Stadtlogistik: Wien knüpft am Paketboxen-Netz
Während Telefonzellen langsam aus dem Stadtbild verschwinden, tauchen neuerdings andere Quader im öffentlichen Raum auf: sogenannte Paketboxen.
Die Idee dahinter: Die Menschen sollen nicht mehr auf Paketboten warten müssen, die dann häufig doch nicht kommen oder nur den berühmten gelben Zettel hinterlassen. Ein Problem, das besonders zu Weihnachten spürbar wurde.
Über Paketboxen kann man Pakete abholen oder versenden – 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche. Der Trend zur Paketbox ist weltweit ein Thema. Rund 63.000 Paketboxen, auch Locker genannt, gibt es weltweit. In Österreich zählte man zuletzt lediglich etwas mehr als 700 – und liegt damit unter dem europäischen Durchschnitt.
„Wir haben uns angesehen, wie es
in Städten wie in Singapur oder
Dänemark funktioniert“
Das Problem: Die Paketboxen werden von verschiedenen privaten Anbietern betrieben und sind unterschiedlich zu bedienen. Kurzum: Den Überblick zu bewahren, ist schwierig.
Die Wiener Stadtwerke wollen diese Anbieter nun verbinden – mit dem Pilotprojekt namens „Wien Box“. Geleitet wird es von Monika Unterholzner, Chefin der Wiener Lokalbahnen (die zu den Stadtwerken gehören). „Begonnen hat es damit, dass wir mit A1 an den Haltestellen der Badner Bahn Boxen errichtet haben. Die sind gut angekommen“, sagt sie.
In diesen Boxen kann man persönliche Gegenstände hinterlegen oder etwas von einem Paketdienst oder Händler deponieren lassen – wie Bücher aus der Buchhandlung: „Die Idee war, dass unsere Fahrgäste am Weg zur Arbeit und am Heimweg ein Paket mitnehmen können. Das spart ihnen und den Lieferanten unnötige Wege.“
Effizientes System
Jetzt wurde dieses Boxen-System ausgebaut und auf den Namen „Wien Box“ getauft. Zehn „Wien Box“-Standorte wurden bereits eröffnet – etwa am Zentralfriedhof oder in der WIPARK-Garage in der Weihburggasse (siehe Grafik). Auf diese sollen nächstes Jahr weitere 20 folgen.
„Es geht uns darum, einen Beitrag für eine effiziente Stadtlogistik zu leisten und zu einer CO2-Einsparung beizutragen“, sagt Unterholzner. „Wir versuchen, mithilfe der offenen Paket-Boxen-Systeme ein Logistik-Netzwerk für die Stadt mitaufzubauen“.
Im Gespräch sind etwa weitere Standorte bei Stationen der Wiener Linien – etwa bei der U-Bahn. Und man möchte weitere Nutzungsoptionen testen. „Wir hinterlegen etwa für unsere Wien-Energie-Mitarbeiter Stromzähler in den Boxen“, sagt Unterholzner. Die Mitarbeiter können so von einer Box in ihrer Nähe zum Kunden fahren und sparen sich den Weg in die Firma.
40 Personen sind derzeit in das Projekt „Wien Box“ involviert. Beteiligt sind Vertreter von der Stadt, der Wirtschaftskammer und von A1. Vorerst ist es für drei Jahre angesetzt. Kostenpunkt: 700.000 Euro.
„Wir sehen hier auch eine Chance für den lokalen Handel. Jeder Trafikant oder jedes Geschäft, von der Putzerei bis zum Wollgeschäft, kann Ware für Kunden hinterlegen“, so Unterholzner.
Keine neue Post
Neben den physischen Boxen bieten die Stadtwerke auf wienbox.at einen Überblick über die Standorte anderer Boxen-Anbieter: A1, Myflexbox, Renz, Rosy’s, Storebox, Tamburi und Variocube. Eine App wird derzeit entwickelt. Rosy’s ist übrigens ein Anbieter, der mit gekühlten Boxen auf Märkten zu finden ist – etwa am Naschmarkt. So können Lebensmittel für Standler oder Kunden hinterlassen werden.
„Wir werden jetzt allerdings nicht zur Post“, sagt Unterholzner. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Fachhochschule des BFI Wien – mit einer Studie mit dem Titel „State of the Art“.
Ziel des Projekts ist es, Wien international gut zu positionieren. Nur wenige Städte übernehmen eine logistische Planung mit der Integration mehrerer Boxenbetreiber. In den USA gibt es vor allem einen Anbieter – Amazon.
„Wir haben uns angesehen, wie es in Städten wie in Singapur oder Dänemark funktioniert“, sagt Unterholzner. Als Vorbild gelten die „Locker Alliance“ in Singapur, die „Nearbox“ in Dänemark und die deutsche „Hamburg-Box“.
Kommentare