Immerhin: Mit dem Niederösterreicher Christian Höbart ist es Strache gelungen, nach einer Reihe unbekannter Hinterbänkler einen ersten prominenten Blauen zum Überlaufen zu bewegen. Gut möglich, dass es nun einigen noch zögerlichen blauen Funktionären leichter fällt, es ihm gleichzutun. Wobei Höbart nicht so recht zum Image passt, das Strache seiner Partei verpassen will. Wie zuletzt bei etlichen Gelegenheiten, betonte er am Freitag gleich zwei Mal seine Distanz zu Antisemitismus und NS-Ideologie. Gleichzeitig hat er nun einen Mitstreiter in seinen Reihen, der in der Vergangenheit schon mal Asylwerber als „Erd- und Höhlenmenschen“ bezeichnet hatte.
Im Programm der neuen Partei befinden sich ohnehin weitgehend bekannte FPÖ-Versatzstücke – vom Kampf gegen die „ORF-Zwangsgebühren“ bis hin zur Abwehr der Bedrohungen durch islamische Zuwanderung.
Das wahre Programm der neuen Partei ist aber ohnehin, wie ihr Name schon verrät, ihr Chef. Zwar nach Ibiza- und Spesenskandal arg ramponiert, könnte Strache allein dank seiner Prominenz für den Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp zu einem ersten Problem werden. In der Bevölkerung noch relativ unbekannt, befindet sich dessen Partei in Umfragen im Sinkflug. Strache liebäugelt nicht ganz unbegründet damit, seine ehemalige Partei vielleicht überholen zu können.
Überschattet wird das Duell jedoch von der Corona-Krise. Wie alle Oppositionsparteien leiden auch Strache und die FPÖ derzeit an Aufmerksamkeitsdefizit. Somit können beide nur hoffen, dass bis zum Spätsommer Großveranstaltungen wieder erlaubt sind, damit ein halbwegs normaler Wahlkampf möglich ist.
Gleichzeitig trompeten beide, wie so viele rechtspopulistische Parteien, die scharfe Kritik an den aktuellen Anti-Corona-Maßnahmen. Strache geißelte am Freitag die Regierung, Nepp ruft für Mittwoch gar zu einer Demo auf dem Heldenplatz aus. Wächst in den nächsten Monaten der Unmut der Bevölkerung über die Maßnahmen, könnte das für beide Parteien einen gewissen Schub bedeuten. Höhenflüge sind jedoch allein aufgrund der Spaltung unrealistisch.
Strache gibt sich jedenfalls siegessicher: „Bei meinem ersten Antreten als Wiener FP-Chef hieß es noch eine Woche vor der Wahl: Ein Einzug in den Gemeinderat wäre schon ein Erfolg: Geworden sind es dann 15 Prozent.“
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