Stadtführungen: „Wien mal anders“ erleben
Vom Zentrum der Hauptaula führt eine imposante Treppe in den zweiten Stock. Dort am Ende der Stiege thront die Marmorstatue Justitia. Dreht man sich um und blickt zum Eingang, sieht man den Doppeladler, in dem die Symbole der Republik und der Monarchie vereint sind. Diese Entdeckungen kann man im Justizpalast machen, den man ab Februar als zweiten Teil der Kombi-Tour „Parlament Führung – ein Blick hinter die Kulissen“ von „Wien mal anders“ besuchen kann.
Im Jänner letzten Jahres gründeten die Eigentümer Elisabeth „Lizzy“ Hillinger und Raimund Novotny ihr Unternehmen „Wien mal anders“, das sie gemeinsam aufgebaut haben. Die Idee dahinter ist, die Stadt abseits der Trampelpfade der Touristen kennenzulernen und versteckte Orte in der Hauptstadt zu entdecken. „Die Idee war, Bestehendes neu zu interpretieren und Emotionen mit den Aktivitäten zu verbinden. Was für den Einheimischen interessant ist, gefällt meist auch den Touristen“, erklärt Novotny. Die eigene Neugier war der Antrieb. „Das, was nicht alltäglich ist, will man ja selbst erleben.“
Die Qualität sei ihnen sehr wichtig, sagt Lizzy Hillinger. „Wir gestalten unser Angebot so, wie wir es selber gerne machen würden. Wir achten darauf, klimafreundlich zu sein und nur Produkte zu beziehen, bei denen man weiß, wo sie herkommen.“
Notbetten für Politiker
Der KURIER durfte bei der „Probeführung“, die von Stefan Riedl durchgeführt wird, dabei sein. Die Tour startet im Parlament und der Treffpunkt ist die Pallas-Athene-Statue am Vorplatz. Die Renovierung des Parlaments wurde als Anlass genommen, das neue Angebot zu konzipieren. Während der Führung bekommt man vor allem viele exklusive Einblicke in die historischen Ereignisse rund um den Nationalratssitzungssaal, den historischen Sitzungssaal und die Säulenhalle. Außerdem dürfen spannende und lustige Fakten nicht fehlen. So dauerte etwa die längste Rede im Nationalratssitzungssaal 16 Stunden. Genau für diesen Fall gab es früher Notbetten, um die Zeit bis zu den Abstimmungen zu überbrücken.
Kulinarischer Ausklang
Auch die 50er-Jahre-Einrichtung des Saals ist bereits denkmalgeschützt und wurde nach der Sanierung wieder in die Ausstattung eingefügt. Am Ende begibt man sich hoch hinauf. Durch die neue Glaskuppel sieht man nun in den Nationalratssitzungssaal hinab und kann auch einen Rundgang machen, wenn der Saal,
zum Beispiel für die Angelobung des Bundespräsidenten, genutzt wird. Von der Legislative geht es weiter zur Judikative. Ihren Abschluss findet die Tour nämlich gegenüber vom Parlament, im Justizpalast. Dort erfährt man alle wichtigen Fakten zum Justizbrand und bekommt spannend erklärt, wie der Oberste Gerichtshof funktioniert.
In einem eher unbekannten Café (es wird auch hier noch nicht verraten) gibt es zum Ausklang der Führung noch ein Glas Sekt und Brötchen, während man einen wunderschönen Ausblick über den Dächern Wiens genießen kann. „Die Kulinarik ist uns besonders wichtig und darf nicht zu kurz kommen“, meint Hillinger.
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