Architekt soll sechs Millionen zahlen

Trockene Sache: Die Verantwortung für die missglückte Sanierung des Stadthallenbads wird vor Gericht geklärt
Wien Holding deckt Generalplaner mit Millionenklagen ein. Dieser wehrt sich jetzt.

Das Sanierungsdebakel des Stadthallenbads wird endgültig ein Fall für die Gerichte. Seit Mai 2010 ist das Bad geschlossen, im Jänner 2012 wurde nach Wasseraustritten ein Baustopp verhängt. Noch immer ist unklar, wann das Bad aufsperren kann. Wien-Holding-Chef Peter Hanke überraschte zuletzt mit der Ankündigung, man werde sich am beauftragten Generalplaner schadlos halten und habe Klage eingebracht. Generalplaner Georg Driendl wehrt sich nun und legt die Klagen offen. Sie zeigen wie tief die Gräben zwischen Driendl und der Führung der Stadthalle bereits sind.

Es geht um Millionen

Driendl hatte nach dem Baustopp noch ausstehende Planungshonorare eingefordert. Als die Stadt sich weigerte zu zahlen, klagte er die Honorarnoten ein. Postwendend kam eine Gegenklage von knapp sechs Millionen Euro. Größter Posten: 2,6 Millionen Euro Schadenersatz wegen entgangener Einnahmen aus Eintrittsgeldern durch die Bauverzögerung. „Das ist unglaublich. Denn den Baustopp hat ja die Stadt verhängt. Zusätzlich wurden nur die verlorenen Einnahmen, aber keine Kosten gegengerechnet“, sagt Hannes Pflaum, Anwalt Driendls und Präsident des Architekturzentrums Wien.

Denn tatsächlich muss das Stadthallenbad in Betrieb mit knapp einer Million jährlich subventioniert werden. So kurios es klingt: Für die Stadt ist ein gesperrtes Bad günstiger als ein offenes.

Bilder: Im Stadthallenbad wird wieder geschwommen

Architekt soll sechs Millionen zahlen

Architekt soll sechs Millionen zahlen

Wiener Stadthallenbad
Architekt soll sechs Millionen zahlen

WIENER STADTHALLENBAD: VOLLBETRIEB FRÜHESTENS AB S
Architekt soll sechs Millionen zahlen

stadthallenbad…
Architekt soll sechs Millionen zahlen

Architekt soll sechs Millionen zahlen

Wiener Stadthallenbad,Wr.Stadthallenbad…
Architekt soll sechs Millionen zahlen

Architekt soll sechs Millionen zahlen

Architekt soll sechs Millionen zahlen

Architekt soll sechs Millionen zahlen

Architekt soll sechs Millionen zahlen

Zusätzlich fordert die Stadt das bereits bezahlte Honorar Driendls, 1,2 Millionen Euro, zurück. Damit nicht genug: Die Stadt brachte eine Feststellungsklage ein, um weitere Mängel, die noch entdeckt werden, abzudecken. Im schlimmsten Fall wäre dies das Auftragsvolumen von 17 Millionen Euro.

Für Driendl sind die Klagen ein Affront. Er sei nur für die Planung beauftragt gewesen, das Projektmanagement habe die Stadthalle übernommen. „Erst dann stellte sich heraus, dass der Zustand des Bades schlimmer war als vom Bauherrn angegeben. Durch wöchentliche Sitzungen war die Stadt über jeden Schritt im Bad informiert und wusste von den Problemen.“

Unterstützung für Driendl kommt aus der Architektenkammer. „Wir stehen voll und ganz hinter dem Kollegen“, sagt Präsident Walter Stelzhammer. „Wir sehen hier, dass der Bauherr seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Ich bin sehr überrascht, dass man sich jetzt auch noch traut zu klagen.“

Bei der Wien Holding sieht man das naturgemäß anders. „Die Klage wurde wegen massiven Planungsfehlern, Nichterbringung von Leistungen und der Missachtung von Baunormen eingebracht“, sagt ein Sprecher der Holding. Man sei überzeugt, den Prozess zu gewinnen. „Wir hätten nicht Klage eingebracht, wenn wir uns nicht im Recht sehen würden.“ Driendls Anwalt spricht dagegen von einer Panikaktion der Stadt: „Wir werden den Prozess gewinnen.“

Wie immer es vor Gericht ausgeht, eines steht bereits jetzt fest: Die Wiener haben auch nach vier Jahren kein Stadthallenbad.

Chronik

2010: Im Mai wurde das Bad zur Sanierung geschlossen

2011: Im Herbst wollte man eröffnen, im Dezember gab es große Wasseraustritte

2012: Im Jänner verhängte die Stadt einen Baustopp

2013: Die Stadt bringt Klage gegen Driendl ein

2014: In diesem Jahr will man aufsperren

Kommentare