer bedroht. Der Lenker soll daraufhin zu seiner Pistole gegriffen und auf den Räuber geschossen haben. Der Schuss traf den 21-jährigen Pakistani tödlich. Gegen den 59-jährigen Taxifahrer wird laut dessen Anwalt wegen Mordverdachts ermittelt.

Nachgestellt

Um den Ablauf des Vorfalls genau nachvollziehen zu können, traf Mittwochnachmittag eine rund 15-köpfige Kommission am Tatort an der Ecke zum Stadlauer Friedhof in Donaustadt zusammen. Im Beisein von Richterin, Staatsanwältin und eines Schießsachverständigen erklärte Günther W., wie es zu dem tödlichen Schuss kam.

Kurz vor Mitternacht stieg der 21-Jährige in der Ausstellungsstraße in Leopoldstadt in den Wagen des Taxifahrers. Als der Chauffeur am Ende der Fahrt in der Gemeindeaugasse 25 abkassieren wollte, soll der Pakistani ihn von der Rückbank aus in den Schwitzkasten genommen und ihm ein Messer an den Hals gesetzt haben.

Taxifahrer Günther W. griff in das Seitenfach der Wagentür, holte seine Pistole hervor und soll über die Schulter nach hinten auf den Räuber geschossen haben. Der Täter stieg aus dem Fahrzeug und rannte davon.

Spezielle Munition

Die Munition mit der geschossen wurde, sei „aus Plastik und speziell konstruiert“, sagt Anwalt Nikolaus Rast. Beim Aufprall „sollte sie zerbröseln“. Das tat sie aber nicht.

Der 21-Jährige brach 30 Meter vom Taxi entfernt in der Brust getroffen zusammen. Günther W. stieg ebenfalls aus seinem Taxi aus und gab „zwei Warnschüsse in die Luft ab“, sagt Rast. „Er wollte, dass jemand aus den anliegenden Häusern darauf aufmerksam wird, was gerade passiert ist“, erklärt der Anwalt.

Für ihn ist dieser Fall das „klassische Schulbeispiel für Notwehr“. Er rechnet damit, dass das Verfahren gegen Günther W. eingestellt wird.

Der Taxifahrer selbst war nach der Tatrekonstruktion nicht für ein Interview bereit. „Es ist ihm extrem schwergefallen, den Vorfall zu schildern“, erklärt sein Anwalt. Der Lenker befindet sich in psychologischer Behandlung.

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