Escape-Spiele: Verbiegen, zerreißen, ausschneiden - der große Tabubruch
Spiele-Fans an dieser Stelle das Genre der „Escape Room“-Spiele zu erläutern, wäre fast blasphemisch. Was das momentan erfolgreichste Spielekonzept im deutschsprachigen Raum dennoch spannend macht, sind seine Geschichte, die Entwicklungen, die es nimmt – und ein anstehendes Jubiläum.
Im Herbst werden es fünf Jahre, dass der Kosmos-Verlag eine visionäre Entscheidung traf: Nach intensiven Diskussionen entschied man sich, mit einem der Grundsätze der Spielewelt zu brechen – dem der Wiederspielbarkeit.
Denn jede Ausgabe der Rätselserie Exit ist nur ein einziges Mal spielbar. Nicht nur, weil man (wie in einem echten Escape Room) dann die Lösung der Rätsel kennt. Sondern auch, weil das Spielmaterial zerstört wird. Erwachsene dürfen endlich das, was als Kind stets verboten war: Karten hemmungslos knicken, Spielteile bemalen, zerschneiden, nass machen.
„In die Debatte waren alle Abteilungen eingebunden. Vertrieb, Marketing und natürlich unsere hausinterne Nachhaltigkeitsbeauftragte“, erinnert sich Kosmos-Spieleredakteur Arnd Fischer. „Letztlich hat gezählt, dass die Kreativität, die unsere Spieleerfinder an den Tag legen können, viel höher ist, wenn man mit dem Material basteln kann.“ Dadurch seien Rätsel und „coole Erlebnisse“ möglich, die es sonst nicht gäbe. „Daher haben wir gesagt: Wir trauen uns!“
Kopieren will gelernt sein
Ein Schritt, der einen Boom auslöste. Andere Verlage zogen nach, heute biegen sich die Tische unter Adaptionen des Konzepts. Die Auswahl fällt schwer, denn die Qualität schwankt. Unverständliche Rätsel, eine zu komplexe Spielmechanik oder Triviales: Auch Kopieren will gelernt sein.
Zu den nennenswerten Vorreitern zählt auch Noris. Der Verlag hat ebenfalls im Jahr 2016 Escape Room veröffentlicht, das batteriegestützt arbeitet. Die Spieler müssen sich die richtigen Schlüssel erarbeiten und in einen Decoder stecken. Es gibt zahlreiche Erweiterungen und eine VR-Adaption.
Spieletipp: Pocket Detective
Ist das Thema bald durch? Nein. Neben dem Escape-Gedanken verlagern sich viele Verlage nun aber auf das fast schon wieder klassische Detektiv-Spiel: Gemeinsam gilt es (meist von Karten angeleitet), Verbrechen aufklären. Ein Tipp für Einsteiger: Pocket Detective von Yury Yamshchikov (Schmidt Spiele). Drei knifflige Fälle sind erschienen.
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