Stadtwerke: Höhere Preise für Fernwärme werden kommen
In Anbetracht der steigenden Preise - eines 450 Prozent gestiegenen Gaspreises - sei es unwahrscheinlich, dass es keine weitere Erhöhung bei der Fernwärme geben wird. Das sagte der Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) bei der Bilanzkonferenz der Wiener Stadtwerke. Wien ist in der Fernwärme derzeit noch stark von Erdgas abhängig. Man warte mit der Preiserhöhung aber „längstmöglich zu, um eben auch ein Zeichen der Unterstützung für die Wienerinnen und Wiener zu geben“, so Hanke.
Es sind "herausfordernde Zeiten" sagt er. Er bezieht sich hier auf den Krieg in der Ukraine, die steigenden Gaspreise oder die hohe Inflation. Die Generaldirektoren der Wiener Stadtwerke-Gruppe Martin Krajcsir und Peter Weinelt stellten auch genau deswegen ihr oberstes Ziel in Aussicht: "Wir wollen raus aus Gas". Man wolle nicht weiter abhängig sein.
Gewinn minimal auf 282 Mio. Euro gesunken
Die Wiener Stadtwerke im Eigentum der Stadt Wien haben 2021 ihren Umsatz um mehr als eine Milliarde auf 4,3 Mrd. Euro gesteigert, der Gewinn jedoch ist minimal auf 282 Mio. Euro gesunken. „Das ist vor allem an der Preisentwicklung auf den internationalen Energiemärkten gelegen“, sagte Generaldirektor Martin Krajcsir. Wegen der hohen Gaspreise stieg der Materialaufwand von 1,4 Mrd. Euro 2020 auf über 2,5 Mrd. Euro 2021.
Die Stadtwerke kaufen Gas zu Marktpreisen ein, zahlen also für eine Megawattstunde derzeit knapp unter 100 Euro. Man kaufe 24 Monate im Voraus, wodurch sich ein Mischpreis ergebe und man die Verwerfungen der vergangenen Monate etwas besser aushalte. „Aber die Zukunft schaut preislich momentan nicht sehr lustig aus“, sagte Krajcsirs Stellvertreter Peter Weinelt.
Die Wiener Stadtwerke sind aufgrund ihrer Tochter Wien Energie und deren Gaskraftwerke nach der voestalpine und der OMV einer der größten CO2-Emittenten Österreichs. 2021 gingen die Treibhausgasemissionen der Stadtwerke auf 2,3 Mio. Tonnen zurück, nach 2,6 Mio. Tonnen 2020 und 3,8 Mio. Tonnen 2019, wie aus dem ebenfalls am Mittwoch veröffentlichten Nachhaltigkeitsbericht hervorgeht.
Wie Weinelt erklärte, sind die CO2-Emission 2020 und 2021 vor allem deshalb zurückgegangen, weil Wiens Gaskraftwerke in den beiden Coronajahren weniger oft im Einsatz waren als noch vor der Krise 2019. Die Anlagen der Wien Energie werden bei hohem Bedarf zugeschaltet, um das Stromnetz in ganz Österreich zu stabilisieren. Die Erzeugung von Strom und Fernwärme sind laut Nachhaltigkeitsbericht für mehr als 98 Prozent der CO2-Emissionen der Wiener Stadtwerke verantwortlich.
Ziel: Klimaneutralität bis 2040
Die Wien Energie erzeugt in ihren Kraftwerkanlagen wie jenem in Simmering aus Erdgas sowohl Strom als auch Fernwärme. Bis 2040 will die Stadt und ihr kommunaler Versorger die Fernwärme auf Geothermie und Großwärmepumpen umstellen, um klimaneutral zu werden. Auch in anderen Bereichen wollen Stadt und Stadtwerke ihren Beitrag zum Kampf gegen die Klimakrise leisten.
In den Jahren 2022 bis 2026 investiert das Unternehmen 6,2 Mrd. Euro, davon seien 5,7 Mrd. Euro klimafördern, wie der für die Stadtwerke zuständige Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) sagte. Teil der Investitionssumme ist auch der U-Bahnausbau der Stadtwerke-Tochter Wiener Linien mit rund 3 Mrd. Euro. Ziel des Öffi-Ausbaus sei es, den Pendlerverkehr von der Straße wegzubekommen.
Für Hanke sei es jetzt wichtig, nicht nur in den Krisemodus zu fallen. Krisenmanagement sei wichtig, aber auch die Investition in den Wirtschaftsstandort Wien. Viele Unternehmen treffen jetzt die Standortentscheidung, ob eine CO2-neutrale Energie zur Verfügung steht und wie man damit in der Stadt umgeht: "Ein gutes Beispiel ist hier der Pharmakonzern Takeda, der in der Seestadt in Aspern, die bis 2025 ein neues Forschungszentrum mit 300 Forschenden errichten wird", sagt Hanke. Sie investieren 130 Millionen Euro in Wien - aufgrund der Standortbedingungen.
Arbeitsplätze werden kommen und gehen
Investitionen in Digitalisierung haben oft auch einen Rückgang an Arbeitsplätzen zufolge. Ein Beispiel ist etwa die Ticketkontrolle, die dann vom Ticketautomaten übernommen wird. Wiener Stadtwerke-Generaldirektor Krajcir sagt dazu: "Tätigkeiten werden bei uns digitalisiert, wie etwa die Prozessautomation im Rechnungswesen. Aber es kommen auch neue Jobs hinzu. Es ist positiv, Menschen von weniger anspruchsvollen Routinetätigkeiten freizuspielen und in höherwertigen Bereichen einzusetzen". Ein Beispiel sei auch der Rundengeher im Kraftwerk, der durch einen Roboterhund ersetzt wurde.
Mit über 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind die Wiener Stadtwerke eines der 25 größten Unternehmen Österreichs.
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