Das sagt auch Tarafa Baghajati, Obmann der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen (IMÖ), der ebenfalls aus Syrien stammt.
„Bei mir haben sich Studienkollegen gemeldet, die ich seit 1985 nicht mehr getroffen habe“, erzählt er. Sie hätten heimlich auf Facebook sein Leben mitverfolgt, hätten sich aber nicht getraut, ihn, einen Gegner des Regimes, offiziell zu befreunden. „Schon ein Like war ein lebensgefährlicher Akt“.
Jetzt sei eine unglaubliche Freude in der syrischen Community spürbar, so Baghajati, gemischt mit dem Gefühl, aus einem Traum aufzuwachen und nicht zu wissen, was gerade passiert. „54 Jahre lang war Syrien schlimmster Tyrannei ausgesetzt. Die gesamte Bevölkerung war in physischer und psychischer Geiselhaft.“
Feiern auf der Straße
Dass Zehntausende Syrer auf Österreichs Straßen feierten, ist darum nachvollziehbar, sorgte aber auch für Kritik, weil eine Pro-FPÖ-Demo eine Woche zuvor untersagt worden war.
Laut Polizei sei die Versammlung am Sonntag aber zeitgerecht angemeldet worden. Die Solidarität mit den Rebellen, die man eigentlich in der geplanten Demo zeigen wollte, artete nach dem Regime-Fall dann in eine Feier aus.
Nach der ersten Freude folgt aber zwangsläufig die Sorge um die Zukunft. Sowohl Baghajati als auch Khir Alanam blicken in diese aber optimistisch.
„Die meisten sind keine ausländischen Kämpfer, wurden nicht ideologisiert, sondern sind gekommen, um ihr Land zurückzuerobern“, sagt Baghajati. Man müsse allerdings aufpassen, dass nicht die „gleichen Fehler wie beim Arabischen Frühling“ gemacht werden. Sprich: Der Machtapparat, Geheimdienst und Militär, müssten glaubhaft reformiert wird. Das hofft auch Khir Alanam: „Die Syrer wollen keinen Fluch gegen einen anderen Fluch austauschen.“
Über Abschiebungen zu sprechen, finden beide „zu früh, zu populistisch und kein gutes Zeichen an jene Syrer, die hier bestens integriert sind.“
„Wichtiger wäre es jetzt, Syrien zu helfen, wieder ein sicheres offenes Land zu werden“, sagt Baghajati. „Damit sich die Fluchtbewegungen nicht wiederholen.“
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