Bim-Entführer war ehemaliger "Bruchpilot" bei den Wiener Linien

Bim-Entführer war ehemaliger "Bruchpilot" bei den Wiener Linien
Der 36-Jährige wurde nach Unfällen entlassen und wollte nach Jahren wieder fahren.

Bereits einen Tag, nachdem er eine Straßenbahn in Liesing gestohlen hatte, hat die Polizei den Verdächtigen gefasst. Er ist ein Ex-Mitarbeiter der Wiener Linien, bestätigt man dort. Der 36-jährige Mann gestand nach anfänglichem Leugnen bei seiner Einvernahme die Tat, heißt es bei der Polizei.

Der Mann hat vor mehreren Jahren das Unternehmen verlassen müssen. Zuvor war er Straßenbahnfahrer. Er wurde gekündigt, weil er sich wiederholt Fehlverhalten habe zuschulden kommen lassen. So sei er in Unfällen verwickelt gewesen. "Er war nicht gerade der Geschickteste", sagt ein Sprecher der Wiener Linien zum KURIER.

Bei seinem unfreiwilligen Abgang von den Wiener Linien habe er jedenfalls seinen Aktivierungsschlüssel retourniert, heißt es bei den Verkehrsbetrieben. Er ist sowohl für die Inbetriebnahme als auch für das Versperrender Straßenbahn-Garnitur erforderlich.

Motiv unklar

Wie er sich am vergangenen Samstag Zugang zur Bim verschaffen konnte, ist noch unklar. Theoretisch könnte er den Schlüssel vor seinem Rausschmiss nachmachen haben lassen. Dies sei laut Polizei derzeit aber noch Spekulation. Jedenfalls habe er am Samstag einen derartigen Schlüssel besessen. "Es wurde einer von uns sichergestellt", bestätigt Polizeisprecherin Irina Steirer. Der 36-Jährige habe keine Angaben gemacht, wie er an den Schlüssel gekommen ist.

Durch eine Personenbeschreibung kam die Polizei dem Mann auf die Spur. Aus Rache habe er nicht gehandelt, ein wirkliches Motiv konnte der 36-Jährige den Ermittlern nicht nennen. In der Einvernahme gab er vielmehr an, "nicht nachgedacht zu haben", heißt es bei der Polizei.
Den Diebstahl der Bim der Linie 60 verübte er am Samstagvormittag bei der Endstation Rodaun. Als er gesehen habe, dass der Fahrer im Stationsgebäude aufs Klo gegangen war, sei er einfach losgefahren, sagte der Dieb den Polizisten.

"Sonderfahrt"

In der ersten Station – der Kaiser-Franz-Josef-Straße – habe er laut Polizei zwar angehalten, die Fahrgäste jedoch gebeten, nicht einzusteigen. "Er hat angegeben, dass er durchgesagt hat, dass die Leute nicht zusteigen sollen, weil es sich um eine Sonderfahrt handelt", sagt Polizeisprecherin Steirer.

Bei der zweiten Station konnten die Wiener Linien die Fahrt schließlich stoppen, indem sie den Strom abschalteten. Der Mann wurde auf freiem Fuß angezeigt. Er war bisher unbescholten.

"Völlig korrekt verhalten" habe sich laut Wiener Linien jedenfalls der "echte" Lenker der Straßenbahn, betont man bei den Wiener Linien. Er habe die Garnitur vor seiner WC-Pause abgesperrt und den Schlüssel eingesteckt.

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