Störaktion beim Neujahrskonzert: Soundalarme sollten Konzert unterbrechen
Wie hätte sie ablaufen sollen? Jene Störaktion der Klima-Aktivisten der "Letzten Generation", die am Sonntag beim traditionellen Neujahrskonzert im Wiener Musikverein in letzter Minute vom Landesamt für Verfassungsschutz (LVT) und der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) verhindert werden konnte.
Eine Antwort darauf, gab am Montag David Sonnenbaum, selbst Aktivist und Sprecher der Bewegung.
"Wir wollten während des Konzerts mit Soundalarmen auf die Bühne zugehen, ein Banner entrollen und so auf uns aufmerksam machen", erzählt er. Mit Soundalarmen sind kleine, elektronische Klingeln gemeint, die ein ohrenbetäubendes Geräusch erzeugen.
Der Plan der Aktivisten beim Neujahrskonzert
Eine Störaktion in der Pause, wie vonseiten der Polizei kommuniziert, dürfte also nie der Plan der Aktivisten gewesen sein. Vielmehr wäre die Live-Übertragung "zu einem günstigen Zeitpunkt, wir hatten kein spezielles Lied im Sinn, sondern hätten spontan agiert", gestört worden. Vor laufenden Kameras und einem weltweiten Millionen Publikum.
Die Aktivisten wollten genau diese Umstände nutzen, um auf ihre Botschaft aufmerksam zu machen. "Dass wir als Menschen unsere Lebensgrundlagen vernichten und kurz vor dem Kipp-Punkt stehen. Wir haben nun noch zwei Jahre Zeit, das sagen auch renommierte Klimaforscher. In dieser Zeit müssen wir eine radikale Systemwende schaffen", erklärt Sonnenbaum.
Kritik an Klebe-Aktionen
Apropos Wende: Dass die Aktionen der Aktivisten bei großen Teilen der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe stoßen, wurde bereits in der Vergangenheit ersichtlich. Scharfe Kritik gab und gibt es nicht nur jedes Mal, wenn sich die Aktivisten auf Straßen festkleben und so den Verkehr für Stunden lahm legen, sondern vor allem an "Kunstaktionen".
Erst im November hatten Klimaaktivisten der "Letzten Generation" im Leopold-Museum eine schwarze, ölige Flüssigkeit auf das Klimt-Gemälde “Tod und Leben” im Leopold Museum geschüttet, um sich danach an Ort und Stelle festzukleben. Es hagelte Vorwürfe wegen Vandalismus.
Ende mit Kleben in Großbritannien
Die in Großbritannien nun offenbar zu einem Umdenken führt. Aktivisten der Bewegung Extinction Rebellion wollen sich vorerst nicht mehr aus Protest gegen mangelnden Klimaschutz an Kunstwerken festkleben und Straßen blockieren. Das verkündete die Gruppe am Neujahrstag in einer Mitteilung mit der Überschrift „Wir hören auf“.
Die - in der Bevölkerung durchaus umstrittenen - Störaktionen seien zwar wichtig gewesen, um aufzurütteln und systematisches Politikversagen im Angesicht der Klimakrise anzuprangern. Allerdings müssten „Taktiken laufend weiterentwickelt werden“: Fortan wolle man deshalb verstärkt Druck auf verantwortliche Politikerinnen und Politiker machen, indem die breite Masse der Gesellschaft für Formen des kollektiven Protests mobilisiert wird.
Protest vor Parlament
Wie das künftig aussehen könnte, verdeutlichte die Gruppe mit einem Aufruf zum Protest vor dem britischen Parlament am 21. April: Ziel sei es, das House of Commons und das House of Lords im Londoner Westminster-Palast mithilfe von mindestens 100.000 Menschen tagelang zu blockieren - und die politischen Entscheidungsträger damit zum Handeln zu zwingen. Das Motto der geplanten Großdemonstration unterstreicht den Willen, aus den Aktionen weniger einen Protest der vielen zu machen. Es lautet: „The Big One“.
In Österreich sieht man dies anders. Laut Sonnenbaum will man bei der "Letzten Generation" jedenfalls "am zivilen Widerstand und an Störungen des Alltags festhalten". Der Sprecher: "Je regelmäßiger die Störaktion spürbar sind, desto größer wird der Druck auf die Politik." Darum sei die Auswahl für die Neujahrs-Störaktion auch auf das vielbeachtete Neujahrskonzert gefallen: "Um der Welt zu zeigen, wie dringend die Lage ist und wie untätig manche Regierungen sind", erklärt Sonnenbaum.
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